HSV-Fans zünden Pyrotechnik auf Schalke

Die HSV-Fans zündeten einiges an Pyrotechnik auf Schalke. Foto: imago images/Beautiful Sports

„Gehofft, sie hören auf“: Pyro-Wahnsinn nervt HSV-Profis – Supporters entsetzt

Zwischen 21:51 und 21:56 Uhr ruhte der Ball in der Veltins Arena. Der Grund: Pyrotechnik in der Gästekurve, aus der Leuchtraketen in alle Richtungen flogen. Die HSV-Ultras hatten im Zuge des zuletzt eskalierten Ticket-Zoffs mit den Vereinsbossen angekündigt: „Unsere Geduld hat Grenzen, lasst euch überraschen“. War das auf Schalke nun die angekündigte, teure Aktion? Sie fand in jedem Fall in einer Phase statt, in der die HSV-Profis die Unterbrechung nicht benötigt hätten – auch wenn Ludovit Reis und Co. nach dem 2:2 keine Ausrede suchten. Noch in der Nacht auf Sonntag meldete sich auch der Supporters Club des HSV mit einem kurzen Statement.

„Regelverletzung & Selbstüberschätzung“, stand auf einem Banner, das in etwa nach 60 Spielminuten im oberen Teil des Auswärtsblock aufgehängt wurde. Blau-schwarzer Rauch stieg empor, grelle Raketen wurden abgefeuert. Und sie schossen nicht nur in die Luft, sondern landeten teilweise auch auf dem Rasen – oder gar auf den umliegenden Heimtribünen. Ob Personen verletzt wurden, war zunächst nicht bekannt. Mit jedem weiteren pyrotechnischen Gegenstand, den der Hamburger Anhang zündete, wurde das Pfeifkonzert der Schalker Fans jedenfalls lauter.

HSV-Fans schießen Leuchtraketen – die Profis reagieren

Jonas Meffert, Daniel Elfadli und Reis bewegten sich vorsichtig in Richtung der Gästekurve, winkten mit den Armen, um den Fans zu signalisieren: Stoppt den Blödsinn! Es half nicht. Beide Mannschaften liefen zur Seitenlinie, wo sich auch das Schiedsrichterteam um Harm Osmers positionierte. Und nachdem der Referee nach rund fünf Minuten wieder angepfiffen hatte, kam der HSV, der in Hälfte zwei sowieso zu mutlos agierte, nicht mehr zu seinem Spiel.



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„Die war etwas nervig“, sagte Elfadli zur Pyro-Pause. Der Innenverteidiger beschwichtigte aber: „Gehört dazu bei so einem Spiel, ein Traditionsduell. Wir haben uns noch mal besprochen und die Zeit eigentlich gut genutzt.“ Meffert wollte die Unterbrechung auch nicht mit einem Bruch in der eigenen Performance in Verbindung bringen. „Nein, überhaupt nicht“, wiegelte der Sechser ab. Er habe nur kurz an das Bundesliga-Spiel zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum aus dem Dezember gedacht, in dem Keeper Patrick Drewes von einem Feuerzeug getroffen worden war. „Deshalb hat man gehofft, dass sie einfach aufhören“, erklärte Meffert. „Das war ja zum Glück so.“

Polzin, Reis und Meffert wollen keine Ausreden suchen

Reis indes meinte zunächst, dass das eigene Spiel „natürlich gebrochen“ war für ein paar Minuten. „Normalerweise geht das nicht.“ Einen Vorwurf an die eigenen Anhänger wollte der Kapitän aber nicht äußern. „Die HSV-Fans wollen uns immer schützen und stehen immer hinter uns“, betonte er vielmehr und kam doch zu dem Schluss: „Das hat uns nicht so aus unserem Spiel gebracht, glaube ich. Wir haben immer weitergemacht.“ Das 3:1, das die Partie wohl zu Gunsten des HSV, der seit der dritten Minute in Überzahl war, entschieden hätte, fiel aber nicht – sondern das 2:2.

Mit dem Gegentreffer durch Moussa Sylla (81.) haderte natürlich auch Merlin Polzin. Auf die Frage hin, wie sehr die Pyro-Unterbrechung den HSV vor dem Ausgleichstor im Spielfluss gestört habe, antworte der Coach aber gelassen. „Wenn ich ’sehr’ sage, wäre es einfach zu schreiben“, entgegnete Polzin einem Reporter. „Am Ende sind wir einfach enttäuscht. Wir wollen keine Ausreden suchen.“ Die friedliche Unterstützung des HSV-Anhangs sei auch auf Schalke grundsätzlich beeindruckend gewesen. Und die unnötigen Zwischenfälle hätten sein Team „nicht rausgebracht, sondern wir haben einfach verpasst, das dritte Tor zu machen“. Das stimmt. Der Beigeschmack allerdings bleibt.

HSV Supportes Club wird nach den Vorfällen deutlich

Dass die HSV-Fanszene im Zuge des Streits über die aus ihrer Sicht zu hohen Heimspiel-Ticketpreise im Volkspark weitere Statements folgen lassen würde, war seit den Schriftzügen vom Braunschweig-Spiel („Hauptsache volle Taschen“) zu erwarten. Möglich ist, dass mit der angekündigten Überraschung das vermehrte Abbrennen von Pyro gemeint war, um den Verein so über Umwege zur Kasse zu bitten. Wie genau die Vorfälle vom Samstagabend in Gelsenkirchen einzuordnen sind, ist noch offen. Dass die Gesundheit von vielen Heimfans aufs Spiel gesetzt wurde, ist aber völlig daneben. Nachdem die letzten Leuchtraketen geflogen waren, eilten Ordner auf den Platz, um die Pyro-Überreste aufzusammeln. In der 66. Minute ging es weiter. Und der HSV-Auftritt wurde danach nicht besser.

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Auch aus den eigenen Fan-Reihen gab es noch am Abend eine Reaktion. Nicht nur, dass die Spielunterbrechung und die Art des Pyro-Einsatzes für Kritik auf Social Media sorgte, auch der Supporters Club reihte sich ins Negativ-Urteil ein. „Raketen, die unkontrolliert durchs Stadion fliegen, gefährden sowohl Zuschauer:innen als auch Spieler“, heißt es in einem Statement. „Das Verhalten einiger HSV-Fans entspricht nicht unserem Verständnis von einer verantwortungsvollen und lebendigen Fankultur.“ Auch hier gibt es also Risse zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

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