Es geht auch um Walter: Wichtiger Termin für HSV-Boss Boldt – er muss liefern
Er hatte die Enttäuschung noch gar nicht so richtig sacken lassen, da verkündete Jonas Boldt bereits Wegweisendes. Direkt nach dem Relegations-Rückspiel gegen den VfB Stuttgart sprach der Sportvorstand seinem Trainer Tim Walter eine Job-Garantie aus. Der Coach erhält erwartungsgemäß eine weitere Chance. Die dürfte auch Boldt bekommen, sofern er vor dem Aufsichtsrat einen überzeugenden Eindruck vermittelt. Denn jetzt muss er liefern. Von ihm werden Antworten gefordert, die auch das Verhalten des Trainers betreffen.
Er hatte die Enttäuschung noch gar nicht so richtig sacken lassen, da verkündete Jonas Boldt bereits Wegweisendes. Direkt nach dem Relegations-Rückspiel gegen den VfB Stuttgart sprach der Sportvorstand seinem Trainer Tim Walter eine Job-Garantie aus. Der Coach erhält erwartungsgemäß eine weitere Chance. Die dürfte auch Boldt bekommen, sofern er in der kommenden Woche vor dem Aufsichtsrat einen überzeugenden Eindruck vermittelt. Denn jetzt muss er liefern.
Draußen sangen die Fans noch von der großen Liebe zu ihrem Verein und machten sich gegenseitig Mut für die neue Spielzeit, da sprach Boldt in den Stadion-Katakomben bereits Tacheles. Die Frage, ob Walter trotz der letztlich krachend verlorenen Relegation (0:3, 1:3) und dem Verpassen des Saisonziels bleiben dürfe, stellte sich für Boldt nicht. „Selbstverständlich“, erklärte der 41-Jährige und schob die Begründung gleich nach: „Man sieht, wie wir Fußball spielen und was für ein Fundament wir gebaut haben. Das heißt nicht, dass alles perfekt ist. Aber vieles hat richtig gut funktioniert.“ Wie zum Beweis nannte er Zahlen: „66 Punkte, 20 Siege!“
HSV-Boss Jonas Boldt steht hinter Trainer Tim Walter
Boldt steht zu Walter. Das tat er immer, bedingungslos. Deshalb überraschte das zügige Bekenntnis auch nicht. Dennoch: Wenn der Aufsichtsrat den Vorstand kommende Woche zur großen Saisonanalyse bittet, wird gerade der Name Walter Thema sein.

Teile des Rates zeigten sich nach MOPO-Informationen zuletzt durchaus überrascht von so mancher Aussage des Trainers. Der hatte sich zunächst monatelang mit seinem offensiv formulierten Aufstiegs-Versprechen weit aus dem Fenster gelehnt. Nach dem verlorenen Relegations-Hinspiel beim VfB (0:3) aber erklärte Walter plötzlich: „Wir sind mittlerweile ein normaler Zweitligist.“
Aussagen, die intern mit Verwunderung zur Kenntnis genommen wurden. Denn mit einem Gehaltsetat von 23 Millionen Euro und Transferausgaben von rund zehn Millionen hatten die Verantwortungsträger die Weichen für eine erfolgreiche Saison gestellt und Walter ein Luxus-Aufgebot zur Verfügung gestellt, das in der Liga seinesgleichen suchte.
Boldt muss sich vor dem HSV-Aufsichtsrat erklären
Boldt wird den Räten nun erklären, wie er zu Walters Aussagen und dessen mitunter fragwürdiger Außendarstellung steht. Stuft auch er den HSV als normalen Zweitligisten ein? Wie steht es um Visionen für die Zukunft? Und wie will der HSV in der neuen Serie gegen die vermeintlich stärkere Konkurrenz um die Absteiger Schalke und Hertha bestehen und erneut einen Großangriff Richtung Bundesliga starten? Fragen, denen sich Boldt und sein Vorstandskollege Eric Huwer stellen werden.
Allerdings: Wenig bis nichts spricht dafür, dass die Räte von ihrer Möglichkeit Gebrauch machen, Boldts Vertrag wegen des verpassten Aufstiegs auflösen zu können. Dass er die Dinge etwas strenger als Walter beurteilt, machte der Boss bereits nach der Relegation deutlich. „Wir werden uns schütteln und sicherlich ein paar Dinge auf den Tisch legen, die wir verbessern können und müssen“, ließ er wissen. „Wir haben über die zwei Spiele auch gesehen, dass noch Luft da ist.“
Kein Zweitligist verlor die Relegation höher als der HSV
Tatsächlich versiebte noch kein Zweitligist die Relegation seit ihrer Wiedereinführung 2008 höher als der HSV gegen den VfB. „Auf die Saison bezogen sind wir wieder ein Stück näher rangekommen an die Bundesliga“, resümierte Boldt, nannte das Kind aber auch beim Namen: „Wir haben es am Ende nicht geschafft aufzusteigen.“
Das könnte Sie auch interessieren: Bleibt er doch? Sonny Kittel hat beim HSV noch nicht genug
Dass auch Walter von Boldt künftig etwas stärker in die Pflicht genommen werden dürfte, verdeutlichte dieser mit einem anderen Satz. Es sei „die ganz große Kunst, das Potenzial, was die Jungs in sich haben, weitestgehend konstant über eine Saison auf den Platz zu bringen“, merkte der Vorstand an. Eine Konstanz, die Walter in der von heftigen Berg- und Talfahrten geprägten Rückrunde abhanden kam. Und letztlich dafür sorgte, dass der HSV sein Ziel Aufstieg verfehlte – bereits vor der Relegation.