Es gab nur eine Panne: Neuer HSV-Profi hat die „Mentalität eines Kriegers“
Warmed Omari hat schon viel gesehen und erlebt. Sportlich wären da zum Beispiel 76 Pflichtspiele in der Ligue 1 zu nennen sowie zehn in der Europa League. Der neue HSV-Profi hat in seiner Karriere schon gegen Neymar, Lionel Messi und Kylian Mbappé verteidigt, wobei ihm vor einem Duell mit dem französischen Superstar ein Malheur passierte. Der Weg, der hinter Omari liegt, fing aber viel früher an. Er startete in der harten Realität.
Omari wurde im Jahr 2000 auf Mayotte, einem französischen Überseegebiet im Indischen Ozean, geboren – und wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen zog er als Kind mit seiner Familie erst nach La Réunion – und später nach Frankreich. Um seine Liebsten aus der Armut zu befreien, entwickelte Omari die „Mentalität eines Kriegers“, wie es in einem Portrait des afrikanischen Nachrichtenportals „Sports Medium Africa“ heißt. Ihm blieb keine Wahl, als früh Verantwortung zu übernehmen.
Warmed Omari: „Musste für meine Familie erfolgreich sein“
„Ich musste für meine Familie erfolgreich sein, um sie da herauszuholen“, sagte der heute 25-Jährige im September 2023 in einem Interview mit „Ouest-France“. Darin beschrieb Omari: „Seit meiner Kindheit musste ich meine Qualitäten im Fußball nutzen und hart arbeiten, um das zu werden, was ich heute bin.“ Heute ist er neuer HSV-Profi und siebenmaliger A-Nationalspieler der Komoren – die Heimat seiner Eltern, für die er nicht erst in Rennes alles tat. In der Hauptstadt der Bretagne kickte Omari erst für TA Rennes (2012 bis 2014), ehe er in den Nachwuchs des bekannteren Stadtklubs Stade Rennes wechselte.

Der talentierte Abwehrspieler organisierte seinen Alltag meistens selbst. Laut „Stade Rennais Online“, das Omari mal portraitiert hat, wusste nicht mal seine Mutter zu der Zeit, was für einen Aufwand ihr Sohn betreibt – auch fußballerisch. Omari träumte von einem Leben als Profi, legte aber auch Wert auf Bildung: Er schloss die Schule mit einem französischen „Bac+2“-Abschluss ab, was in Deutschland etwa der Fachhochschulreife entspricht. Erst danach konzentrierte sich der Verteidiger voll auf seine Profi-Karriere. Im Sommer 2021, sieben Jahre nach seinem Wechsel zu Stade Rennes, kam Omari fest in deren erste Mannschaft. Und sein Charakter entwickelte sich weiter.
HSV-Zugang kämpfte in der Jugend mit seinen Emotionen
In der Jugend soll es Omari auf dem Platz nicht leichtgefallen sein, sein Temperament zu zügeln. Aus Frust über Entscheidungen von Schiedsrichtern oder eigene Fehler schoss er manchmal über das Ziel hinaus, beging harte Fouls oder holte sich unnötige Karten, wie „Stade Rennais Online“ berichtet. Seine früheren Trainer sprachen gegenüber dem französischen Portal von einer gewissen „emotionalen Fragilität“ bei dem Talent. Demnach hatten Omaris Förderer Zweifel, ob er diese Probleme in den Griff bekommt.

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Doch er schaffte es, lernte, seine Emotionen zu kontrollieren, und wurde vom Hitzkopf zu dem, was HSV-Trainer Merlin Polzin am Donnerstag treffend umschrieb: „Er ist ein sehr, sehr angenehmer Mensch, der in den Gesprächen eine große Offenheit gezeigt hat.“ Und der eine Menge Erfahrung mit nach Hamburg bringt.
Omari verlor mit Rennes im Pokal gegen PSG und Mbappé
Große Titel hat Omari in seiner Laufbahn noch nicht gewonnen, mit Stade Rennes aber international gespielt. Und zumindest einmal war er mit seinem Stammklub, bei dem er noch bis 2027 unter Vertrag steht, relativ nah dran an einer Trophäe. In der Saison 2023/24 zog Rennes im nationalen Pokal-Wettbewerb Frankreichs, dem Coupe de France, ins Halbfinale ein. Doch am Morgen des 3. April 2024, viele Stunden vor dem Spiel gegen das Star-Ensemble von Paris Saint-Germain, unterlief Omari eine Panne – weil er verschlief.

Der Fall sorgte in Frankreich für Schlagzeilen. Laut französischen Medienberichten erschien Omari nicht zum vereinbarten Treffpunkt, musste vom Hausmeister geweckt und schließlich unterwegs vom Mannschaftsbus eingesammelt werden. Sein Klub ahndete die Verspätung mit einer saftigen Geldstrafe, sein Trainer Julien Stéphan stellte ihn trotz des Malheurs aber in die Startelf. Omari verteidigte an der Seite des heutigen Frankfurt-Profis Arthur Theate gegen Mbappé, Ousmane Dembélé und Co. stark – wurde aber nicht belohnt.
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Mbappé, der drei Monate später zu Real Madrid wechselte, traf für PSG zum 1:0-Sieg. Doch Omari steckte auch diesen Rückschlag weg – und soll dem HSV jetzt, gut 15 Monate nach der bitteren Halbfinal-Pleite, sofort helfen. In der Spieleröffnung. Bei der Zweikampfführung. Und auch mit seiner Mentalität. Wie ein Krieger.
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