„Aufsteigen egal“? HSV-Ass Leibold und seine Ansage an St. Pauli, Werder und Schalke
Ein Kreuzbandriss beendete für Tim Leibold die Saison vorzeitig. Doch der Blick geht bei ihm längst wieder nach vorne. Die MOPO hat mit dem Verteidiger über seine Reha, Comeback-Pläne, die Entwicklung beim HSV und den Aufstiegskampf gesprochen.
Ein Kreuzbandriss beendete für Tim Leibold die Saison vorzeitig. Doch der Blick geht bei ihm längst wieder nach vorne. Die MOPO hat mit dem Verteidiger über seine Reha, Comeback-Pläne, die Entwicklung beim HSV und den Aufstiegskampf gesprochen.
MOPO: Herr Leibold, Weihnachten und Silvester verbringen Sie in der Regel bei der Familie in der Heimat im Süden. Wie sieht es in diesem Jahr aus?
Tim Leibold: Es stimmt, in der Vergangenheit war ich regelmäßig zu dieser Zeit in Süddeutschland. Diesmal bin ich aber ganz bewusst in Hamburg geblieben. Das passt für mich einfach besser, denn so eine richtige Winterpause gibt es für mich nicht. Meine Reha geht weiter, hier in Hamburg kann ich alles am besten machen und mich auch weiter behandeln lassen. Meine Familie kommt dafür Ende des Jahres für ein paar Tage hoch in den Norden.
Und selbst brauchen Sie keine Luftveränderung?
Im Moment nicht. Ich bin hier gut aufgehoben und in dieser Saison ja auch nicht auf den Zeitpunkt angewiesen. Wenn ich irgendwann im Februar oder März denke, dass ich mal ein paar Tage aus Hamburg raus muss, kann ich das auch dann machen.
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Ihre Operation war Anfang November vor gut sieben Wochen. Wie geht es Ihnen aktuell, läuft alles nach Plan?
Mir geht es gut. Ich kann mich ohne Krücken und Schiene bewegen. Im Alltag kann ich eigentlich alles wieder machen. Da habe ich keine Probleme und keine Schmerzen. Auch im Training mache ich für den Zeitpunkt der Operation schon wieder relativ viel. Manchmal muss man aufpassen, dass man nicht zu schnell zu viel will. Es geht dann darum, wie viel Gewicht man nimmt oder in welcher Geschwindigkeit man die Übungen macht. Man darf nicht vergessen, dass trotzdem alles noch relativ frisch ist.
Wie sehen die nächsten Schritte aus? Gibt es schon einen Plan, wann Sie wieder in das Lauftraining einsteigen können?
Bis zum Lauftraining wird es auf jeden Fall noch etwas dauern. Bei so einer Verletzung sind es in der Regel zwei bis drei Monate, bis man damit einsteigen kann. Vorher muss man mit den Basics relativ weit sein, denn beim Laufen kann auch immer mal wieder etwas Unerwartetes passieren. Man stolpert oder bleibt hängen, da ist das Risiko dann einfach zu groß. Im Moment stehen noch Dinge wie Muskelaufbau und Stabilisation im Vordergrund. Ich denke, mit dem Lauftraining werde ich Ende Januar oder Anfang Februar beginnen können.
Leibold plant HSV-Comeback erst nächste Saison
Die Verletzung ist zu einem Zeitpunkt passiert, wo man eigentlich sagt, die Saison ist gelaufen. Sehen Sie das auch so oder gibt es im Hinterkopf auch eine kleine Hoffnung, dass es schneller gehen könnte?
Überhaupt nicht. Ich habe zwar noch keine Erfahrungen mit Knieverletzungen. Nach der Operation hat mir der Arzt aber direkt den Wind aus den Segeln genommen und gesagt, man braucht im Schnitt neun Monate für so eine Kreuzbandverletzung. Deswegen mache ich mir auch keine Hoffnung, dass ich im Mai vielleicht noch mal spielen kann. Mir ist es sogar ziemlich egal, ob ich jetzt vier Wochen länger brauche oder nicht. Die Hauptsache ist, dass mein Knie wieder gesund wird.
Vielleicht ist es ja auch sogar hilfreich, dass man keinen großen Zeitdruck hat. Sie können sich in Ruhe auf die Reha konzentrieren.
Genau so gehe ich mit dem Kopf an die Sache ran. Ich hoffe, dass ich zum Start der Vorbereitung auf die neue Saison wieder dabei sein kann. Hundertprozentig fit werde ich dann wahrscheinlich auch noch nicht sein. Aber ich hoffe, dass ich dann zu 100 Prozent so aufgestellt bin, dass ich wieder voll mit dem Team trainieren kann. Das ist mein Ziel.
Waren Sie seit der Verletzung schon mal wieder als Zuschauer im Stadion dabei?
Nein, tatsächlich bislang noch nicht. Das ist erst für das neue Jahr geplant. Ich hatte zuletzt einfach noch das Problem, dass ich nicht so lange sitzen kann. Darum habe ich mir die Spiele lieber von zu Hause aus angeschaut. Da bin ich dann doch etwas flexibler und kann alles besser schonen. Ich habe es mit unseren Ärzten jetzt so besprochen, dass ich ab Januar wieder im Stadion dabei sein werde.
Leibold ist mit der HSV-Entwicklung zufrieden
Wie sieht denn Ihr Blick von außen auf die jüngsten Leistungen Ihres Teams aus? Sind Sie mit der Entwicklung der Mannschaft zufrieden?
Auf jeden Fall. Ich finde, die Jungs machen es richtig gut. Gegen Schalke war es jetzt zwar ein nicht so guter Auftritt. Man muss aber auch anerkennen, dass Schalke nicht so schlecht ist und zu Recht oben dabei ist. Wir hätten das Spiel auch verlieren können, aber mit ein bisschen Glück hätten wir es auch gewinnen können. Die Entwicklung der Mannschaft ist für mich trotzdem auf jeden Fall sehr positiv.
Gegen Schalke wurde bereits zum sechsten Mal in dieser Saison eine Führung verspielt. Fehlt dem Team da manchmal noch die Reife oder was ist das Problem?
Wir sind noch in der Entwicklung, das darf man nicht vergessen. Es waren in der Hinrunde Spiele dabei, bei denen wir spät Tore geschossen haben und damit etwas gewonnen haben. Und es waren auch Spiele dabei, in denen wir richtig gut gespielt haben, aber nur einen Punkt geholt haben. Man muss sicher noch daran arbeiten, dass wir uns mit unserer Spielweise häufiger belohnen. Spiele wie gegen Schalke wird es wahrscheinlich immer wieder geben. Dafür ist das Ganze noch am Anfang der Entwicklung.
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Auffällig ist, dass es im Umfeld des Vereins ruhiger geworden ist. Registrieren Sie das auch als Spieler?
Ja, und das ist auch wichtig. Wenn von außen nicht so viel auf den Verein einprasselt, dann merkt man das als Spieler und es hilft. Man kann auch mal ein Spiel nicht so gut spielen, wird dafür aber nicht direkt an den Pranger gestellt. Es kann von mir aus gerne weiter ruhig bleiben.
Mit 30 Punkten auf Tabellenplatz drei geht es für den HSV in die zweite Saisonhälfte. Wie schätzen Sie die Ausgangslage ein?
Es ist eine gute Basis, alles ist möglich. Ich bin mir sicher, dass der Trainer weiter auf viele Details achten und alles noch mal ein bisschen verfeinern wird. Wenn die Jungs im neuen Jahr dann weiter so auftreten, wie in den Spielen vor Schalke, habe ich ein sehr gutes Gefühl. Ein guter Start in das neue Jahr wird wichtig sein.
Für Leibold wird es ab dem 27. Spieltag spannend
Bremen und Schalke haben sich nach Problemen zum Start langsam gefangen und sind nun auch oben dabei. Mit welchen Gedanken blicken Sie auf die beiden Absteiger?
Wir haben es vor drei Jahren selbst gemerkt. Die entscheidende Phase kommt ab dem 27. oder 28. Spieltag. Wenn man da die Spiele nicht gewinnt, wird der ohnehin schon große Druck immer größer. Es wird spannend, wie gerade Mannschaften wie Schalke und Bremen dann damit umgehen werden. Ich hoffe, dass wir als Mannschaft aus den letzten Jahren gelernt haben.
Wie sieht es mit dem FC St. Pauli aus?
Auch das wird spannend. Bislang läuft es bei denen anscheinend ein bisschen nach dem Motto: Wir sind vorne, aber aufsteigen ist uns relativ egal. Seien wir doch mal ehrlich, wenn sie jetzt da vorne stehen und sie stehen aus meiner Sicht auch zu Recht da vorne, dann ist deren Ziel auch, dass sie aufsteigen. Der Druck wird irgendwann eine Rolle spielen. Das ist ähnlich wie bei Schalke und Bremen. Ich bin mir sicher, der Kampf um den Aufstieg wird bis zum Schluss spannend bleiben.