Schafft der HSV diesmal den Aufstieg? Das sagt Derbyheld Jonas David
„Er ist sehr nett – und ein toller Spieler“, sagte Tim Walter gestern, als er von einem Kind auf Jonas David angesprochen wurde. Und der HSV-Coach erinnerte sich an das Stadtderby: „Er hat ein tolles Tor geschossen.“ Darüber sprach die MOPO mit David – und über sein Wiedersehen mit Ex-Trainer Christian Titz, Kritik und den ersehnten Aufstieg.
„Er ist sehr nett – und ein toller Spieler“, sagte Tim Walter gestern, als er von einem Kind auf Jonas David angesprochen wurde. Und der HSV-Coach erinnerte sich an das Stadtderby: „Er hat ein tolles Tor geschossen.“ Darüber sprach die MOPO mit David – und über sein Wiedersehen mit Ex-Trainer Christian Titz, Kritik und den ersehnten Aufstieg.
MOPO: Herr David, wie oft haben Sie sich Ihr Traumtor gegen St. Pauli seit Freitag noch mal angeschaut?
Jonas David: Schon ein paar Mal, da muss ich ehrlich sein (lacht).
Wie fühlt es sich an, als Derbysieger durch die Stadt zu gehen?
Das ist ein überragendes Gefühl. Gerade für mich als Hamburger lebt es sich seit Freitag ein bisschen schöner in der Stadt.
Nach dem Sieg sagten Sie, dass es keinen besseren Moment hätte geben können für Ihr erstes Tor in der Zweiten Liga. Wurde es in Ihrem 48. Zweitliga-Spiel auch Zeit?
Es wurde langsam Zeit, auch wenn ich als Innenverteidiger natürlich nicht so häufig in den torgefährlichen Räumen bin (lacht). Ich glaube, meine Abwehr-Kollegen haben auch schon das eine oder andere Tor geschossen. Deswegen war ich jetzt mal dran.
Für die Schusstechnik: David schob nach dem Training Extraschichten
Bei Ihrem Winkel-Schuss fühlte sich mancher Fan eher an Ihren Abwehr-Kollegen Mario Vuskovic erinnert.
Mario hat auch eine super Schusstechnik, ich habe mir bei ihm aber nichts abgeschaut. Ich glaube, er schießt ein bisschen anders als ich. Vor seiner Sperre haben wir im Training ab und zu gemeinsam geschossen – aber auch in den letzten Monaten bin ich nach dem Training noch etwas länger auf dem Platz geblieben, um Schüsse zu üben.
Sie sind der erste Hamburger, der seit der Bundesliga-Gründung ein Liga-Tor für den HSV in einem Stadtderby erzielt hat. Was sagen Sie dazu?
Das habe ich gar nicht mitbekommen. Das freut mich sehr. Ich hoffe, das wird man nicht so schnell vergessen. Vielleicht ist es auch eine Motivation für andere Jungs, die noch bei uns im Nachwuchs spielen.
HSV-Torschütze David über den Derbysieg: „Das bisher schönste Spiel meiner Karriere“
Welchen Stellenwert nimmt das 4:3 gegen St. Pauli in Ihrer Karriere ein?
Für mich persönlich war es auf jeden Fall das bisher schönste Spiel meiner Karriere. Das 2:0 in Bremen letzte Saison war auch richtig schön, aber das kann ich mit dem Stadtderby jetzt nicht vergleichen. Das war für mich das spektakulärste Spiel bislang, auch mit dem ganzen Drumherum.
Ihr erstes Profi-Spiel fand im August 2018 statt. Es war die erste HSV-Partie in Liga zwei, Endstand 0:3 gegen Kiel. Wie sind Ihre Erinnerungen?
Ich habe mich natürlich gefreut, dass ich eingewechselt wurde. Es war der erste Spieltag im ersten Zweitligajahr und das Stadion war damals auch ausverkauft. Die Erwartungshaltung war riesengroß – und wir haben leider verloren. Rein sportlich gesehen war es kein guter Tag.
In Magdeburg kommt es für David zum Wiedersehen mit Förderer Titz
Ihr Trainer beim HSV war damals der jetzige Magdeburg-Coach Christian Titz, den Sie nun wiedersehen werden. Welche Bedeutung hatte er für Sie?
Ich habe ihm die ersten Schritte im Profi-Fußball zu verdanken. Er war schon in der Jugend mein Trainer, dann hat er mich zur Vorbereitung der Saison 2018/2019 zu den Profis hochgezogen und mir die Chance gegeben, mich zu zeigen.
War er einer der bisher größten Förderer in Ihrer Karriere?
Weil ich ihn schon aus der Jugend kannte, war es für mich einfacher, als ich zum ersten Mal bei den Profis dabei war. Ich wusste, was er von mir möchte und wie ich mich zu verhalten habe. Christian Titz wusste schon, was ich konnte – und dann musste ich es nur noch auf Profi-Level zeigen.
Kann man Christian Titz und Tim Walter miteinander vergleichen?
Sie sind andere Charaktere. Der Spielstil ähnelt sich, weil beide viel Wert auf Ballbesitz legen und die Kontrolle haben wollen – aber sonst sind es unterschiedliche Trainer-Typen.
Sie treffen nicht nur auf Christian Titz, sondern mit Moritz-Broni Kwarteng auch auf einen Ihrer ehemaligen HSV-Kollegen. Wie haben Sie seinen Weg verfolgt, seit er den HSV im Sommer 2021 verlassen hat?
Durchweg positiv. Ich habe Magdeburg und Momo (Kwarteng, d. Red.) schon verfolgt, als sie noch in Liga drei waren. Wir wussten alle schon damals, was er kann. Das hat er jetzt in Magdeburg unter Beweis gestellt, hat sich auch in der Zweiten Liga etabliert. Er wird einige Duelle gegen uns haben und auch gegen mich. Es wird eine Teamaufgabe sein, ihn zu stoppen.
Vor ein paar Wochen saßen Sie in Düsseldorf überraschend auf der Bank, danach gab es etwas Kritik für Sie von Tim Walter. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Der Trainer entscheidet, wer spielt und wer auf der Bank sitzt. Das sollte jeder respektieren und annehmen. Mehr als sich in der nächsten Woche wieder anzubieten, kann man nicht machen. Kritik gehört dazu. Der HSV ist ein großer Verein, wenn wir verlieren und Tore kassieren, geht es in erster Linie ums Abwehrverhalten – und dann wird auch über die Verteidiger gesprochen. Wenn wir Kritik abbekommen, gehört das dazu. Das interessiert mich ehrlich gesagt nicht so sehr. Mein Selbstvertrauen war nicht geschädigt und ich fühle mich aktuell super.
Das sagt Jonas David über die Aufstiegs-Chancen des HSV
Viele Ihrer Kollegen haben sich bereits ziemlich offensiv geäußert, aus Ihrem Mund war es aber noch nicht direkt zu hören. Steigt der HSV auf?
Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können. Wir wollen den Schwung aus dem Stadtderby mitnehmen. Gelingt uns das, sind wir schwer zu stoppen. Wenn wir uns in den letzten Spielen in einen Lauf spielen, so wie in der vergangenen Saison, wird uns das sicherlich noch weiter nach vorne bringen.
Der härteste Aufstiegskonkurrent kommt dieses Jahr aus Heidenheim. Werden Sie in den kommenden Wochen immer ein Auge auf den 1. FCH werfen?
Vielleicht, wenn das Wochenende vorbei ist. So ist es zumindest bei mir, ich kann die Ergebnisse von Heidenheim ohnehin nicht ändern. Wenn wir gewonnen und unseren Job erledigt haben, dann können wir schauen, was die anderen gemacht haben. Grundsätzlich sind wir aber bisher gut damit gefahren, nur auf uns zu schauen.
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Die letzte Saison endete bitter: Soll die Relegation diesmal vermieden werden?
Das ist unser Ziel. Wir haben vor gar nichts Angst, denn wir haben eine gute Ausgangsposition und alles in der eigenen Hand.