Krach der Bosse: Wie lange geht es mit Boldt und Mutzel noch beim HSV gut?
Das kräftige Geschepper um die Degradierung von HSV.Sportdirektor Michael Mutzel hat Spuren hinterlassen, die Zukunft des 42-Jährigen bleibt offen. Vorerst kümmert er sich weiter um die Transfer-Angelegenheiten. Doch eine gesunde Basis zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Sportvorstand Jonas Boldt ist nicht mehr vorhanden. Klar, dass das HSV-Beben intern, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus für Wirbel sorgt.
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Die Arbeit geht unvermindert weiter, doch eigentlich ist im Volkspark nichts mehr, wie es war. Das kräftige Geschepper um die Degradierung von Sportdirektor Michael Mutzel hat Spuren hinterlassen, die Zukunft des 42-Jährigen bleibt offen. Vorerst kümmert er sich weiter um die Transfer-Angelegenheiten des HSV. Doch eine gesunde Basis zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Sportvorstand Jonas Boldt ist nicht mehr vorhanden.
The Show must go on. Worte, an denen sich der HSV in diesen Tagen orientieren muss – aber ist das wirklich so einfach?
Am vergangenen Freitag erlebte der Verein sein heftigstes Gewitter seit rund zwei Jahren. Damals, Ende März 2020, musste Klubvorstand Bernd Hoffmann nach internen Zerwürfnissen mit Boldt gehen. Nun ist es Mutzel, der nach Differenzen mit seinem Vorgesetzten die Folgen spürt. In der Kabine der Profis werde Mutzel künftig nicht mehr auftauchen, hatte Boldt verfügt, „Michael funktioniert in der Führungsrolle rund um eine Mannschaft nicht“. Die Bezeichnung Sportdirektor besteht auf dem Papier zwar noch, tatsächlich aber soll Mutzel nur noch und ausschließlich als Kaderplaner fungieren.
HSV-Vorstand Jonas Boldt hat Michael Mutzel kalt erwischt
Eine Herabstufung Mutzels, für die es in der Art und Weise ihrer öffentlich verbreiteten Form kein vergleichbares Beispiel im deutschen Fußball geben dürfte. Die entscheidenden Fragen: Wie soll das Zusammenspiel zwischen Boldt und Mutzel noch funktionieren? Zieht der Sportdirektor selbst seine Schlüsse und wirft hin? Und: Leidet am Ende der gesamte HSV unter dem Gewitter?
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Mutzel, der sich auf Nachfrage weiterhin nicht äußern möchte, soll die nahezu vernichtenden Worte seines Sportvorstandes, der ihm jedwede Art von Führungsqualität absprach, von überrascht und geschockt bis hin zu verärgert aufgenommen haben. Der Memminger, der vor rund drei Jahren aus Hoffenheim zum HSV kam, stürzt sich dem Vernehmen nach mit unvermindertem Elan in seine Transferarbeit. Da gibt es reichlich zu tun.
Wie arbeiten Mutzel künftig mit Trainer Tim Walter zusammen?
Wie lange aber kann das gut gehen? Davon, dass Mutzel kurzfristig hinwirft, ist zumindest aktuell nicht auszugehen. Offen, wie sich die Situation nach dem Ende der Sommer-Planungen darstellt wenn seine Aufgaben erstmal erledigt sind. Spannend wird auch zu beobachten sein, wie sich nach dem Trainingsstart (18.6.) das Zusammenspiel Mutzels mit dem dann wieder vor Ort vertretenen Cheftrainer Tim Walter darstellen wird. In die Kabine darf Mutzel zwar nicht mehr. Austauschen soll er sich mit Walter sehr wohl.
Klar, dass das HSV-Beben auch über die Stadtgrenzen hinaus für Wirbel sorgt. In der Branche wurde insbesondere die Art und Weise der Degradierung Mutzels überwiegend mit einem Kopfschütteln quittiert. Tenor: Mit dem vom HSV zuletzt gern beschriebenen Weg von gutem Stil und Verhaltenskultur habe das nicht mehr allzu viel zu tun.
Vorwürfe, die sich Boldt gefallen lassen muss, er dürfte das einkalkuliert haben. Auch HSV-intern sorgte sein Vorgehen für kontroverse Diskussionen. Fein sei das nicht, ist aus den Reihen des Aufsichtsrates zu hören, unterm Strich aber falle die Personalie Mutzel nun mal in Boldts Bereich. Zu ihm hatten sich die Kontrolleure vorher bekannt. Der Austausch über die Verlängerung seines 2023 endenden Vertrages hat begonnen, möglichst vorm Saisonstart Mitte Juli soll er zum Abschluss kommen.
Wie geht es im HSV-Vorstand mit Boldt und Wüstefeld weiter?
Bleibt die Frage, inwiefern der HSV unter den Vorkommnissen leiden wird. Boldts Vorstandskollege Thomas Wüstefeld, der sich um die Finanzen kümmert, soll alles andere als begeistert von der Vorgehensweise seines Kollegen in Bezug auf Mutzel sein. Richtig grün sind sich die beiden einzigen HSV-Vorstände ohnehin nicht.
Keine optimale Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit, wenngleich nicht klar ist, ob Ex-Aufsichtsrat Wüstefeld über den Januar hinaus Boldts Kollege bleibt. Darüber spricht er derzeit mit den Räten. Die Crux: Verlässt der 53-Jährige den Vorstand, würde er wieder als Vorsitzender ins Kontrollgremium zurückkehren, wäre dann Boldts Boss und könnte künftig wieder über dessen HSV-Zukunft mitbestimmen.
Es wird nicht langweilig im Volkspark.