HSV-Profi angeklagt: Was Bakery Jatta jetzt droht
853 Tage dauert die Debatte um seine Identität schon an. Vor fast zweieinhalb Jahren, am 7. August 2019, wurde HSV-Profi Bakery Jatta erstmals in einem Artikel der „Sport Bild“ vorgeworfen, unter falscher Identität aus Gambia nach Deutschland eingereist zu sein. Angeblich soll es sich bei Jatta um den zwei Jahre älteren Bakary Daffeh handeln. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat nun Anklage gegen Jatta erhoben, es könnte zu einem Prozess vor dem Jugendrichter kommen. Jattas Anwalt will das aber verhindern. Was droht Jatta im schlimmsten Fall? Nun hat sich auch der DFB geäußert.
853 Tage dauert die Debatte um seine Identität schon an. Vor fast zweieinhalb Jahren, am 7. August 2019, wurde HSV-Profi Bakery Jatta erstmals in einem Artikel der „Sport Bild“ vorgeworfen, unter falscher Identität aus Gambia nach Deutschland eingereist zu sein. Angeblich soll es sich bei Jatta um den zwei Jahre älteren Bakary Daffeh handeln. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat nun Anklage gegen Jatta erhoben, es könnte zu einem Prozess vor dem Jugendrichter kommen. Jattas Anwalt will das aber verhindern. Was droht Jatta im schlimmsten Fall? Nun hat sich auch der DFB geäußert.
„Ich kann die Anklage nicht nachvollziehen“, sagt Jattas Anwalt Thomas Bliwier der MOPO. Er ist überzeugt davon, dass es „im Ermittlungsverfahren keinen hinreichenden Tatverdacht“ gegen Jatta geben kann, erklärte er. Bliwier werde deshalb eine Einwendung gegen das Hauptverfahren einlegen. Zwei Wochen, also bis zum 20. Dezember 2021, hat er dafür üblicherweise Zeit.
HSV: Bakery Jatta soll angeblich Bakary Daffeh sein
Erst nach Ablauf der Einspruchsfrist entscheidet das Gericht, ob es der Anklage der Staatsanwaltschaft stattgibt und einen Prozess eröffnet. Sollte es dazu kommen, blickt Bliwier dem optimistisch entgegen, versichert er der MOPO. Er ist weiterhin überzeugt, dass es nicht ausreichend Beweise geben könne, um Jatta zu verurteilen. Ohnehin gilt die Unschuldsvermutung.
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Immerhin konnten die inzwischen zweieinhalb Jahre alten Anschuldigungen, das weiß auch Bliwier, bis heute nicht bewiesen werden. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte hatte die Ermittlungen im Sommer 2019 nach nur vier Wochen wieder eingestellt, weil sich die Vorwürfe nicht bestätigt hatten. Im Oktober 2019 war die Akte Jatta bei der Staatsanwaltschaft dann zunächst geschlossen worden. Bei einer Hausdurchsuchung der Wohnung von Jatta im Juli 2020 waren Handy und Laptop beschlagnahmt worden, auf denen sich aber erneut kein belastendes Material befand. Erst im Mai 2021 belastete ein Gutachten der Universität Freiburg Jatta, das anhand von Videomaterial nahelegte, dass die Bewegungsprofile von Jatta und Daffeh übereinstimmen würden.
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Wie aber geht es für Jatta weiter, wenn es wirklich zum Prozess kommen und sich die Vorwürfe sogar bewahrheiten sollten? Das Jugendstrafrecht – das bei Jatta Anwendung findet, weil sich die Mehrzahl seiner Vergehen darauf bezieht – sieht in der Regel erzieherische Auflagen wie Sozialstunden oder Geldstrafen zugunsten sozialer Einrichtungen vor. Laut deutschem Aufenthaltsgesetz hingegen kann ein Identitätsbetrug zugunsten einer Aufenthaltserlaubnis mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren sanktioniert werden.
HSV: Verliert Bakery Jatta seinen Spielerpass als Fußballprofi?
Unklar ist zudem, ob Jattas Spielerpass seine Gültigkeit verlieren könnte, sollte ihm rechtskräftig nachgewiesen werden können, dass er auf diesem einen falschen Namen und ein falsches Geburtsdatum angegeben hat. Die DFL war für die MOPO für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen.

Der DFB hingegen äußerte sich am späten Montagabend im Fall Jatta – und möchte keine vorschnelle Entscheidung treffen. „Der Kontrollausschuss des DFB führt das Ermittlungsverfahren in Sachen Bakery Jatta fort. Im Hinblick auf die neue Sachlage werden wir zunächst das Ergebnis des staatlichen Verfahrens abwarten“, erklärte Anton Nachreiner, der Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses.
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Der HSV reagierte mit einer zurückhaltenden, aber klaren Botschaft auf den neuen Wirbel. In den sozialen Netzwerken postete der Verein ein Foto von Jatta, auf dem er von seinen Teamkollegen bejubelt wird. „Statement genug!“, schrieb der HSV dazu. Auch zahlreiche Fans und ehemalige Mitspieler, etwa Rick van Drongelen, zeigten öffentlich ihre Solidarität mit Jatta – wie schon in den vergangenen beiden Jahren. Es scheint, als würde der Fall Jatta in die nächste Runde gehen.