HSV-Allrounder Heyer: „Der Druck im Abstiegskampf ist größer”
Die Nummer wird immer heißer. Mit der Partie in Sandhausen beginnen für den HSV am Samstag die entscheidenden drei Saison-Monate. Ein Hauen und Stechen zwischen sechs Vereinen deutet sich im Kampf um den Aufstieg an, die Nerven werden eine entscheidende Rolle spielen. Moritz Heyer (26) kennt sich damit bestens aus. Die MOPO sprach mit dem HSV-Allrounder über Stress, die Konkurrenz und schlaflose Nächte nach Spielen.
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Die Nummer wird immer heißer. Mit der Partie in Sandhausen beginnen für den HSV am Samstag die entscheidenden drei Saison-Monate. Ein Hauen und Stechen zwischen sechs Vereinen deutet sich im Kampf um den Aufstieg an, die Nerven werden eine entscheidende Rolle spielen. Moritz Heyer (26) kennt sich damit bestens aus. Die MOPO sprach mit dem HSV-Allrounder über Stress, die Konkurrenz und schlaflose Nächte nach Spielen.
MOPO: Herr Heyer, gibt es HSV-intern eine Vorgabe, dass die Mannschaft öffentlich nicht über den möglichen Aufstieg sprechen soll? Es fällt auf, dass dieses Wort vermieden wird, wann immer es möglich ist.
Moritz Heyer: Da habe ich jetzt nichts von mitbekommen.
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Dann würden wir Sie gern fragen: Möchten Sie aufsteigen?
Natürlich will man als Sportler immer das Maximale erreichen und jedes Spiel gewinnen. Wenn es dann im Aufstieg mündet, würden wir uns natürlich nicht dagegen wehren.
Es geht jetzt ins letzte Saisondrittel, in dem sich alles entscheiden wird. Entsprechend nimmt auch der Druck zu. Wie kommen Sie damit klar?
Ich denke, dass der Druck größer ist, wenn man unten steht. Ich habe da einen ganz guten Vergleich, denn 2020 stand ich mit Osnabrück im Abstiegskampf. Da macht man sich vermutlich etwas mehr Gedanken, weil auch die Angst aufkommt, etwas zu verlieren.
Drei Mal verspielte der HSV in den Vorjahren den Aufstieg
Genau das unterstellte man auch dem HSV in den vergangenen drei Jahren, als jedes Mal der Aufstieg verspielt wurde.
Ich war ja nur im Vorjahr dabei. Natürlich war das nicht schön. Aber die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Wir versuchen einfach, es jetzt besser zu machen.
In der Fußballer-Sprache heißt es dann gern: Wir gucken nur auf uns. Schauen Sie tatsächlich nie darauf, was die Konkurrenz gerade so macht?
Also in erster Linie schauen wir auf das, was wir beeinflussen können. Aber natürlich schaut man hin und hofft, dass vielleicht die Tabellennachbarn Punkte liegen lassen. Während unserer Spiele interessiert es mich natürlich überhaupt nicht, wie die anderen Ergebnisse sind.
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Schauen Sie nie auf die Videowände, wenn die Ergebnisse aus den anderen Stadien eingeblendet werden?
Das ist vielleicht zwei, drei Mal in der bisherigen Karriere passiert, wenn der Ball gerade mal im Aus war und im Stadion aber trotzdem gejubelt wurde. Ansonsten sind die Ergebnisse der anderen das Letzte, was mich während eines Spiels interessiert.
Auch nicht während der Halbzeitpause?
Nein. Das blende ich komplett aus. Da bin ich im Tunnel und lasse mich nicht ablenken.
Nehmen Sie uns mal bitte mit in diesen Tunnel. Wann betreten Sie ihn vor Spielen?
In dem Moment, in dem ich in der Kabine sitze und mich umziehe, beginnt es. Dann beschäftige ich mich in erster Linie nur noch mit mir selbst. Aber mir tut es gut, zwischendurch auch immer mal wieder an andere Dinge zu denken. Das hilft mir, locker zu bleiben.
Aberglaube ist nichts für HSV-Profi Heyer
Haben Sie Rituale?
Keine bestimmten. Ich bin nicht sonderlich abergläubisch. Ob ich mit dem linken oder rechten Bein auf den Rasen gehe, spielt für mich keine Rolle (lacht). Ich höre vor den Spielen zwar Musik, aber die wechselt – je nachdem, was mir gerade gefällt.
Klingt so, als wäre Druck für Sie insgesamt ein recht überschaubares Gefühl.
Ich mache mir zumindest nicht mehr so viele Gedanken, wie noch mit 18 oder 19 Jahren. Ich bin sicherlich erfahrener und weiß, mit Situationen umzugehen. Den richtig extremen Druck mache ich mir nicht.
Wie schlafen Sie nach Spielen?
Komischerweise schlafe ich besser, wenn ich schlechter gespielt habe (lacht). Wenn ich meine Leistung nicht so gut einschätzen kann, grüble ich mehr, das dauert dann länger. Nach guten Leistungen ist man auch eher euphorisiert. Letztlich braucht man schon immer ein, zwei Stunden zu Hause, um alles zu verarbeiten.
Das war der größte Druckmoment für HSV-Profi Heyer
Erinnern Sie sich noch an die aus Ihrer Sicht größte Drucksituation Ihrer Karriere?
Im Frühjahr 2020 haben wir mit Osnabrück zu Hause 2:6 gegen Wehen Wiesbaden verloren. Da wurde es dann wirklich eng im Abstiegskampf und ich habe mir viele Gedanken gemacht. Direkt danach kam dann die zwei Monate lange Corona-Pause. Vielleicht hat die uns am Ende auch etwas gerettet. Jedenfalls haben wir den Klassenerhalt geschafft.
Wir stellen mal eine These auf: Die Mannschaften, die das beste Nervenkostüm haben, werden am Saisonende aufsteigen.
Sicherlich ist es so, dass die Nerven eine wichtige Rolle spielen. Aber da gibt es noch viele andere Dinge. Auch Corona kann vielleicht den Aufstieg mitentscheiden, wenn du als Mannschaft zu viele Ausfälle zu beklagen hast.
Neben dem Aufstieg ist ja auch der Triumph im DFB-Pokal möglich, Sie stehen mit dem HSV im Viertelfinale. Hand aufs Herz: Aufstieg oder den Pokal in den Händen – was wäre Ihnen wichtiger?
Wir wollen immer maximal erfolgreich sein und jedes Spiel gewinnen. Wenn wir das tun, wäre ja beides möglich. Darüber wären wir natürlich sehr glücklich.