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  • Hannovers Geschäftsführer Martin Kind ist ein erklärter Fan von HSV-Trainer Dieter Hecking.
  • Foto: imago images/Picture Point

Hannover-Boss Martin Kind: HSV-Trainer Hecking zu 96 – „Warum denn nicht?!“

Zumindest die Rahmenbedingungen deuten auf einen Festtag hin. Das Nordderby des HSV in Hannover ist ausverkauft, fast 50 000 Fans werden am Sonnabend dabei sein. Hamburg macht 96 die Bude voll, zum ersten Mal in dieser Saison. Ein Grund zur Freude für Hannovers Geschäftsführer Martin Kind, der ansonsten eine sorgenvolle Spielzeit durchlebt. Die MOPO sprach vor dem Derby mit dem 75-Jährigen.

MOPO: Herr Kind, kurz bevor der HSV im Sommer 2018 abstieg, sagten Sie der MOPO: Die Zweite Liga ist noch viel schlimmer als alle denken! Sehen Sie das noch immer so?

Martin Kind: Absolut, das kann ich nur unterstreichen. Wenn ein Verein aus der Dritten Liga aufsteigt, mag er das sicherlich anders sehen, als einer der absteigst. Aber allein diese Anstoßzeiten: 13 Uhr, das ist doch fürchterlich!  

Im Vorjahr war 96 noch Erstligist. Mittlerweile trennen Sie in Liga zwei satte 15 Punkte vom HSV. Dabei zählten vor der Saison beide Vereine zum klaren Kreis der Aufstiegsaspiranten.

Man muss klar sagen: Der HSV ist uns mehr als enteilt. Wir befinden uns nicht auf Augenhöhe. Aber das muss am Sonnabend nicht den Ausschlag geben, da ist alles möglich.

Was hat der HSV im Vergleich zu Hannover richtig gemacht?

Sie haben gute, kluge Entscheidungen getroffen und es geschafft, Ruhe in den Verein zu bekommen. Da halte ich die Verpflichtung von Dieter Hecking als Trainer für einen wegweisenden Schritt. Der Erfolg das HSV basiert letztlich auf der Summe guter Entscheidungen, die sich alle ausgezahlt haben. Wir hingegen kämpfen noch mit zu vielen Altlasten aus der Abstiegssaison.

Sie selbst hätten Dieter Hecking zu dieser Saison auch gern nach Hannover zurückgeholt – als Trainer oder Sportdirektor.

Wir haben zu einem Zeitpunkt darüber nachgedacht, als seine Zukunft in Mönchengladbach noch nicht geklärt war. Grundsätzlich stehen Dieter Hecking und ich natürlich immer in Kontakt. Er wohnt hier in der Region, fühlt sich Hannover sehr verbunden. Dass man sich da austauscht, ist doch klar. Ich schätze Dieter Hecking als sehr guten Gesprächspartner.

Dieter Hecking und Martin Kind

HSV-Trainer Dieter Hecking (l.) und Hannovers Geschäftsführer Martin Kind kennen und schätzen sich seit langem.

Foto:

imago/Kaletta

Können Sie sich weiterhin vorstellen, Ihn eines Tages zu 96 zurückzulotsen?

Warum denn nicht? Hier gibt es doch sehr gute Jobs (lacht). Wir werden sehen, was die kommenden Jahre bringen. Zurzeit ist Dieter Hecking ja sehr erfolgreich mit dem HSV und glücklich, in Hamburg zu sein.

Allerdings könnte er Ihren Verein am Sonnabend wieder etwas tiefer in Richtung der Abstiegszone befördern. Welche Ziele hat 96 in dieser Spielzeit?

In dieser Serie kann es nur darum gehen, einen gesicherten Tabellenplatz zu erreichen. Das ist aber auch das Mindeste, was wir erwarten können. Aber grundsätzlich bleibe ich dabei, dass im Anschluss an diese Saison nur die Rückkehr in die Bundesliga unser Ziel sein kann.

Dort will der HSV schon ab Sommer wieder spielen. Beide Vereine pflegen seit Jahren ein gutes Verhältnis miteinander. In der Vorrunde zählte 96 zu den wenigen Vereinen, die nach der Partie gegen den HSV keinen Einspruch einlegten. Damals wurde Bakery Jatta noch verdächtigt, unter falscher Identität zu spielen.

Wir sind auch im Nachhinein sehr froh darüber, dass wir so entschieden haben. Wir haben und hatten großes Vertrauen in die Verantwortlichen des HSV. Zudem hat die DFL den gesamten Fall ja sehr genau überprüft. Ich persönlich bin sehr froh, dass das alles nun keine Rolle mehr spielt.

Eine große Rolle spielte am vergangenen Wochenende das Thema Pyro-Technik. Der HSV ging neue Wege und erlaubte vor dem Anpfiff das kontrollierte Abbrennen von Rauchtöpfen. Halten Sie das in Hannover auch für möglich?

Was in Hamburg passiert ist, zeigt, dass sich auch die Fanszene geöffnet hat. Anders wäre das ja nicht möglich gewesen. Ich sage es mal so: Wenn das ein Modell wäre, könnte man auch hier darüber nachdenken.

Dafür wäre ein Dialog mit den Fans nötig.

So ist es.

Bleibt nur noch eines zu klären: Ist die Partie am Sonnabend eigentlich ein Derby?

Aber natürlich.

HSV-Profi Rick van Drongelen sagte der MOPO, die Partie in Hannover sei kein Derby, weil die Klubs nicht aus derselben Stadt kämen.

Es ist ein regionales Derby zweier Traditionsvereine aus dem Norden. Und welche Anziehungskraft das Spiel auf die Fans ausübt, sieht man ja daran, dass wir ausverkauft sind. Ich bin mir sicher, dass sich auch Rick van Drongelen über die kurze Anreise freuen wird (lacht).

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