Geldstrafe, Cannabis-Handel, brisanter Brief: Die neuen Vorwürfe gegen den HSV-Boss
HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld bleibt weiter ein Fall für die Justiz. Und der für die Finanzen im Klub zuständige Geschäftsmann sorgt auch innerhalb des HSV einmal mehr für Zwietracht.
Schon seit Wochen ist bekannt, dass zwei Strafanzeigen gegen den 53-jährigen Medizinunternehmer vorliegen. Die Vorwürfe: Betrug und Untreue. Es geht um Millionenforderungen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte nun gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ den Eingang einer Anzeige.
HSV: Weiter schwere Vorwürfe gegen Wüstefeld
Wüstefeld hält die Justiz aber auch an anderer Stelle auf Trab. So berichtet der „Spiegel“ über ein Urteil des Hamburger Landgerichts, nach dem der Manager einem Unternehmer aus Niedersachsen 275.000 Euro zahlen müsse, weil er sich nicht an eine notarielle Vereinbarung gehalten habe.
Das Urteil steht noch unter Vorbehalt des weiteren Prozessverlaufs. Für den 18. Oktober ist eine mündliche Verhandlung angesetzt. Durch einen Gerichtsvollzieher könnte die Zahlung von Wüstefeld aber schon jetzt eingetrieben werden.
Wüstefeld soll illegal Arzneimittel vertrieben haben
Das Nachrichtenmagazin enthüllt zudem, dass die Hamburger Justizbehörde prüfe, ob Wüstefeld illegal Arzneimittel vertrieben habe. Vor drei Jahren soll der Unternehmer in die Herstellung von Cannabisprodukten eingestiegen sein. Er habe Cannabidiol-haltige Öle als Medizinprodukte angeboten. In den Handel seien die Medikamente über ein Luxemburger Unternehmen gekommen. 2020 verboten die dortigen Behörden dem Bericht zufolge den Vertrieb und ordneten einen Rückruf an. Auch Schweizer Kontrollbehörden hätten festgestellt, dass die Produkte „nicht den grundlegenden Anforderungen für Medizinprodukte entsprechen“.
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Inzwischen sei Wüstefeld mit dieser Geschäftsidee weitergezogen. Er verkaufe seine Öle inzwischen über eine Niederlassung in den Niederlanden. Mit den dortigen Behörden habe man nun Kontakt aufgenommen, heißt es vonseiten der Hamburger Behörde für Justiz und Verbraucherschutz. „Ich kann Ihnen versichern, dass da nichts dran ist“, dementierte der Beschuldigte am Freitag diese Vorwürfe. „Dahinter steckt eine Kampagne von Wettbewerbern.“
Bericht: Wüstefeld will beim HSV zum Vorstandsvorsitzenden aufsteigen
So weit, so schlecht für Wüstefeld, aber noch immer nicht genug des neuen Feuers, gegen das er ankämpfen muss. Der „Spiegel“ berichtet nämlich auch, dass der ambitionierte Geschäftsmann am 18. Juni ein Schreiben an den Aufsichtsrat und die Anteilseigner der HSV AG geschickt hat. Kernbotschaft der 59-seitigen Schrift: Wüstefeld muss vom Finanzvorstand zum Vorstandsvorsitzenden aufsteigen, um den von ihm in Gang gesetzten Transformationsprozess zu einem guten Ende zu führen.
Folge dieser Entwicklung: Sportvorstand Jonas Boldt wäre nicht mehr mit ihm gleichberechtigt, sondern Wüstefeld untergeordnet, also de facto degradiert. Gegenüber der MOPO bestätigte der Finanz-Boss die Existenz des Schreibens, spielte dessen Bedeutung allerdings herunter. Es handle sich lediglich um ein mögliches Modell, das er habe aufzeigen wollen, keinesfalls aber die Forderung, ihn selbst zum Vorstandsvorsitzenden zu befördern.
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Boldt selbst soll das Schreiben seines Kollegen nicht von ihm erhalten haben. Von einem Vertrauensbruch wäre andernorts die Rede. Vertrauen zwischen den beiden Vorständen hat es aber auch zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon längst nicht mehr gegeben. (tim)