Hadzikadunic im Interview: „Ich dachte: Die Deutschen sind alle Maschinen“
Das wohl wichtigste Wort, das man in Hamburg beherrschen muss, hat er schon drauf. „Moin“, sagt Dennis Hadzikadunic (25), als er zum Gespräch mit der MOPO erscheint. Anschließend bevorzugt er dann Englisch, aber das soll sich bald ändern. Jede Woche marschiert der schwedisch-bosnische Abwehrspieler des HSV zum Deutschunterricht. Im MOPO-Interview spricht er über ein Treffen mit Zlatan Ibrahimovic, Hamburger Schietwetter und die schwierige Anpassung an das komplizierte Walter-System.
Das wohl wichtigste Wort, das man in Hamburg beherrschen muss, hat er schon drauf. „Moin“, sagt Dennis Hadzikadunic (25), als er zum Gespräch mit der MOPO erscheint. Anschließend bevorzugt er dann Englisch, aber das soll sich bald ändern. Jede Woche marschiert der schwedisch-bosnische Abwehrspieler des HSV zum Deutschunterricht. Seine Voraussetzungen für schnelle Fortschritte sind perfekt, neben Schwedisch und Bosnisch spricht er Russisch und Spanisch. Nun will er in Deutschland Spuren hinterlassen.
MOPO: Herr Hadzikadunic, wenn man Zugereiste fragt, worauf sie sich in Deutschland am meisten freuen, wird häufig die Autobahn genannt. Haben Sie sie schon kennenlernen dürfen?
Dennis Hadzikadunic: (lacht) Nur als Beifahrer. Ein Freund hat mich nach meinem Wechsel aus Malmö mit all meinen Sachen nach Hamburg gefahren. Das ging recht schnell. Ich freue mich auf meine erste eigene Fahrt.
Wie schnell darf man in Schweden fahren?
Nicht schneller als 130. Ich bin es also gewohnt, vorsichtig zu fahren. Das soll auch so bleiben (schmunzelt).
Hadzikadunic wuchs im selben Stadtteil wie Ibrahimovic auf
Deutlich schneller waren Sie bereits in jungen Jahren unterwegs, um zahlreiche Länder kennenzulernen. Deutschland ist als Profi Ihre vierte Station nach Schweden, Russland und Spanien. Zudem sind Sie bosnischer Nationalspieler. Wo fühlen Sie sich zu Hause?
In Malmö, ganz klar. Ich habe mein ganzes Leben dort verbracht, bis ich mit 19 Jahren nach Rostow gewechselt bin. Aber: Ich fühle mich auch in Bosnien zu Hause, es ist die Heimat meiner Eltern. Aber aufgewachsen bin ich in Malmö im Stadtteil Rosengård. Wie Zlatan Ibrahimovic.
Auch seine Eltern stammen vom Balkan. Haben Sie Ibrahimovic mal kennengelernt?
Ich hatte das Glück, ja! Sie müssen wissen: Zlatan ist für jeden Fußballer in Schweden das größte Idol. Er war da, als wir mit Malmö 2018 Meister wurden. Zlatan kennenzulernen, war gigantisch. Er hat ja jetzt leider aufgehört, selbst zu spielen. Ich vermisse ihn bereits. Aber es kann eben niemand ewig spielen.
Auf Mallorca fühlte sich das Leben manchmal „ein bisschen mehr wie Urlaub an“
Setzen wir den Streifzug durch Ihre Länder fort. Wie haben Sie über Deutschland gedacht, bevor Sie hierher kamen?
Ich dachte: Die Deutschen sind alle Maschinen. Nicht nur im Fußball, auch in anderen Berufsbranchen und im Alltag. Die Firmen, die Architektur, die Autos. Ich habe sehr viel Respekt vor all dem und den Charakterzügen, mit denen man die Deutschen verbindet.
Und wie ist es nun, hier zu sein?
Es ist toll. Bis auf das Wetter (schmunzelt). Aber Hamburg ist sehr, sehr schön. Es erinnert mich an Stockholm.
Zuletzt waren Sie in Spanien aktiv. Was gefiel Ihnen dort am besten?
Die Sonne! (lacht)
Sie spielten auf Mallorca, da machen andere Urlaub. Ist es nicht schwer, dort Fußball zu spielen?
Es war schon anders, das stimmt. Du erlebst ständig den Tourismus, siehst sehr viele Engländer und Deutsche. Aber der Verein ist hochprofessionell, es war eine gute Zeit. Doch wenn man mal ein, zwei Tage frei hat, fühlt sich das dort tatsächlich ein bisschen mehr wie Urlaub an. Ich habe viel von der Insel gesehen.

Zuvor spielten Sie in Russland. Trotz der Kriegszeiten: Wie haben Sie das Leben dort kennengelernt?
(Hadzikadunic überlegt kurz) Dazu möchte ich mich nicht äußern und bitte um Verständnis.
Dazu muss man wissen: Der HSV-Zugang machte aufgrund des Krieges von der Möglichkeit Gebrauch, den FK Rostow auf Leihbasis ablösefrei zu verlassen. Sein Vertrag in Russland läuft bis 2026.
Welchen Traum hatten Sie als Kind? In welchem Land wollten Sie unbedingt mal spielen?
Als ich klein war, gab es für mich nur Inter Mailand. Das war meine Leidenschaft, ich war immer großer Inter-Fan. Aber nun bin ich sehr froh, in Deutschland und beim HSV zu sein.
Sportlich haben Sie zuletzt Ihren Auftakt gefeiert. Gegen Karlsruhe gaben Sie Ihr Pflichtspieldebüt für den HSV. Waren Sie mit sich zufrieden?
Es war natürlich schade, dass wir so spät noch das 2:2 kassiert haben. Aber meine Leistung war, denke ich, in Ordnung. Für den Anfang war das gut, aber es geht noch besser.
Hadzikadunic muss sich an dem HSV-Fußball unter Walter gewöhnen
Ihre Pass- und Zweikampfquoten waren sogar auffallend gut. Mit der komplexen Spielart des HSV und von Trainer Tim Walter schienen Sie bisweilen aber noch etwas zu fremdeln.
Ich bin ja erst vor wenigen Wochen nach Hamburg gekommen, das darf man nicht vergessen. Klar versuche ich, all das Neue schnell zu begreifen. Aber manches braucht Zeit, das ist klar. Ich tue mein Bestes, es schnell zu lernen und bin, denke ich, auf einem guten Weg.
Was macht es so schwierig?
Ich habe dieses System so noch nie vorher gespielt. In jedem Land und in jeder Liga wird anders gespielt. Aber als Profi-Fußballer musst du es hinbekommen, dich anzupassen und die Dinge zu adaptieren. Und das werde ich, da muss sich niemand Sorgen machen.
Welche Mitspieler helfen Ihnen?
Alle. In Karlsruhe war Ferro (Keeper Daniel Heuer Fernandes, d. Red.) häufig mein Ansprechpartner. Aber ich frage jeden, der mir gerade nahe ist – egal, auf welcher Position er spielt. Ich bin ja nie allein auf dem Feld.
Hadzikadunic hofft auf die nächste Runde im DFB-Pokal
Es gibt aber auch etwas, was Sie fast allen HSV-Profis voraus haben. Sie haben schon mal einen Pokal in die Höhe gestemmt.
Das ist richtig. Im Vorjahr wurden wir mit Malmö Pokalsieger. Und das auch noch in Stockholm, gegen unseren alten Rivalen Hammarby. Erst stand es 0:0, dann entschieden die Elfmeter. Die Trophäe in die Luft zu stemmen, war großartig.
Sonntag gastiert der HSV im Pokal in Essen. Sie wissen ja, wie Cup-Siege gehen.
Aber das ist ein weiter Weg. Ich hoffe auf einen guten Auftakt und wir werden alles daran setzen, um in die nächste Runde einzuziehen.
Verraten Sie uns noch ein Geheimnis: Kürzlich sagten Sie, dass Ihr Vater großen Wert darauf legte, dass Sie in der Schule in Malmö Deutsch lernten. Warum?
Ganz einfach. Als ich klein war, fuhren wir oft mit dem Auto von Schweden nach Bosnien. Die Strecke führte immer durch Deutschland und Österreich, mein Vater meinte, es sei doch gut, wenn ich verstehe, was die Menschen sagen, wenn wir mal Halt machen. Das war alles.
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Spricht er denn auch Deutsch?
Nein! (lacht)