Christin Meyer im Zweikampf mit Nicole Ojukwu

Gegen Freiburgs Torschützin Nicole Ojukwu (Mitte) war für Christin Meyer und die HSV-Frauen nur selten ein Durchkommen. Foto: WITTERS

„Extrem bitter“: Starke HSV-Frauen kassieren spätes Debakel in Freiburg

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Völlig losgelöst. Die Hymne von Major Tom, zu der die Freiburger Spielerinnen nach der Partie gegen den HSV auf dem Rasen tanzten, passte zu ihrem Auftritt in den letzten Minuten dieser Partie. Zweimal hatten sich die HSV-Frauen in die Auswärtspartie im Breisgau wieder zurückgekämpft, waren in der zweiten Halbzeit eigentlich das spielbestimmende Team gewesen – und doch stand am Ende eine deutliche 2:6 (1:2)-Klatsche. Eine, von der man in den Reihen des HSV selbst nicht so recht wusste, wie sie eigentlich zustandegekommen war.

„Ich kann mir auch nicht so richtig erklären, was hier passiert ist“, sagte eine irritierte Kapitänin Pauline Machtens nach Schlusspfiff. „Wir hatten so viele Chancen, waren richtig gut im Spiel. Aber am Ende hat sich gezeigt, dass Freiburg die erfahrene Mannschaft ist und wir nicht. Trotzdem darf uns ein solches Ergebnis natürlich nicht passieren. Aber das ist so als Aufsteiger – wir können in jedem Spiel lernen und das tun wir auch.“

HSV-Frauen waren bis kurz vor Schluss nah am Ausgleich

Bis wenige Minuten vor dem Ende waren die Hamburgerinnen eigentlich nah dran am Ausgleich gewesen, warfen alles nach vorne und drängten auf das 3:3 – doch dann spielte der SC Freiburg seine spielerische Klasse eiskalt aus. Dem Großteil der 1942 Zuschauer im Dreisamstadion gefiel dieses Finish. Dem HSV naturgemäß überhaupt nicht. „Dass wir so hoch verlieren, ist extrem bitter“, fasste auch Trainerin Liése Brancão zusammen. „Ich kann meiner Mannschaft gar keinen Vorwurf machen. Der Gegner war nicht viel stärker als wir, sondern war einfach in den richtigen Momenten da. Und so haben sie dieses Spiel gewonnen.“

Extrem bitter. Das gilt auch für Torhüterin Inga Schuldt, die nach der Verletzung ihrer Teamkollegin Laura Sieger erstmals im HSV-Tor stand und bei allen sechs Gegentreffern machtlos war. Vor dem Anpfiff waren die HSV-Frauen mit einem Trikot der verletzten Keeperin aufgelaufen, hatten es beim Mannschaftsfoto mit traurigen Blicken hochgehalten. Sieger hatte sich vergangene Woche im Auswärtsspiel bei der SGS Essen (0:0) das Kreuzband gerissen und wird dem HSV monatelang fehlen.

Vor dem Anpfiff hielten die HSV-Frauen das Trikot der verletzten Torhüterin Laura Sieger hoch. WITTERS
HSV-Frauen mit Trikot der verletzten Torfrau Laura Sieger
Vor dem Anpfiff hielten die HSV-Frauen das Trikot der verletzten Torhüterin Laura Sieger hoch.

Schuldt jedoch konnte bei der Partie in Freiburg, deren Heimrecht wegen des Männer-Heimspiels am Samstag im Volksparkstadion getauscht worden war, nur bis Mitte der ersten Halbzeit die Null halten. Nachdem die 28-Jährige die ersten Freiburger Chancen noch abgewehrt hatte (15./16.), war sie gegen den traumhaften Distanzschuss von SC-Verteidigerin Lisa Karl schließlich machtlos (23.). Und als sich Schuldt dann nach 28 Minuten länger behandeln ließ, bildeten sich bei den HSV-Verantwortlichen bereits erste Sorgenfalten auf der Stirn.

Stoldt und Böhler treffen für die HSV-Frauen in Freiburg

Mit dem etwas überraschenden Ausgleich durch Svea Stoldt (43.) schien es fast so, als würden diese Sorgenfalten schnell wieder verschwinden können. Noch vor dem Seitenwechsel aber stellte Tessa Blumenberg die Freiburger Führung wieder her (45.+2), kurz nach der Pause erhöhte Nicole Ojukwu gar auf 3:1 für die bis dahin klar besseren Gastgeberinnen (52.). Es drohte ein Debakel – doch der HSV wusste erneut eine Antwort.

Die HSV-Frauen feiern Svea Stoldt (Mitte) nach ihrem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. WITTERS
HSV-Frauen bejubeln ein Tor von Svea Stoldt
Die HSV-Frauen feiern Svea Stoldt (Mitte) nach ihrem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich.

Als die zur Halbzeit eingewechselte Annaleen Böhler im direkten Gegenzug nach einer Ecke verkürzte (54.), spürten die Hamburgerinnen, dass an diesem Abend etwas drin sein könnte. Angepeitscht von den etwa 50 mitgereisten HSV-Anhängern, die über die gesamte Spielzeit hinweg akustisch klar tonangebend waren im Freiburger Dreisamstadion, war Hamburg auf einmal wie aufgedreht und schnupperte am erneuten Ausgleich.

HSV drängt auf Ausgleich – aber Freiburg macht die Tore

Die plötzlich sehr passiven Freiburgerinnen hatten Glück, dass der druckvollen HSV-Offensive viel zu wenig einfiel am gegnerischen Sechzehner, sie nie wirklich ins letzte Drittel vordringen konnte. Und weil der HSV das Tor nicht machte, bedankte sich das Team aus dem Breisgau – mit einem „völlig losgelösten“ Auftritt in den Schlussminuten. Die erst kurz zuvor eingewechselte Schweizer Nationalstürmerin Aurélie Csillag vollendete zwei Konter gegen die weit aufgerückten Hamburgerinnen blitzsauber (82./84.) und entschied die Partie, Landsfrau Leela Egli sorgte in der Nachspielzeit (90.+2) dann noch für den am Ende doch überraschend hohen 6:2-Endstand.

„Das Spiel hätte auch anders verlaufen können“, sagte Angreiferin Melanie Brunnthaler. „Wir haben alle gespürt, dass wir am Drücker sind und dass nicht mehr viel fehlt bis zum Ausgleich. Wenn uns das 3:3 gelingt, ist das eine ganz andere Situation. Wir haben gewusst, dass Freiburg kontern kann. Und das haben sie gegen uns leider gut gemacht.“

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Für die Hamburgerinnen gilt es jetzt, diesen Rückschlag abzuschütteln. „Wir haben schon am Donnerstag wieder die Chance, das besser zu machen – und das werden wir auch“, kündigte Machtens an. Dann starten sie und ihre Teamkolleginnen ihren nächsten Anlauf für den ersten Saisonsieg – um 19 Uhr geht es im dritten Auswärtsspiel in Folge zu RB Leipzig.

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