HSV, St. Pauli, Kiel oder 96? Legenden sind sicher: Diese Nord-Klubs steigen auf
Die Konkurrenz staunt und blickt neidisch auf die Tabelle. Gleich vier Nordklubs rocken die Zweite Liga, St. Pauli, der HSV, Holstein Kiel und Hannover 96 stehen nach zehn Spieltagen an der Tabellenspitze. Eine für den Norden schöne Momentaufnahme – aber welche der Vereine halten durch? Die MOPO bat vier Legenden der Nordklubs um ihre Einschätzung.
Die Konkurrenz staunt und blickt neidisch auf die Tabelle. Gleich vier Nordklubs rocken die Zweite Liga, St. Pauli, der HSV, Holstein Kiel und Hannover 96 stehen nach zehn Spieltagen an der Tabellenspitze. Eine für den Norden schöne Momentaufnahme – aber welche der Vereine halten durch? Die MOPO bat vier Legenden der Nordklubs um ihre Einschätzung. Die klingt aus Hamburger Sicht durch die Bank ziemlich verheißungsvoll.
David Jarolim (44/von 2003 bis 2012 HSV-Profi und 29-maliger Nationalspieler Tschechiens): „Ich habe den Eindruck, dass sich der HSV in dieser Saison weiterentwickelt hat. Sie gehen defensiv nicht mehr so sehr ins Risiko, das gefällt mir. Außerdem sind sie nicht mehr so ausrechenbar. László Bénes spielt bislang eine sehr starke Saison, dadurch hängt nicht mehr alles davon ab, ob Robert Glatzel trifft. Aber: Der HSV braucht Konstanz, das ist das Wichtigste. Innerhalb eines Monats darf man einmal Punkte liegen lassen, den Rest der Spiele sollte man aber gewinnen.
„Dieses Mal schafft es der HSV wirklich“
Zu den Konkurrenten: St. Pauli muss man ein Kompliment aussprechen, auch wenn mir das als HSVer nicht so leicht fällt. Sie machen es wirklich gut. Dass Hannover so weit vorn steht, überrascht mich nicht. Ich kenne Trainer Stefan Leitl sehr gut, habe mit ihm in Nürnberg und bei Bayern zusammengespielt. Er weiß, wie man aufsteigt, das hat er auch schon mit Fürth geschafft. Dass Kiel so weit vorn steht, hätte ich hingegen vor der Saison nicht vermutet. Sie scheinen sich neu erfunden zu haben.“
Prognose: „Seit fünf Jahren sagt man, dass der HSV es schaffen sollte. Aber ich glaube, dass es diesmal wirklich so weit ist. Dass die Absteiger Schalke und Hertha so viele Probleme haben, öffnet dem HSV die Tür. Zumindest von St. Pauli und Hannover erwarte ich, dass sie bis zum Ende oben dabei bleiben.“
Fabian Boll (44/von 2002 bis 2016 bei St. Pauli und 2010 Stadtderby-Torschütze gegen den HSV): „Dass vier Nordklubs um den Aufstieg kämpfen und so gut dastehen, gab es, glaube ich, noch nie. Das ist schon außergewöhnlich und bringt großen Spaß. St. Pauli überrascht mich dabei am wenigsten, es war absehbar. Überraschend war eher, dass sie zum Start nicht ganz so gut gepunktet haben. Der HSV hat vielleicht sogar die besseren Einzelspieler, St. Pauli aber für mich den klareren Plan.
„Ich glaube an den Hamburger Doppel-Aufstieg“
Hannover ist ja eigentlich Jahr für Jahr ein schlafender Riese gewesen, in dieser Saison scheinen sie deutliche Schritte nach vorn zu machen. Und Kiel tat die Blutauffrischung vor der Saison sehr gut. Aus meiner Sicht macht sich der Verein allerdings etwas zu klein. Das musst du nicht, wenn du in den vergangenen Jahren schon zweimal die Relegation erreicht hast.“

Prognose: „St. Pauli wird diesmal den großen Wurf schaffen, da lege ich mich fest. Ich sehe sogar sehr große Chancen, dass der Hamburger Doppel-Aufstieg gelingen kann und neben St. Pauli auch der HSV mit in die Bundesliga geht.“
Fin Bartels (36/gebürtiger Kieler und von 2002 bis 2007 und ab 2020 bis zum Karriereende im vergangenen Sommer bei Holstein unter Vertrag): „Dass Holstein eine so gute Rolle spielt, ist durchaus überraschend, weil es vor dieser Saison einen gewaltigen Umbruch gab. Da weißt du erstmal nicht, wo du als Mannschaft stehst. Die Ergebnisse stimmten am Anfang aber, das hat Holstein Rückenwind gegeben.
„St. Pauli spielt wirklich geil“
Sie bringen sehr viel Energie auf den Platz. Auch wenn Fehler passieren: Glaube und Wille sind immer da. Insgesamt finde ich es cool, dass so viele Nordklubs oben stehen. Gerade St. Pauli spielt einen wirklich geilen Fußball, da guckt doch jeder gern zu.“
Prognose: „Die drei Nord-Rivalen sind gegenüber Kiel natürlich im Vorteil. Insbesondere beim HSV und bei Hannover sind die finanziellen Möglichkeiten größer. Ich kann mir vorstellen, dass Kiel dran bleibt, aber ob es für ganz oben reicht, bezweifle ich noch.“
Dieter Schatzschneider (65/gebürtiger Hannoveraner, 96-Klublegende und Nummer zwei der ewigen Zweitliga-Torschützenliste): „Die Entwicklung, die 96 nimmt, freut mich sehr. Ende letzter Saison und Anfang dieser hatte man kein gutes Gefühl. Dann kam das Donnerwetter von Boss Martin Kind – und nun läuft es.
„96 bleibt Konkurrent für die Hamburger Klubs“
Entscheidend ist, dass bei 96 die Mentalität im Vordergrund steht. Mit Marcel Halstenberg haben sie zudem einen Spieler dazu bekommen, der den Unterschied macht. Den HSV und St. Pauli habe ich ohnehin da oben erwartet. Mit Kiel war diesbezüglich nicht so zu rechnen.“
Das könnte Sie auch interessieren: Wochen vorher: Der HSV ist schon heiß auf das Spitzen-Derby bei St. Pauli
Prognose: „In der Zweiten Liga geht es um Willen und Kampf! Anders steigst du nicht auf. 96 zeigt gerade genau das. Bleibt es so, können sie bis zum Ende ein gewichtiges Wort um den Aufstieg mitsprechen – als Konkurrent für die Hamburger Klubs.“