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Fritz Laband gehörte 1951 zu den Derby-Verlierern des HSV – und wurde drei Jahre später Weltmeister.
  • Fritz Laband gehörte 1951 zu den Derby-Verlierern des HSV – und wurde drei Jahre später Weltmeister.
  • Foto: WITTERS

Fünf Tore am Millerntor! So lief das letzte Derby Erster gegen Zweiter

Am Freitag empfängt der Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli den Tabellenzweiten Hamburger SV. Dass das Stadtderby gleichzeitig das Nonplusultra der Liga war, ist lange her. Am 1. April 1951 trafen sich beide Vereine zuletzt in einer vergleichbaren Konstellation – ebenfalls am Millerntor.

Die damalige Oberliga Nord führte allerdings der HSV mit 41:13 Punkten an, der erste Verfolger St. Pauli (38:18 Punkte) konnte sich nur bei einem Sieg noch Hoffnungen auf den Meistertitel machen. Das Spitzenspiel zog damals ähnlich viele Fußballbegeisterte an wie heute. 30.000 Menschen, nach anderen Angaben sogar 32.000 versammelten sich im alten Millerntor-Stadion – die Ränge waren rappelvoll.

Derby 1951: Platzsturm und ein St. Pauli-Tor mit Zuschauer-Beteiligung

Das dauernde Gedränge brachte Zuschauer dazu, das Spielfeld zu stürmen, zumal auf den Tribünen einige Verletzte zu beklagen waren. Die chaotische Situation überforderte selbst den erfahrenen Schiedsrichter Erich Burmeister aus Altenwerder, der 1948 das erste Endspiel um die Deutsche Meisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg geleitet hatte. In der ersten Halbzeit kickte ein Zuschauer den Spielball aus dem Aus zu St. Pauli-Stürmer Alfred „Coppi“ Beck, der die Vorlage prompt zum vermeintlichen 1:0 für den Gastgeber nutzte. Erst nach einigen Beratungen (ohne Videobeweis) mit seinem Linienrichter nahm Burmeister den Treffer zurück – was Bundestrainer Sepp Herberger, der den Hamburger an der Pfeife einmal „Dickkopf“ nannte, wohl gewundert hätte, wäre er vor Ort gewesen.

Nach der Pause geht der HSV am Millerntor unter

Burmeister hatte kurz den Überblick verloren, die HSV-Elf um Heinz Spundflasche verlor ihn nach der Pause voll und ganz. Fred Boller, bis 1948 noch für die Rothosen unterwegs, verwandelte in der 47. Minute einen Elfmeter gegen seinen alten Klub – 1:0 für St. Pauli, das nun mächtig aufdrehte. Werner Kruppa (50.) und Hans Sump (51.) legten in kürzester Zeit das zweite und dritte Tor nach. Kruppa (80.) markierte mit seinem zweiten Treffer das 4:0, ehe Beck (84.) – diesmal ganz regelkonform ohne Fan-Vorlage – zum 5:0-Endstand traf. Besonders HSV-Torwart Otto Globisch machte beim bis heute höchsten Derby-Heimsieg der St. Paulianer keine gute Figur. 

Erst in Nürnberg endet der HSV-Meistertraum

Das Derby-Debakel hatte allerdings keine weitreichenden Folgen für dem HSV. Drei Wochen später sicherte sich der Rautenklub durch ein 6:4 gegen den VfB Oldenburg die Nordmeisterschaft. In die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft zogen beide Hamburger Vereine ein. Der HSV, für den Uwe Seeler damals in der Jugend spielte, mischte dort lange aussichtsreich mit und wäre mit einem Sieg beim 1. FC Nürnberg im letzten Gruppenspiel ins Finale gegen Fritz Walters 1. FC Kaiserslautern eingezogen. Nürnberg gewann jedoch 4:1, musste sich dann aber im Berliner Endspiel durch zwei Tore von Ottmar Walter 1:2 geschlagen geben.   

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St. Pauli, 1948 erst im Halbfinale gescheitert, war im Kampf um die Deutsche Meisterschaft schnell chancenlos und wurde trotz eines 2:1-Erfolgs bei Schalke 04 schließlich Gruppenletzter. Kurz darauf gelang in einem Freundschaftsspiel am Millerntor aber immerhin ein aufsehenerregendes 4:3 gegen den italienischen Meister AC Mailand. Auch für zwei Derby-Verlierer gab es Trost, wenngleich sie darauf noch drei Jahre warten mussten: Fritz Laband und Jupp Posipal, am denkwürdigen 1. April 1951 mit dem HSV untergegangen, wurden 1954 in Bern mit der DFB-Elf Weltmeister.

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