Sechs HSV-Fans erzählen: Ich war beim Triumph 1983 in Athen dabei!
An diesem Donnerstag vor 40 Jahren feierte der HSV den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte: Am 25. Mai 1983 gewann das Team von Taktikfuchs Ernst Happel dank des Tores in der 9. Minute von Felix Magath, der Paraden von Keeper Uli Stein und einer geschlossen Mannschaftsleistung gegen die mit Weltmeistern und Weltstars gespickte Elf von Juventus Turin sensationell den Europapokal der Landesmeister. Das mit über 70.000 Fans gefüllte Athener Olympiastadion war fest in der Hand der siegessicheren Tifosi – doch auch Tausende HSV-Anhänger waren an diesem historischen Tag live vor Ort dabei. Zum 40. Jubiläum erinnern sich sechs von ihnen in der MOPO an Athen 1983.
An diesem Donnerstag vor 40 Jahren feierte der HSV den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte: Am 25. Mai 1983 gewann das Team von Taktikfuchs Ernst Happel dank des Tores in der 9. Minute von Felix Magath, der Paraden von Keeper Uli Stein und einer geschlossen Mannschaftsleistung gegen die mit Weltmeistern und Weltstars gespickte Elf von Juventus Turin sensationell den Europapokal der Landesmeister. Das mit über 70.000 Fans gefüllte Athener Olympiastadion war fest in der Hand der siegessicheren Tifosi – doch auch Tausende HSV-Anhänger waren an diesem historischen Tag live vor Ort dabei. Zum 40. Jubiläum erinnern sich sechs von ihnen in der MOPO an Athen 1983.
Mit dem Flieger, mit der Bahn, mit dem Auto – den HSV-Fans war die Art der Anreise egal, Haupsache sie konnten beim großen Finale in Athen dabei sein.
„Er war der coolste Mann auf dem Platz“

Pitt Neukirchner (54), selbständiger Kaufmann aus Bönningstedt: „Meine Großeltern haben den HSV schon lange auf Reisen begleitet. Ich hatte das große Glück, dass ich mit meinen 15 Jahren mit der Familie nach Athen durfte, wir flogen sogar zusammen mit dem HSV hin. Das war damals total üblich, die Profis haben auch mal mit mir Backgammon gespielt. In Piräus am Hafen habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Alkohol getrunken, meine Oma schenkte mir heimlich Wein ein. Nach Magaths frühem Tor wurden es die längsten 81 Minuten meines Lebens. Aber unser Keeper Uli Stein, den ich zuvor am Flughafen gesprochen hatte, zeigte einfach keine Nerven, war der coolste Mann auf dem Platz – und wir haben gewonnen! Nach dem Coup haben wir in Deutschland angerufen, aber der Wein und dieses Spiel haben meine Erinnerungen daran vernebelt.“
„Wahnsinn! Die Italiener standen fürs uns Spalier“

Jens-Uwe Schult (64), Jurist aus Berlin: „Es war ein echtes Abenteuer. Wir sind von Ost-Berlin über Budapest nach Athen geflogen. Dort war alles natürlich voller Italiener, die meisten kamen in ihren Fiats in Juve-Farben angedüst. Gut, dass wir schon vorher gegen Piräus gespielt hatten: Die Griechen haben uns HSV-Fans quasi adoptiert und stets ein Auge auf uns geworfen. Aber es blieb ohnehin alles friedlich, ein einziges gigantisches Fußball-Fest. Im Stadion feierten wir Magaths Tor und den Triumph mitten unter den Italienern, die aber mehr mit sich und ihrem enttäuschenden Team voller Superstars beschäftigt waren. Besonders bemerkenswert an diesem magischen Abend: Nach dem Spiel standen die Turiner bis zur Holz-U-Bahn für uns Spalier und haben geklatscht. Wahnsinn! Rund um und im Omonia-Brunnen feierten wir alle die Nacht durch.“
„Das schlug den Juve-Fans auf den Magen“

Toni Reinhard (61), Kaufmännischer Leiter bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung aus Bern: „Für uns Jungs vom HSV Fanclub Bern war nach dem Halbfinal-Sieg klar: Wir müssen nach Athen! In der Schweiz an Tickets zu kommen, war kein Problem. Im Flieger waren wir die einzigen Nicht-Juve-Fans, es wurde geraucht, was das Zeug hält. Dass wir nicht aus Hamburg kommen, hat die Leute fasziniert. Es gab sogar einen Bericht in der ,Gazzetta dello Sport‘ über uns. Im Olympiastadion waren wir krass in der Unterzahl. In der 9. Minute verfielen wir in Ekstase, konnten unser Glück kaum fassen und schrien bis zum Abpfiff durch. Dann ging es drunter und drüber, wildfremde Leute lagen sich in den Armen. Nach dem Spiel ging es zurück ins Hotel auf der Insel Ägina. Viele Juve-Fans hingen über der Reling – nicht nur der Wellengang schlug ihnen auf den Magen.“
„Dieses HSV-Ticket hebe ich für immer auf“

Sven Borchers (61) aus Heide: „Ich bin Gründungsmitglied des HSV-Fanclubs ,Heide 78‘ und hatte das Glück, 1983 in Athen dabei gewesen zu sein – mit samt meinem damaligen Kevin-Keegan-Gedächtnis-Wuschelkopf. Die Eintrittskarte, die mit Bus und Flug 250 Mark kostete, werde ich wie meine Fotos, das Original-Programmheft und die damalige ,kicker‘-Ausgabe für immer aufheben. Im 2012 erschienenen Buch ,Kinder der Westkurve‘ durfte ich meine einmaligen Athen-Erlebnisse zudem für die Nachwelt festhalten, das hat mir sehr viel bedeutet. Wer so etwas Krasses wie wir damals erlebt hat, bleibt für immer HSV-Fan, das ist ganz klar. Da ist die Liga dann auch (fast) egal. Übrigens: Den Rücken meiner aktuellen HSV-Trikots ziert bis heute immer die Nummer 83. Wie soll es auch anders sein …”
„Wir waren eine Woche lang unterwegs“

Bernd Schmidt (62), Rentner aus Rendsburg: „Ich bin mit zwei Freunden per Interrail-Ticket am Samstag in Rendsburg losgefahren, die Leute am Bahnsteig haben uns belächelt. Bitter: Beim Zwischenstopp in Amsterdam war kein Hotel mehr frei. Wir haben dann einfach draußen auf der Straße auf der HSV-Fahne geschlafen. Über Brüssel, Paris, Basel, Mailand, Zagreb, Belgrad und Saloniki ging es dann nach Athen, am Morgen des Spiels waren wir da und sahen unglaublich viele Juve-Fans. Im Stadion saßen wir in der ersten Halbzeit tatsächlich bei den Turinern, in der Pause sind wir zum Glück zu den Tausenden anderen Hamburgern rüber. Es war der Wahnsinn! Direkt nach der Pokalübergabe sind wir aber erstmal pennen gegangen. Nach insgesamt über einer Woche waren wir dann völlig gerädert wieder zu Hause, montagfrüh war ich in meinem Job als Bäcker gefordert. Aber es hat sich sowas von gelohnt! Athen werde ich nie vergessen.“

Der 25. Mai 1983 – er wird nicht nur bei diesen HSV-Fans unvergessen bleiben.