Enger HSV-Kader ein Risiko? Sportdirektor Mutzel spricht Klartext
Dem kurzen Durchpusten folgt gleich wieder der knallharte Aufstiegskampf. Bis zum vergangenen Montag standen die Arbeitstage von Michael Mutzel (42) ganz im Zeichen der Transferperiode, nach der Schließung des Fensters steht nun direkt das Spitzenspiel in Darmstadt an. Vor den entscheidenden Saisonmonaten äußert sich der HSV-Sportdirektor im MOPO-Interview zur Ausgangslage seines Vereins – und wehrt sich gegen den Vorwurf, der HSV habe seinen Kader nicht breit genug aufgestellt.
Dem kurzen Durchpusten folgt gleich wieder der knallharte Aufstiegskampf. Bis zum vergangenen Montag standen die Arbeitstage von Michael Mutzel (42) ganz im Zeichen der Transferperiode, nach der Schließung des Fensters steht nun direkt das Spitzenspiel in Darmstadt an. Vor den entscheidenden Saisonmonaten äußert sich der HSV-Sportdirektor im MOPO-Interview zur Ausgangslage seines Vereins – und wehrt sich gegen den Vorwurf, der HSV habe seinen Kader nicht breit genug aufgestellt.
MOPO: Zahlreiche HSV-Fans waren am Montag in Habachtstellung und hofften bis zum Ende der Frist um 18 Uhr, dass Sie noch einen Spieler verpflichten würden. Herr Mutzel, wann war Ihnen klar, dass das nicht mehr passieren würde?
Michael Mutzel: Es gibt natürlich Tendenzen und ein Gefühl für die Situation. Deswegen hatte ich gegen Mittag den Eindruck, dass da nichts mehr passiert. Allerdings hatten wir nach der Verpflichtung von Giorgi Chakvetadze auch keinen großen Druck mehr.
Sportdirektor Michael Mutzel sieht HSV gut aufgestellt
Nun heißt es, der Kader sei vielleicht nicht breit genug aufgestellt und der HSV würde ein Risiko eingehen. Wie gehen Sie damit um?
Wie gerade erwähnt, haben wir den Kader ja verstärkt. Zudem haben wir nach wie vor keine Position, auf der wir keine Lösungen hätten, wenn Spieler ausfallen sollten. Die ganze Saison über hatten wir mit gewissen Ausfällen zu kämpfen – und haben es dennoch als Team super hinbekommen.
Aber wenn die Flügelspieler Bakery Jatta oder Faride Alidou ausfallen, mangelt es doch an einem identischen Spielertypen im Kader.
Der Eindruck mag nach außen hin entstehen, aber er täuscht. Viele wissen vielleicht noch gar nicht, was Chakvetadze für ein Spielertyp ist. Er kann sehr gut auf dem Flügel spielen, ebenso zentral. Genau diese Variabilität haben wir mit ihm gefunden. Zudem können auch Sonny Kittel oder Manuel Wintzheimer die Flügelposition besetzen. Ich sehe keinen Engpass im Kader. Ich möchte daran erinnern, dass zum Beispiel Faride in den ersten neun Saisonspielen auch noch ohne Einsatz war.
Was braucht man aus Ihrer Sicht, um in dieser Saison aufzusteigen?
Eine stabile intakte Gruppe, die nicht aufhört, gewinnen zu wollen, die erfolgshungrig ist. Und wir brauchen um den Verein herum einen Support, der dich trägt. Das ist enorm wichtig. Ich war selbst Spieler. Ich weiß, wie sehr du das brauchst, um aufsteigen zu können.
Und was davon hat der HSV?
Hoffentlich alles.
Hoffentlich?
Es fällt schon auf, dass nach wie vor zügig eine große Hektik im Umfeld entsteht, wenn wir mal Unentschieden gegen einen Verein aus der unteren Tabellenhälfte spielen. Dann werden sehr schnell die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und alles, was wir eigentlich gut machen, wird in den Hintergrund gedrängt. Und das ist nicht förderlich. Man darf nicht alles sofort in Frage stellen. Es würde sicherlich helfen, wenn man uns als das sieht, was wir sind.
HSV-Boss Mutzel: Man darf nicht alles sofort in Frage stellen
Die Wahrnehmung ist aber, dass der HSV mit Schalke und Werder zu den drei Giganten der Liga zählt.
Aber ist das gerecht? Wir haben bezogen auf die bisher eingesetzten Spieler den jüngsten Kader und spielen im vierten Jahr in der Zweiten Liga. Die anderen Beiden sind gerade abgestiegen und haben bundesligaerfahrene Kader. Das wird aber gern unter den Tisch gekehrt.
Allerdings sind alle drei Klubs nun auch in der Spitzengruppe dabei. Glauben Sie, dass es bis zum Saisonende oben so eng bleibt?
Tatsächlich denke ich, dass die sechs, sieben Vereine, die jetzt dabei sind, bis zum Ende dabeibleiben. Die Qualität in der Liga ist in diesem Jahr sehr hoch.
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Was macht den Aufstiegskampf für den HSV diesmal anders als in den Vorjahren, als Sie drei Mal Vierter wurden?
Dass wir viele andere Spieler, einen neuen Cheftrainer und bis auf Merlin Polzin ein komplett neues Trainerteam haben.
Vielleicht auch die Rolle des Jägers?
Ich weiß nicht, ob das ein Vor- oder Nachteil ist. Wir wollen immer jedes Spiel gewinnen, diesen Ehrgeiz haben alle in der Kabine. Bislang macht die Mannschaft es klasse. Sie hat sich im Laufe der Vorrunde gut entwickelt, der Start aus der Winterpause war super. Das ist ein klarer Verdienst von Tim Walter und seinem Team. Alle ziehen zu 100 Prozent mit. Machen wir so weiter, werden wir noch besser. Und dann ist es am Ende egal, ob wir Jäger oder Gejagter sind.
HSV-Sportdirektor Mutzel: Das macht Spitzenreiter Darmstadt so stark
Am Sonntag geht es zu Spitzenreiter Darmstadt. Sind die Hessen für Sie die Sensation dieser Saison?
Man hat sie vielleicht nicht da erwartet, wo sie jetzt stehen. Und ohne Frage, sie machen es toll, haben eine enorm gute Offensive und stehen defensiv gut. Es wird aber auch diesmal an uns liegen, wie das Spiel ausgeht.
Zu Ihren Heimspielen dürfen ab sofort wieder bis zu 10.000 Anhänger kommen. Wie wichtig wäre es, dass Sie bis zum Saisonende in einem möglichst vollen Volkspark und vor vielen Besuchern spielen könnten?
Das könnte von großem Vorteil sein und sicher ein paar Prozentpunkte ausmachen. Ich hoffe, dass das der erste Schritt war und viele weitere vernünftige und nachvollziehbare folgen. Die Fans, die Gesänge, die gesamte Atmosphäre im Stadion – gerade bei uns im Volkspark – sind doch ein Grund, warum wir alle diesen Sport so lieben.