Immanuel Pherai dribbelt in Leipzig am Ball

Dribbelte erstmals für den HSV in der Bundesliga: Immanuel Pherai Foto: IMAGO/DeFodi Images

„Endlich anfangen!“ Pherai feiert ein HSV-Debüt – doch Polzin fordert

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Nicht nur Merlin Polzin lag falsch, sondern auch manche Reporter: Immanuel Pherai hat am Samstag nicht seine Premiere in der Bundesliga gefeiert. Das liegt schon dreieinhalb Jahre zurück, als der Mittelfeldmann noch beim BVB unter Vertrag stand und als Youngster auf einen Mini-Jokereinsatz in Fürth gekommen war. Das Erlebnis von damals ändert aber nichts an der Besonderheit des Erlebnisses von Leipzig: Denn dort stand Pherai erstmals für den HSV im Oberhaus auf dem Platz – nach einer Zeit des Leidens, aber auch des Willens.

Pherai spricht das aus, was er denkt, grübelt nicht lange. Deshalb sind seine, wenn auch kurzen, Analysen sehr oft sehr treffend. Was dem HSV denn gefehlt habe, um auswärts bei RB immerhin einen Punkt mitzunehmen, wurde er am frühen Abend gefragt. Seine Antwort: „das Tor“. Absolut korrekt, denn wegen des ausgebliebenen Treffers verlor der HSV in Leipzig mit 1:2 und spielte nicht remis. „Am Ende kommen wir gut bis zur Box, der Ball kommt rein, aber der letzte Pass kommt nicht an“, ging Pherai etwas mehr in die Tiefe. „Das fehlt dann, weil wir kein Tor schießen.“

Pherai kam in Leipzig als HSV-Joker für die Schlussphase

Um zumindest diese eine Bude zu erzwingen, hatte Polzin in der 76. Minute nicht nur Yussuf Poulsen für Ransford Königsdörffer, sondern auch Pherai für Albert Sambi Lokonga eingewechselt. Damit verhalf Hamburgs Trainer dem Nationalspieler Surinames zu dessen HSV-Debüt in der Bundesliga. „Ich habe mich am Anfang sehr gefreut“, sagte Pherai hinterher. „Am Ende fühlt es sich aber scheiße an, mit null Punkten vom Platz zu gehen, weil wir das Gefühl hatten, dass deutlich mehr ging.“ Wieder treffend. Und dennoch: Für Pherai war die Einwechslung eine Belohnung.

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Wegen eines Innenbandanrisses im Knie und der Folgen der Blessur hatte der 24-Jährige die Sommervorbereitung und den Saisonstart verpasst. Beim 4:0 gegen Mainz vor zwei Wochen saß er erstmals wieder auf der Bank, kam jedoch nicht zum Einsatz. Schon zuvor hatte Pherai, um Spielpraxis zu bekommen, zweimal in der U21 des HSV ausgeholfen und zweimal getroffen (beim 1:4 bei HSC Hannover und beim 2:0 gegen Altona 93). Und: Während der jüngsten Länderspielpause reiste er nicht zu seiner A-Nationalmannschaft, sondern lief wieder in der Regionalliga Nord auf – und legte beim 6:2-Derbysieg der U21 gegen Werders U23 einen Galaauftritt mit fünf Scorerpunkten hin.

„Ich liebe Fußball“: Pherai erklärt Einsätze für die HSV-U21

„Ich liebe Fußball. Seit klein auf habe ich gesagt: Ich will Profi werden“, erzählte Pherai in der Red Bull Arena. Weil er aber „gefühlt“ seit Januar verletzt gewesen sei – in der Rückrunde der Aufstiegssaison hatte er muskuläre Probleme beklagt –, war es ihm in den vergangenen Monaten kaum möglich, auch in Pflichtspielen das zu tun, was er liebt. „Dann sage ich halt: Ich will Fußball spielen. Wo ich spielen kann, spiele ich dann“, so Pherai über die U21-Auftritte, die auch Polzin verfolgt hat. Dem Coach gefällt die Einstellung, die sein Mittelfeldspieler jüngst an den Tag legte.

„Ich freue mich, dass Manu die Leistung der vergangenen Woche und Monate heute bestätigt hat“, sagte Polzin nach der Pleite bei RB. „Er ist ein Spieler, der sehr viel Potenzial mitbringt.“ Das deutete Pherai nach seiner späten Einwechslung teilweise an, ohne aber für entscheidende Offensivimpulse zu sorgen. Er brachte es auf 2,9 gelaufene Kilometer, 16 Ballkontakte und zehn von zehn angekommene Pässe. „Manu ist sehr aktiv, sehr intensiv, macht viele Laufwege für die Mannschaft, die im ersten Moment nicht immer zu erkennen sind, aber definitiv unserem Spiel weiterhelfen werden“, lobte Polzin, forderte den ehemaligen Braunschweiger im selben Atemzug aber auch heraus.

HSV-Coach Polzin hat klare Erwartung: „Es liegt an Manu“

„Es liegt an ihm, was er aus seinem Potenzial macht. Dafür muss er tagtäglich hart an sich arbeiten, seine Stärken in die Mannschaft einbringen“, wünscht sich der Coach von Pherai, der seit Sommer 2023 erst 30-mal in der HSV-Startelf stand. „Ich erwarte von Manu, dass er ab morgen weitermacht, um sich die nächsten Einsätze zu verdienen.“ Dann bestenfalls über eine längere Distanz als in Leipzig. Pherai hat „auf jeden Fall“ Lust auf mehr, wie er sagte: „Ich bin froh, gesund zu sein und keine Verletzung zu haben. Jetzt kann man endlich anfangen.“ Die nächsten Schritte will er beim HSV gehen, seinem insgesamt zweiten Bundesliga-Spiel bald das dritte, vierte, fünfte … folgen lassen.

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Und in der nächsten Länderspielpause Mitte November wird er auch wieder auf Weltreise gehen, um mit Suriname die WM-Qualifikation einzutüten. „Im nächsten Fenster bin ich auf jeden Fall dabei“, kündigte Pherai an – und rechnete vor: „Wenn wir die zwei Spiele gewinnen, können wir noch zur WM.“ Am 13. November geht es gegen El Salvador, am 19. November nach Guatemala – und im Sommer 2026 vielleicht zum Turnier nach Nordamerika.

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