Felix Magath will HSV-Boss werden – aber wie groß sind seine Chancen?
Es war ein Paukenschlag, der zwischenzeitlich sogar den anstehenden HSV-Hit auf Schalke (Samstag, 20.30 Uhr/Liveticker auf MOPO.de) in den Schatten stellte. Felix Magath will am 21. Juni Präsident des Vereins werden, das machte der 71-Jährige am Donnerstag publik. Neun Wochen vor der Wahl aber stellt sich die Frage: Wie groß ist die Chance des HSV-Helden, wirklich ins Amt gewählt zu werden?
Als sich die Profis am Freitagnachmittag mit dem Bus auf den Weg in Richtung Ruhrpott machten, schwebte Magaths Name auch über ihnen. Zu gewaltig ist die Lebensleistung der Klub-Legende, die den Verein als Spieler zu drei Meisterschaften und zwei Europacup-Siegen führte. Kurz bevor auf Schalke der nächste Schritt in Richtung Bundesliga-Rückkehr gesetzt werden soll, ist Magath nun zurück auf der Bildfläche. Wenn auch vorerst nur auf schriftlichem Wege.
Am Donnerstag reichten Magath und Golz ihre Bewerbungen beim HSV ein
Am Donnerstag machte er ernst und unterrichtete den Beirat von seiner Kandidatur. Mit im Boot: Ex-HSV-Torwart-Legende Richard Golz (56), der unter Magath als Vize ins Präsidium einziehen möchte. Eine Teamwahl aber wird es nicht geben. Für alle drei Positionen (Präsident, Vize, Schatzmeister) werden Einzelwahlen durchgeführt. Mehr als 30 Bewerbungen liegen dem Beirat bislang vor, die Frist endet am 2. Mai.
Wie stehen Magaths Chancen? Hürde eins, die Zulassung durch den Beirat, dürfte im Normalfall kein Problem sein. Grundsätzlich erfüllt der Ex-HSV-Spieler, -Sportchef und -Trainer alle in der Vereins-Satzung verankerten Voraussetzungen, um als Präsident des HSV e.V. in Frage zu kommen. Mit dem dann angedachten Wechsel des Wohnortes von München zurück nach Hamburg würde Magath auch die gewünschte geografische Nähe herstellen. In einem persönlichen Gespräch wird er dem Beirat auch noch mal seine Gründe, Präsident werden zu wollen, erläutern müssen.
Kann Magath die HSV-Mitglieder von sich überzeugen?
Überzeugen muss Magath dann aber vor allem die Mitglieder – denn sie werden am 21. Juni das neue Präsidium wählen. Und genau darin liegt die aus Sicht der HSV-Legende größte Ungewissheit: Was halten die Mitglieder von seiner Kandidatur? Wie kommt er bei ihnen an?
Zumindest in den sozialen Netzwerken hielten sich die Jubelstürme nach dem Bekanntwerden von Magaths Kandidatur in Grenzen. Der nicht selten geäußerte Verdacht: Der in der Branche hoch angesehene, aber aufgrund seiner Kompromisslosigkeit auch nicht unumstrittene Altmeister könne zumindest mittelfristig nach deutlich mehr Macht im HSV streben und denke über das Präsidentenamt hinaus. Zur Erinnerung: Bereits im Vorjahr signalisierte Magath Interesse am Posten des HSV-Sportvorstands. Der Aufsichtsrat entschied sich jedoch für Stefan Kuntz. Würde Magath nun Präsident werden, hätte er seinen Sitz im Aufsichtsrat sicher und könnte sogar dessen Vorsitz übernehmen. Will er dann später selbst Vorstand werden? Ist das sein Plan?
Magath will die HSV-Jugend weiter fördern
Magath selbst verneint dies. Davon muss er allerdings auch die Mitglieder überzeugen. Genau deshalb wollen Magath und Golz nach der gewünschten Zulassung durch den Beirat offensiv werben und ihr Programm auch live vorstellen. „Ein großer Verein wie der HSV muss seine Jugend bestmöglich unterstützen – in jeder Abteilung“, erklärte Magath am Donnerstag im Zuge einer Pressemitteilung. „Wir wollen Talente nicht nur ausbilden, sondern sie als festen Bestandteil der Mannschaften verankern und zur Identität des Vereins machen.“ Golz ergänzte: „Im Zentrum steht das Ziel, eine Kultur des Leistungswillens mit sportlichem Anspruch dauerhaft zu etablieren.“
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Eine weitere Gefahr für Magath: Hört man sich in der Mitte der HSV-Mitgliedschaft um, fällt im Zusammenhang mit ihm auch immer wieder der Name Klaus-Michael Kühne. Der Mäzen war in der Vergangenheit stets ein Fürsprecher Magaths, wenn es um zu vergebende HSV-Posten ging. Eine vermeintliche Nähe, die nicht wenigen HSV-Mitgliedern und Fans ein Dorn im Auge ist. Vieles wird nun für Magath davon abhängen, inwiefern er im Vorfeld der Wahl diese Nähe glaubhaft relativieren kann.
Am 21. Juni wird das neue HSV-Präsidium gewählt
Die Frage, wie viele Anhänger Magath für sich mobilisieren kann, wird dann über das Wohl und Wehe seiner Kandidatur entscheiden. Mit dem im Verein hoch angesehenen Ehrenrats-Vorsitzenden Kai Esselsgroth und Unternehmer Franck Ockens gibt es zumindest zwei öffentlich bekannte Mitstreiter, die ebenfalls Präsident werden wollen. Magaths Name ist fraglos der gewaltigste – doch vor dem wegen seiner Methoden einst „Quälix“ genannten Ex-Trainer dürften ein durchaus steiniger Weg und extrem spannender Wahlkampf liegen, um ans Ziel seiner Wünsche zu gelangen.
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