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Wolfgang Rolff war im Endspiel 1983 der Schatten von Juventus' Michel Platini.
  • Wolfgang Rolff war im Endspiel 1983 der Schatten von Juventus' Michel Platini.
  • Foto: Imago / Ferdi Hartung

HSV-Held Rolff: So stoppte ich den großen Platini

Die Helden von einst sorgen auch noch 40 Jahre später für strahlende Augen bei allen Fans. Der Sieg im Landesmeister-Finale gegen Juventus Turin dürfte auf ewig der größte HSV-Erfolg aller Zeiten bleiben. Felix Magaths Traumtor zum 1:0, Uli Steins Glanzparaden gegen die Weltstars der „Alten Dame“. Unvergessen. Doch ohne Wolfgang Rolff wäre der Triumph gar nicht möglich gewesen. Der Mittelfeld-Renner nahm den großen Michel Platini aus dem Spiel und wurde zu einer der wichtigsten Figuren der rauschhaften Nacht von Athen.

Am vergangenen Samstag erhielten sie nochmals den Lohn für ihre Glanzleistung. Die 56.500 Fans im Volkspark huldigten vor dem Spiel gegen Fürth ihren Helden, die am 25. Mai 1983 Historisches vollbrachten. Rolffs Augen leuchten, wenn er an den Abend zurückdenkt. „Gegen Juve war ein perfektes Spiel nötig“, erinnert sich der 63-Jährige. „Aber wir wussten, dass wir es bringen können.“

Rolff selbst kam gegen die mit sechs Weltmeistern und weiteren Superstars gespickten Italiener die wohl wichtigste Rolle zu. Platinis Spielkunst war fast zu schön um wahr zu sein. Schon damals galt der Franzose als weltbester Kicker, 1984 und ’85 wurde er sogar Weltfußballer. Gegen Rolff aber sah er kein Land.

Rolff: „Happel hat mich perfekt eingestellt“

„Wir haben uns vorher Videos von Juventus angeguckt“, erzählt Rolff. „Das war natürlich nicht zu vergleichen mit der heutigen Zeit, wo man Sequenzen rausschneidet. Wir haben halt zwei Tapes geguckt. Ein Europacup- und ein Meisterschaftsspiel.“ Da aber war schon zu erahnen, wie Platini zu stoppen sein könnte. „Unser Trainer Ernst Happel hat mich perfekt eingestellt. Er sagte: Spiel einfach wie in der Liga, dann wirst du das Duell gewinnen.“

So kam es. Rolff wich Platini kaum einmal von der Seite. „Ich musste eng dran sein, damit er sich nicht drehen konnte, um seine genialen Pässe zu spielen. Ab und zu musste man auch hart sein.“ Das gefiel dem Franzosen nicht immer. „Es gab das ein oder andere Wort in fremder Sprache, das wir uns sagten und das der andere dann jeweils nicht verstehen konnte“, sagt Rolff grinsend.

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Niemals vergessen wird er die neunte Minute, als Magaths Schuss im Juve-Gehäuse einschlug: „Der Ball wurde immer länger und länger. Als er dann saß, war der Jubel riesengroß. Das war phänomenal.“

Platini aber versuchte weiterhin sein Glück. „Es war ein Kampf auf hohem Niveau“, resümiert Rolff. „Wir waren an dem Tag vielleicht gleich stark, aber ich hatte einfach die besseren Mitspieler. So konnte ich meinen Auftrag erfüllen.“

Bei WM 1986 trafen sich beide erneut

Nach dem Abpfiff zeigte sich Platini als fairer Verlierer. 1986 trafen sich die beiden wieder, im WM-Halbfinale. Beim 2:0 der Deutschen in Mexiko schaltete Rolff seinen genialen Widersacher erneut aus, „aber da war er nicht so richtig fit. Es war einfacher als im Europacup-Finale.“

Rolff wird diese Duelle nie vergessen. Und mehr noch: Zehn Tage nach dem Triumph über Juve schoss er den HSV auf Schalke zum 2:1-Sieg und reckte wenig später die Meisterschale in die Höhe. Der Pott hatte seinen Deckel. „Danach hatten wir dann endlich die Feier, die wir nach dem Finale nicht haben konnten, weil ja noch Aufgaben in der Bundesliga anstanden.“ Die Bilder von Athen aber wird Rolff niemals vergessen: „Es war eine magische Nacht. Einfach traumhaft.“

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Ein Triumph für die Ewigkeit. Mit einem Helden, der nicht traf und keinen Ball abwehrte, aber die damals schwerste Aufgabe des Weltfußballs löste. Doch auch 40 Jahre später bevorzugt Rolff die leisen Töne. „Ich habe meinen kleinen Teil zu unserem Sieg beigetragen“, sagt er und meint das vermutlich sogar ernst. Es dürfte die größtmögliche Untertreibung sein, die einem der Helden von Athen jemals über die Lippen kam.

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