„Er musste wie ein Kleinkind betreut werden“: Schlammschlacht um Jatta
Es war der vierte Anhörungstag vor dem Hamburger Landgericht im Gerichtsprozess um HSV-Profi Bakery Jatta. Der Streit zwischen seinem Berater und einem vermeintlichen früheren Berater um Millionen nahm an Intensität deutlich zu. Die Aussage einer Zeugin wirft Fragen auf. Die ganze Schlammschlacht lesen Sie mit MOPO PLUS.
Wie lange zieht sich der Kaugummi-Prozess um Bakery Jatta noch hin? Seit zweieinhalb Jahren sieht sich der HSV-Angreifer der Millionenforderung seines früheren Betreuers Mahmut Aktas ausgesetzt, am Montag kam es zum vierten Anhörungstag vor dem Hamburger Landgericht. Die gute Nachricht: Kurz vor Weihnachten soll nun das Urteil verkündet werden. Die schlechte: Das könnte noch lange nicht das Ende sein.
Entspannung stand für Jatta am trainingsfreien Montag im Vordergrund. Auch diesmal ließ sich der 25-Jährige in Raum B223 des Gerichtsgebäudes am Sievekingplatz von seinem Anwalt Thomas Bliwier vertreten und blieb der Verhandlung fern. Eine durchaus weise Entscheidung, denn ansonsten wäre bei dem Gambier wohl die eine oder andere schon verheilte Wunde wieder aufgeplatzt. Der Prozess ist zur Schlammschlacht verkommen, in der allein das Geld im Vordergrund steht.
Zur Erinnerung: Mahmut Aktas fordert von Jatta und dessen Berater Efe Aktas (mit dem er weder verwandt noch verschwägert ist) einen Betrag von etwa 1,25 Millionen Euro. Dafür, dass er den Angreifer auf eine Profikarriere vorbereitete, darüber hinaus – so behauptet es der auch gestern per Video zugeschaltete Kläger – sei Anfang Januar 2016 ein Abkommen getroffen worden, das ihm zehn Prozent aller Karriere-Einnahmen Jattas zusichere. Das Problem: Ein Schriftstück hierüber existiert nicht.
Jatta-Prozess: Die frühere Ehefrau des Klägers sagt aus
Am Montag sollte nun Nicole A., die frühere Ehefrau des Klägers, etwas mehr Licht ins Dunkel bringen. Detailliert schilderte die 35-Jährige, wie sehr sich ihr Ex-Mann bemüht habe, den Anfang 2016 noch minderjährigen Jatta auf eine Karriere beim HSV vorzubereiten. „Abgemacht war, dass mein Ex-Mann ihn trainiert, betreut, begleitet und daraus auch Profit schlagen kann“, erklärte sie. Mahmut Aktas habe ihr gesagt: „Wenn es klappt, dass er beim HSV einen Vertrag bekommt, wird es auch uns gut gehen.“ Sogar eine Verfilmung der Jatta-Story, der es dann vom Flüchtling zum Profi geschafft hätte, sei angedacht gewesen.
Unstrittig ist, dass sich Mahmut Aktas intensiv um Jatta bemühte, der 2015 aus Gambia nach Deutschland geflüchtet war. „Wir haben uns in der Zeit auch wenig gesehen, weil mein Ex-Mann Herrn Jatta wie ein Kleinkind betreut hat“, betonte Nicole A. Er habe ihm Sprachunterricht gegeben, das Schwimmen beigebracht und behördliche Dinge erledigt. Zudem habe man Jatta, als dieser bereits beim HSV unter Vertrag stand, zu Pünktlichkeit erziehen müssen: „Wenn mein Ex-Mann nicht gewesen wäre, hätte es Herr Jatta beim HSV nicht geschafft, weil er die Verlässlichkeit nicht an den Tag gelegt hat.“ Mehrfach sei Jatta zu spät zum Training erschienen und habe Strafen in Höhe von 1000 bis 2000 Euro zahlen müssen – die Mahmut Aktas dann beglich.
Harter Tobak. Doch den entscheidenden Hinweis konnte auch Nicole A. nicht geben: Existiert nun ein Vertrag oder nicht?
„Eine Zahlung in Höhe von 12.000 oder 13.000 Euro“
Zwar habe sie von einer Vereinbarung gehört, aber niemals ein Schriftstück gesehen. Einmal sei eine Zahlung in Höhe von 12.000 oder 13.000 Euro eingegangen, erinnerte sie sich. Das aber eher, um Mahmut Aktas’ Auslagen zu begleichen. Ansonsten: nichts. Kein Geld. Aber eben auch kein schriftlicher Vertrag.
80 Minuten lang sagte Nicole A. aus und machte dabei mitunter einen angefassten Eindruck. Dann hatte die Vorsitzende Richterin Wöhler genug gehört. Wenige Tage vor Weihnachten soll es zur Verkündung des Urteils kommen.
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Wie geht es nun weiter? Die Jatta-Seite dürfte weiterhin deutlich bessere Karten haben, denn Hieb- und Stichfestes gibt es von Klägerseite weiterhin nicht. So wie vor einigen Jahren, als mit Lars D. bereits ein anderer Kläger in ähnlicher Angelegenheit von Jatta Geld verlangte, aber vor einem Bremer Gericht scheiterte.
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Sollte nun auch Mahmut Aktas verlieren, dann aber in die Berufung gehen, würde der Fall vor das Oberlandesgericht wandern. Nicht ausgeschlossen allerdings, dass versucht wird, sich auf der Zielgeraden doch noch außergerichtlich zu einigen. Schwer vorstellbar, dass sich die Jatta-Seite darauf einlassen würde.