Der komplette HSV-Kader 2022/23: Analyse, Ausblick – Aufstieg?
Aus der Traum – mal wieder. Nach dem 0:2 im Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC steht fest, dass der HSV auch im fünften Jahr in Folge in der Zweiten Liga ranmuss. Anders als in den Vorjahren soll in diesem – sehr kurzen – Sommer der große Umbruch ausbleiben. Dafür haben die Bosse um Sport-Vorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel schon einige Verträge verlängert. Das Gerüst für die erneute Aufstiegsmission steht – und dennoch, der Sommer dürfte noch einige Veränderungen mit sich bringen, auf beiden Seiten. Die MOPO gibt einen ausführlichen Über- und Ausblick zum gesamten aktuellen Kader 2022/23.
Aus der Traum – mal wieder. Nach dem 0:2 im Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC steht fest, dass der HSV auch im fünften Jahr in Folge in der Zweiten Liga ranmuss. Anders als in den Vorjahren soll in diesem – sehr kurzen – Sommer der große Umbruch ausbleiben. Dafür haben die Bosse um Sport-Vorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel schon einige Verträge verlängert. Das Gerüst für die erneute Aufstiegsmission steht – und dennoch, der Sommer dürfte noch einige Veränderungen mit sich bringen, auf beiden Seiten. Die MOPO gibt einen ausführlichen Über- und Ausblick zum gesamten aktuellen Kader 2022/23.
HSV-Torhüter-Trio: Was wird aus Johansson?
Daniel Heuer Fernandes (29/Vertrag bis 2024/Marktwert 900.000 Euro): Die absolute Nummer eins, daran wird sich auch in der kommenden Saison nichts ändern. War ein Garant für die unterm Strich beste Zweitligasaison der Hamburger, trumpfte vor allem auch in den Pokal-Spielen als vierfacher Elfmeterheld auf. Auch, wenn er sich bei Plattenhardts Freistoß im Relegationsrückspiel verschätzte: An Heuer Fernandes geht kein Weg vorbei.
Marko Johansson (23/2025/600.000 Euro): Hat Monate voller Frust hinter sich. Wurde zuletzt wegen seiner mangelhaften Trainingsleistungen zur Nummer drei degradiert. Stand beim 1:1 gegen Düsseldorf Mitte März letztmalig überhaupt im Kader. Als er im Winter für sieben Spiele Heuer Fernandes ersetzte, machte er seine Sache gut. Könnte im Sommer dennoch zum Abschiedskandidaten werden. Plante eigentlich keine Flucht, bei einem entsprechenden Angebot aber werden die Hamburger überlegen. Vor einem Jahr zahlte der HSV 600.000 Euro für den Schweden.
Tom Mickel (33/2023/150.000 Euro): Bindeglied zwischen Mannschaft und Fans. War nach dem 0:2 gegen die Hertha am Boden zerstört, konnte die Tränen kaum zurückhalten. Sportlich stieg er zuletzt wieder zum ersten Stellvertreter von Heuer Fernandes auf, heimste des öfteren lobende Worte von Tim Walter ein. Wird auch in der kommenden Saison seine fürs Team so wichtige Rolle – ob auf der Bank oder Tribüne – ausführen.
HSV-Verteidiger Vagnoman als Transfer-Kandidat
Moritz Heyer (27/2026/2 Mio.): Verlängerte seinen Vertrag im April vorzeitig – bis 2026! Dauerbrenner als Rechtsverteidiger, nachdem er zu Saisonbeginn noch als Feuerwehrmann auf mehreren Positionen zum Einsatz kam. „Er hat sich in den vergangenen beiden Spielzeiten als absoluter Stammspieler und Leistungsträger etabliert und verleiht unserem Team eine besondere Stabilität. Wir trauen ihm in Zukunft zu, sportlich eine weitere Entwicklung zu nehmen“, hatte Sportdirektor Mutzel bei der Verlängerung frohlockt. Heyer wird sein großes Ziel, eines Tages Bundesliga-Profi zu sein, mit dem HSV im kommenden Jahr neu angreifen.

Josha Vagnoman (21/2024/3 Mio.): Schon seit Wochen das Transferthema Nummer eins beim HSV. Sein Traum, mit seinem Jugendklub HSV in die Bundesliga aufzusteigen erfüllte sich für Vagnoman erneut nicht. Klar ist: Ein weiteres Jahr vom 21-Jährigen in Hamburg ist mehr als unwahrscheinlich. Schon lange ist die Bundesliga das große Ziel des U21-Nationalspielers, der zuletzt auch nicht darüber erfreut war, auf verschiedenen Positionen eingesetzt worden zu sein. In den kommenden Tagen und Wochen dürfte der Poker um Vagnoman richtig Fahrt aufnehmen. Die Hamburger wollen mindestens sieben Millionen Euro.
Sebastian Schonlau (27/2024/2 Mio.): Der Käpt’n sorgte kurz vor den Relegationsspielen unabsichtlich für Aufregung, weil er sich mit Köln-Trainer Steffen Baumgart auf einen Kaffee traf. Baumgart, das ist verbrieft, wollte Schonlau schon im Sommer 2021 von Paderborn mit in die Domstadt nehmen. Der Innenverteidiger aber entschied sich bewusst, sich von seinem langjährigen Mentor zu trennen, etwas Neues zu wagen. Seine Mission in Hamburg sieht Schonlau längst nicht als beendet an – nach dem 0:2 gegen Hertha sagte der Abwehrchef: „Es muss sich aber niemand Sorgen um uns machen. Die Mannschaft kommt immer wieder zurück, das wird auch nächstes Jahr so sein. Das steht für mich außer Frage.“
Tim Leibold (28/2023/1,5 Mio.): Trotz seiner Horror-Verletzung war der Ex-Kapitän stets dicht dran an der Mannschaft, ackerte für sein Comeback. Soll zur neuen Saison wieder voll eingreifen. Erst dann werden etwaige Gespräche über eine Verlängerung des Vertrages ein Thema.
Miro Muheim (24/2025/1,5 Mio.): Brauchte ein paar Monate, um in Fahrt zu kommen. Kam dann immer besser zurecht – und wurde schließlich fest bis 2025 verpflichtet. Fehlerfrei agierte der Schweizer dabei nicht – dennoch dürfte er mit einem leichten Vorsprung in die Sommervorbereitung gehen.
Stephan Ambrosius (23/2024/1,5 Mio.): Bekam – genau wie Leibold – nach seinem Kreuzbandriss alle nötige Zeit für eine vollumfängliche Genesung. Schnupperte mitunter sogar wieder an der Mannschaft, saß beim 3:0 gegen Karlsruhe im April auf der Bank. Mehr war für den Innenverteidiger nicht drin. Er wird in der Vorbereitung seine Chancen ausloten.
Will Jonas David den HSV verlassen?
Jonas David (22/2024/1 Mio.): Der Lieblingsschüler von Tim Walter startete furios in die abgelaufene Spielzeit, verpasste bis zum 13. Spieltag keine einzige Sekunde. Ein Muskelfaserriss warf den ehemaligen U20-Nationalspieler in der Folge aus der Bahn, verletzt musste jener mit ansehen, wie Mario Vuskovic sich behauptete. Noch im Frühling dachte David nicht an einen Abschied, auch Walter schob etwaigen Gedanken einen Riegel vor. Inzwischen aber verdichten sich die Anzeichen, nach denen sich David anderweitig umhört. Einen Markt für den Verteidiger gibt es – auch in Deutschland.

Mario Vuskovic (20/2025/4,5 Mio.): Der Spieler mit dem höchsten Marktwert im Kader dürfte eines Tages die Kassen im Volkspark füllen. In diesem Sommer soll es noch nicht soweit sein – das wollen weder Spieler noch Verein. Wenn ein unmoralisches Angebot für den kroatischen U21-Nationalspieler, der im erweiterten Kader der A-Mannschaft steht und Chancen auf eine WM-Teilnahme im Winter hat, werden die Hamburger sich damit auseinandersetzen – wie bei jedem Spieler. Bislang aber deutet sich nichts an. Vuskovic soll auch im kommenden Jahr eine Abwehrsäule sein.

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HSV-Mittelfeld: Kinsombi-Zukunft ist offen
David Kinsombi (26/2023/1,2 Mio.): Im Saisonfinale fünf Mal in Folge ohne jede Minute. Das allein zeigt das Dilemma, in dem sich der Hamburg Königstransfer aus dem Sommer 2019 aktuell befindet. Spieler wie Maximilian Rohr stehen in der Hierarchie vor Kinsombi, dessen Zukunft in Hamburg in diesem Sommer – mal wieder – offen ist. Steine würden sie dem gut dotierten Mittelfeldspieler keine in den Weg legen.
Maximilian Rohr (26/2024/250.000): Eine der Überraschungen der HSV-Saison. Ursprünglich als Führungsspieler für die zweite Mannschaft verpflichtet, erkannten die Hamburger Bosse im polyvalenten Rohr noch Entwicklungspotenzial. Walter schöpfte dieses aus, warf den verletzungsanfälligen Rohr immer wieder rein – so auch in beiden Relegationsspielen. Zeigte gute Ansätze, wird mit neuem Vertrag als vielseitige Kaderalternative in die kommende Saison gehen.
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Sonny Kittel (29/2023/2,4 Mio.): Dürfte im Sommer eine der spannendsten Personalien beim HSV werden. In guten Phasen hebt er die Mannschaft auf ein besseres Niveau – zu oft aber taucht er in den entscheidenden Spielen ab. Im Relegations-Rückspiel gegen Hertha war der Hoffnungsträger einer der schwächsten (MOPO Note 5). Nun steht die Zukunft Kittels nicht wegen eines Spieles auf der Kippe – die Muster aber wiederholen sich. Walter schützte seinen Zehner immer wieder, attestierte diesem im Finish eine „überragende Saison“. Beim HSV wird man in diesem Sommer genau hinschauen und abwägen.

Bakery Jatta (23/2024/1,3 Mio.): Quälte sich durch das Rückspiel gegen die Hertha, am Ende aber reichte die Kraft wegen Oberschenkelproblemen nicht wirklich. Der Publikumsliebling ist auch in der kommenden Saison fest auf den Flügeln eingeplant. Dennoch sind die Außenbahnen die größte Hamburger Baustelle im Sommer 2022. Nach den Abgängen von Faride Alidou (Eintracht Frankfurt), Giorgi Chakvetadze (KAA Gent) und Manuel Wintzheimer (1. FC Nürnberg) bedarf es zwingend Verstärkungen – und Konkurrenten für Jatta, der bisweilen etwas überspielt wirkte.
HSV: Ludovit Reis startete direkt durch
Ludovit Reis (21/2025/3 Mio.): Neben Vagnoman und Vuskovic wohl auf Sicht die spannendste HSV-Akte. Der Niederländer hätte mit seiner Bogenlampe im Relegations-Hinspiel bei Hertha zum Hamburger Aufstiegshelden werden können. Im Rückspiel ging auch ihm die Puste aus. Hat mit der niederländischen U21-Nationalmannschaft noch Länderspiele vor der Brust, wird nur eine ganz kurze Sommerpause haben. Klar ist: Neben Meffert zentraler Bestandteil der Hamburger Mittelfeldplanung für die kommende Saison.
Jonas Meffert (27/2024/1,5 Mio.): Die Zuverlässigkeit in Person. Spielt oft unauffällig, aber fast nie schlecht. Im System von Tim Walter einer der ganz wichtigen Faktoren – als Absicherung und Umschaltstation. An Meffert führt auch 2022/23 kein Weg auf der HSV-Sechs vorbei.
Robert Glatzel allein im HSV-Angriff
Robert Glatzel (28/2024/2 Mio.): Die Lebensversicherung im HSV-Sturm. 27 Pflichtspieltore übertrafen nach einem durchwachsenen Start die Erwartungen, Glatzel ist in Hamburg voll eingeschlagen. Der 28-Jährige, der 2021 für Mainz auf 13 Bundesligaspiele (zwei Tore) kam, träumt nach wie vor davon im Oberhaus zu spielen. Der HSV aber, das machte Vorstand Thomas Wüstefeld nach der Pleite gegen Hertha deutlich, wird alles daran setzen, Glatzel, der sich in Hamburg zudem pudelwohl fühlt, zu halten.

Was wird aus den HSV-Leihprofis?
Vier Profis versuchten ihr Glück in der Vorsaison auf Leihbasis bei anderen Klubs. Das gelang dem Quartett mit unterschiedlichem Erfolg. Ogechika Heil (21/2024/250.000) kam für die Go Ahead Eagles Deventer auf 28 Spiele in der niederländischen Eredevise, erzielte dabei sein erstes Profitor. Als Tabellen-13. hielt Deventer die Klasse.
Aaron Opoku (22/2024/500.000) wurde bereits das dritte Mal in Folge verliehen – nach Rostock und Regensburg lief der Flügelspieler für den VfL Osnabrück auf – und steuerte in 31 Drittligaspielen drei Treffer und gute 15 Vorlagen bei. Da gerade auf den Außenbahnen beim HSV eine große personelle Lücke klafft, dürfte Opoku beim Trainingsstart am 20. Juni in jedem Fall eine Chance erhalten. Zur Wahrheit gehört aber auch: Im Vorsommer wusste Walter mit dem 23-Jährigen nicht all zu viel anzufangen.
Selbiges trifft auf Robin Meißner (22/2024/400.000) zu, der nach seiner halbjährigen Leihe von Hansa Rostock zurückkommt. Auch wegen einer Corona-Infektion kam der 22-Jährige nur auf acht Einsätze für die „Kogge“, traf bei der Heimpleite gegen Werder Bremen. Auch er wird es in der kommenden Saison sehr schwer haben, auf regelmäßige Spielzeiten zu kommen.
Wird der HSV Amaechi los?
Völlig verkorkst lief die Leihe von Xavier Amaechi (21/2023/600.000). Der Engländer, 2019 mit ordentlich Vorschusslorbeeren für 2,5 Millionen Euro vom FC Arsenal verpflichtet, absolvierte von 46 möglichen Ligaspielen für die Bolton Wanderers ganze zehn. Erst warf den 21-Jährigen ein Mittelfußbruch, dann eine Oberschenkelzerrung zurück. An seinen Durchbruch beim HSV glaub kaum einer mehr. Nur in diesem Sommer könnte der Engländer noch eine kleine Ablöse in die Kassen spülen.