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  • Sven Ulreich und Weltmeister Jerome Boateng (r.) waren fünf Jahre lang Teamkollegen beim FC Bayern.
  • Foto: imago/Revierfoto

Hilfe vom Weltmeister: Jerome Boateng riet Sven Ulreich zum HSV-Wechsel

Nur das mit der Sprache, das muss noch besser werden. Seine Buffer hat Sven Ulreich mittlerweile aus München nach Hamburg geholt, vorbei die Zeiten, in denen er sich nach seinem Blitzwechsel zum HSV erstmal Schuhe leihen musste. Fehlt jetzt noch das hanseatisch-typische „Moin“ im Sprachgebrauch. „Das klappt noch nicht so ganz“, gibt der 32-Jährige lächelnd zu. „Ein kleines Servus rutscht mir immer noch dazwischen.“

So ist das dann eben, wenn man fünf Jahre lang bei den Bayern gespielt hat. Ulreich wird sich umgewöhnen müssen, da dürften die sprachlichen Feinheiten noch das kleinste Problem sein. Vom zurzeit wohl besten Klub der Welt in die Zweite Liga.

Sven Ulreich

Nicht nur stark mit den Händen sondern auch mit den Füßen: Sven Ulreich zeigt im Training Kostproben seines Könnens.

Foto:

imago images/Michael Schwarz

Bayern München Jerome Boateng riet Sven Ulreich zum HSV-Wechsel

Eben noch Seite an Seite mit absoluten Topstars der Branche, nun Kollegen, die er vor einer Woche noch teilweise kaum oder gar nicht gekannt haben dürfte. Ein heftiger Einschnitt. Und einer, das überrascht am meisten, den Ulreich genau so für sich wollte.

Er hatte durchaus andere Möglichkeiten, als klar, war, dass er einen Wechsel anstreben würde. „Aber die waren für mich kein Thema“, erzählte der 32-Jährige am Mittwoch nach seiner zweiten Trainingseinheit mit den neuen Kollegen. Lange, sehr lange, wartete er in diesem Transfer-Sommer auf den richtigen Kick. Dann kam der HSV, vor „drei, vier Wochen. Das hat mich sehr gereizt“.

Als der HSV anfragte, war Ulreich Feuer und Flamme

Nun könnte man denken, Ulreich sagt diese Dinge, weil man sie eben sagt, wenn man bei einem neuen Klub ankommt. Doch es gibt gute Gründe, anzunehmen, dass der gebürtige Schwabe es auch tatsächlich so meint. Einer dieser Gründe ist Weltmeister und hört auf den Namen Jerome Boateng. Bereits als das HSV-Interesse aufflackerte, vertraute sich Ulreich seinem nun früheren Kollegen an.

„Schon vor einigen Wochen habe ich mit Jerome darüber gesprochen“, sagt Ulreich. Boateng, der selbst von 2007 bis 2010 beim HSV spielte, sprach seinem Keeper gut zu. „Er hat gesagt, dass es ein super Verein und eine super Stadt ist.“

In den letzten vier Spielen im Volkspark kassierte Ulreich keinen Treffer

Was dem HSV und der Stadt fehlen, ist frischer, sportlicher Glanz. Ulreich ist da, um ihn wieder ein mächtiges Stück näher zu bringen. Er erinnert sich gut an die Zeiten, als er mit dem VfB Stuttgart und den Bayern zu Partien in den Volkspark fuhr. „Ich habe hier nicht so gern gespielt“, sagt er schmunzelnd. „Wenn die Fans Krach gemacht haben, war es nie leicht.“ Klappte dann aber trotzdem ganz gut. Fünf Mal trat Ulreich im Volkspark an, die letzten vier Spiele gewann er. Jeweils ohne Gegentor.

Nun sollen die HSV-Fans einen sogar noch besseren Ulreich sehen. Dass die Erwartungen hoch sein werden, ist ihm klar. Aber mit besonderen Wechseln kennt er sich ja aus. Das war 2015 nicht anders, als er seinen Stammplatz in Stuttgart gegen die Ersatzbank der Bayern tauschte, mit damals nur 26 Jahren. „Das war für viele überraschend und für manchen unverständlich“, erzählt Ulreich. „Aber ich wollte lernen und etwas fürs Leben mitnehmen, auch von Manuel Neuer. Die Zeit habe ich genutzt. Ich denke, ich bin ein besserer Torwart geworden.“ Mit immerhin 70 Pflichtspielen für die Bayern auf dem Buckel, das wird gern vergessen.

Ulreichs Familie soll bald nach Hamburg ziehen

Einmal muss er noch zurück, am Wochenende, wenn die HSV-Profis frei haben. Ehefrau Lisa, Töchterchen Marissa (vier) und Sohnemann Len (wird nächsten Monat zwei Jahre alt) freuen sich diebisch auf ihr Familienoberhaupt. Schon in Kürze sollen sie nachkommen, dann wäre Ulreichs privates Glück auch in Hamburg perfekt. Das sportliche hängt buchstäblich in seinen Händen.

„Er kennt die Situation, in Mannschaften zu spielen, die vielleicht immer als Topfavorit auflaufen“, weiß Daniel Thioune, Ulreichs neuer Trainer. Der Keeper gibt ihm recht: „Die Zweite Liga wird für mich keine so große Umstellung, weil der HSV ja sehr oft Favorit ist und Fußball spielen möchte. Das kenne ich.“ Ist ja wie bei den Bayern, möchte man meinen. Nur eine Liga tiefer. Ulreich ist gekommen, um das zu ändern.

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