• Zutiefst enttäuscht verließen die HSV-Profis nach dem 0:1 bei St. Pauli das Feld. Die Situation für den Aufstiegsaspiranten wird immer schwerer.
  • Foto: WITTERS

Der HSV und seine letzte Chance: Aufstieg! Sonst droht im Sommer der Total-Umbruch

Ein Teil des Stadtderby-Schmerzes wird bleiben, die finstersten Gedanken aber müssen ab sofort verschwunden sein. Nachdem die Profis des HSV am trainingsfreien Mittwoch durchpusten durften, beginnt jetzt die Vorbereitung auf den Topspiel-Doppelpack. Binnen fünf Tagen muss der HSV gegen Kiel (Montag) und in Bochum ran (12. März). Richtungsweisende Duelle im Aufstiegsrennen, dessen Verlauf die Zukunft des Klubs bestimmen dürfte.

Die ersten leichten Zeichen der Wiederauferstehung wurden schon wieder gesendet. „Immer weiter“, ließ Stephan Ambrosius am Mittwoch via Instagram verlauten, der HSV-Verteidiger gab die Schlagrichtung vor. Es muss weitergehen. In einer Saison, die den HSV auf fatale Weise an seine verpatzten Aufstiegskämpfe der beiden Vorjahre erinnert. Bekommen sie diesmal die Kurve, bevor alles zu spät ist?

Dem HSV droht bei Nichtaufstieg eine heftige Zäsur

Nur zwei Zähler aus den vergangenen vier Partien, der Sturz von Platz eins auf vier, zuletzt die Derby-Schlappe bei St.Pauli. Heftige Tiefschläge in einer Spielzeit, die böse Geister hervorruft. Tatsächlich ist der HSV in der aktuellen Konstellation zum Aufstieg verdammt. Geht es wieder schief, droht eine heftige Zäsur. 

Vereinsführung: Nachdem das Präsidium um Ex-Boss Marcell Jansen vor rund zwei Wochen zurücktrat, wird es nach der Saison im Rahmen einer Mitgliederversammlung zu Neuwahlen kommen. Wann dies möglich ist, hängt von Lockerungen im Bereich der Corona-Regeln ab. So oder so ist klar, dass es zu heftigen Lagerkämpfen kommen wird. Ein sportliches Scheitern im Aufstiegskampf würde all denen in die Karten spielen, die Veränderungen fordern. Der kürzeste Weg dorthin ist – das Präsidium! Dieses Dreigestirn kann als Mehrheitseigner der AG den Aufsichtsrat gestalten und durch ihn den Vorstand bestellen oder entlassen. Siegen die Skeptiker, könnte es für die Vorstände Frank Wettstein und Jonas Boldt schnell eng werden. Für all diejenigen, die den HSV auf dem richtigen Weg sehen und sich Kontinuität wünschen, eine Horror-Vorstellung. Möglich allerdings auch, dass sich Boldt selbst verändern möchte, sollte sich der Lockruf von Eintracht Frankfurt konkretisieren.

Der HSV-Etat würde sich in Liga zwei erneut verringern

Finanzen:  Bei einer vierten Spielzeit in Liga zwei würde der HSV finanziell weiter schrumpfen und sich der Konkurrenz annähern. Der Personal-Etat, der in den vergangenen drei Jahren von zunächst 27 auf etwa 30 Millionen stieg (Saison 2019/20) liegt in dieser Serie bei 23 Millionen. Verpasst der HSV den Aufstieg, wird sich das neue Budget im Bereich von 20 Millionen einpendeln. Damit würde der Verein zwar noch immer zu den großen Fischen zählen. Der Hecht im Karpfenteich wäre er nicht mehr.

Das könnte Sie auch interessieren:  So will sich der HSV aus der Krise kämpfen

Konkurrenz: Mit Köln (2018/19) und Stuttgart (2019/20) hatte der HSV in den Vorjahren jeweils einen Giganten neben sich. Das ist in dieser Saison anders – und wird sich ab Sommer wieder ändern. Schalkes Abstieg zeichnet sich klar ab, die Knappen würden mit einem Gehaltsetat im Bereich von 30 bis 40 Millionen Euro planen – und den HSV klar hinter sich lassen. Dazu könnte es Vereine wie Hertha BSC oder die auch finanziell gewachsenen Mainzer erwischen. Klare Schlussfolgerung: So leicht wie in diesem Jahr wird es mit dem Aufstieg vielleicht auf Jahre hinaus nicht mehr.

Drohen dem HSV im Sommer Verkäufe seiner Talente?

Kader: Selbst beim Aufstieg müsste der HSV vermehrt auf ablösefreie Spieler oder Leihen setzen – das würde beim Zweitliga-Verbleib umso mehr gelten. Talente wie Stephan Ambrosius (22), Josha Vagnoman (20) oder Amadou Onana (19) – die der HSV eigentlich halten will – könnten durch Verkäufe finanziellen Spielraum verschaffen. Fraglich auch, ob sich Jeremy Dudziak (25/sagte vor der Saison Wolfsburg ab) ein weiteres Zweitligajahr antun möchte. Das Gesicht der Mannschaft könnte sich extrem verändern.

Viele Fragezeichen aber ein klarer Fingerzeig: Noch bietet sich dem HSV die Chance, zwar geschrumpft, aber immer noch in stattlicher Größe in die Bundesliga zurückzukehren. Voraussetzungen, die sich bei einem erneuten Scheitern drastisch ändern dürften.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp