• Der Ball rollt noch, der Rubel nicht. Das könnte den HSV im neuen Jahr zu außergewöhnlichen Maßnahmen zwingen.
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Corona-Krise: Muss der HSV Anteile verkaufen, um finanziell zu überleben?

Die Sorgenfalten werden von Woche zu Woche größer. Noch herrscht keine Panik beim HSV, doch die ungewisse Dauer des Corona-Ausnahmezustandes drückt auch im Volkspark aufs Gemüt und auf den Geldbeutel. Wie lange kann der HSV noch Herr der Lage bleiben? Längst wird im Volkspark wieder die Möglichkeit diskutiert, den Verkauf weiterer Vereins-Anteile zu ermöglichen.

Der Zähler tickt und tickt. 1,5 bis zwei Millionen Euro verliert der HSV durch jedes Heimspiel, dass er ohne oder mit nur wenigen Fans austragen kann. Lediglich 1000 Zuschauer durften bislang jedem der vier Heimspiele dieser Saison beiwohnen. Im November werden garantiert keine Zuschauer mehr ins Stadion dürfen. Und danach?

Ab der Rückrunde drohen dem HSV nicht einkalkulierte Millionenverluste

Für die Hinrunde hatte der Verein in seiner Kalkulation ohnehin keine Zuschauereinnahmen berücksichtigt. Aber: Jedes Heimspiel danach würde ein weiteres Loch in die HSV-Kasse reißen. Dann müssten neue Konzepte her. Klar, dass man im Volkspark alle möglichen Gedankenspiele verfolgt. Auch den Verkauf weiterer Anteile.

Es ist die wohl heftigste Diskussion, die es innerhalb des Vereins gibt. Bis zu 24,9 Prozent seiner Anteile darf der HSV momentan verkaufen, 23,8 davon sind schon weg. Eine Aufstockung ist laut Satzung nicht möglich, heißt: Die Mitglieder müssten einem möglichen Antrag mit Dreiviertelmehrheit zustimmen. Eine enorm hohe Hürde, völlig ungewiss, ob das klappen könnte. Nicht auszuschließen aber, dass den Bossen bald keine Wahl bleiben könnte, als ihren Mitgliedern dieses Prozedere schmackhaft zu machen.

Mitgliederversammlung des HSV war für Ende März angedacht

Das Problem: Noch ist überhaupt nicht klar, wann die nächste Mitgliederversammlung stattfindet. Auch hier ist die Corona-Lage schuld. Laut Satzung muss sie im Winter-Halbjahr steigen, nach MOPO-Informationen hat das HSV-Präsidium sie in der Tat für Ende März angedacht. Es ist offen, ob das klappen kann.

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Gut für den HSV: Sollte tatsächlich ein weiterer Anteilsverkauf angestrebt werden, bietet sich noch Vorlaufzeit, die Mitglieder von einer Aufstockung zu überzeugen. Sowohl der Vorstand um Jonas Boldt und Frank Wettstein als auch das Gros des Aufsichtsrates sind der Idee gegenüber aufgeschlossen. Erst kürzlich sagte Wettstein dem „Abendblatt“ zu möglichen neuen Einnahmequellen: „Neue Investoren wären dann genauso ein möglicher Lösungsansatz wie die Möglichkeit, dass schon vorhandene Investoren ihre Anteile aufstocken.“

Im Vergleich zu anderen Vereinen ist der HSV nicht bedroht

Allerdings: Eine unmittelbare Bedrohung spürt der HSV, anders als andere Vereine, nicht. Auch, weil er der Stadt Hamburg kürzlich das Grundstück rund um den Volkspark für 23,5 Millionen Euro überließ. Damit könnte der HSV Löcher stopfen. Problem: Das Geld sollte eigentlich für die notwendige Modernisierung des Stadions für die EM 2024 verwendet werden. Dieses Geld müsste der HSV dann anderweitig erwirtschaften.

So bleiben viele Fragezeichen. Auch deshalb ist wohl schon jetzt klar, dass der HSV im Sommer wieder auf größere Ablösesummen für neue Spieler wird verzichten müssen. Erneut dürften schlaue, möglichst ablösefreie Transfers gefragt sein.

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