Brinkmann frotzelt über HSV-Coach Walter: „Ich hätte da nur eine Woche ausgehalten“
Aus seinen Eigenarten macht Ansgar Brinkmann gar keinen Hehl. Zu aktiven Profi-Zeiten samt 315 Zweitliga-Spielen verdiente sich der heute 54-Jährige den Ruf als „Enfant terrible”, wegen seiner Eskapaden abseits des Platzes sogar den Spitznamen als „Trinkmann”. Er habe nach Ruhm gestrebt, „ich wollte Städte erobern”, gestand Brinkmann am Montagabend – und verriet der MOPO nicht nur, wie er den HSV, den FC St. Pauli und das moderne Fußball-Business sieht. Sondern auch, was er von den Eigenarten von Tim Walter hält. Denn da gebe es „ein paar” fragwürdige, bei denen er denke: „Halleluja”.
Aus seinen Eigenarten macht Ansgar Brinkmann gar keinen Hehl. Zu aktiven Profi-Zeiten samt 315 Zweitliga-Spielen verdiente sich der heute 54-Jährige den Ruf als „Enfant terrible”, wegen seiner Eskapaden abseits des Platzes sogar den Spitznamen als „Trinkmann”. Er habe nach Ruhm gestrebt, „ich wollte Städte erobern”, gestand Brinkmann am Montagabend – und verriet der MOPO nicht nur, wie er den HSV, den FC St. Pauli und das moderne Fußball-Business sieht. Sondern auch, was er von den Eigenarten von Tim Walter hält. Denn da gebe es „ein paar” fragwürdige, bei denen er denke: „Halleluja”.
Vor dem Anschlussgespräch mit der MOPO hatte Brinkmann bereits 60 Minuten lang erzählt – im Podcast „Hallo, Hallo” von Reporter-Legende Rolf Fuhrmann und über Gott und die Welt. Über seinen Anrufbeantworter, den es heute nicht mehr gibt, den der Ex-Profi einst aber besprochen hatte mit den legendären Worten: „Bin bis morgens um 5 Uhr in meiner Stammkneipe zu erreichen.” Aber auch über seinen heute „gefährlichen Job” als Trainer von Makkabi Deutschland, dessen jüdisches Fußball-Team er zur Makkabiah 2025 in Israel führen soll. Und natürlich auch sonst über sehr viel Fußball und die Zweite Liga, in der Brinkmann zu den Top 20 der Rekordspieler gehört und die er immer noch als „mein Zuause” beschreibt – was es deshalb zu vertiefen galt.
MOPO: Herr Brinkmann, nach zwölf Spieltagen stehen die beiden Klubs aus Hamburg an der Tabellenspitze der Zweiten Liga …
Ansgar Brinkmann (54): … mit Recht – aber der HSV und St. Pauli sind noch lange nicht durch. Man muss auch mal eine Serie starten – und das geht nur mit Qualität. Der HSV hat diese Qualität schon länger, deshalb müssten sie öfter mal eine Serie hinlegen. Das gelingt zu selten.
Zuletzt wirkte der HSV teils gefestigter, hat aber auswärts bei drei Aufsteigern gepatzt.
Wenn man hoch will, ist das zu viel. Der HSV rennt seit sechs Jahren in der Zweiten Liga rum, hat einen geilen Etat, das Stadion ist immer voll – man kann das doch alles nicht mehr hören. Der HSV hat in den letzten Jahren viel individuelle Klasse gehabt, aber das war zu selten zu sehen. Sie hätten schon aufsteigen können oder müssen. Die Klubs, die hochgegangen sind, waren ja nicht besser. Da muss man sich mal hinterfragen.
Brinkmann hält nichts von der Art von HSV-Coach Walter
Mit Tim Walter hat der HSV einen sehr impulsiven Trainer, der auch mal aneckt. Gefällt Ihnen diese Art?
Nein. Ich habe es im Podcast gesagt: Ich hätte als Spieler vielleicht eine Woche unter Walter ausgehalten. Mit der Art und Weise, die er hat, das hätte mehrfach geknallt. Mit Ferndiagnosen muss ich vorsichtig sein – aber es gibt Sachen, die ich gehört habe, damit kann ich mich nicht identifizieren. Dieses Wechselhafte, mal himmelhochjauchzend, mal zu Tode betrübt – alle sind blind, dann wieder nicht. Ich will ihm nichts Böses, habe jetzt auch nicht unter ihm trainiert … aber es ist schwierig.

Ist er manchmal zu sehr drüber – oder sind solche Typen im Fußball-Geschäft auch wichtig?
Wenn ich einen Trainer hole, muss ich mich fragen: Kann er das Kollektiv besser machen? Kann er einzelne Spieler besser machen? Kriegt er sie dahin, dass sie bessere Entscheidungen treffen? Ich sehe beim HSV immer noch Spieler, die oft schlechte Entscheidungen treffen. Da ist der Trainer für verantwortlich. Sein Job ist es, dafür zu sorgen, dass wirklich alle hoch in die Bundesliga wollen. Das hat er nicht immer hinbekommen – aber das ist sein Job. Aber ich würde mich am Ende der Saison gerne revidieren.
Glauben Sie, dass Tim Walter den HSV nun endlich zum Aufstieg führen kann?
Ich sehe dieses Jahr etwas anders. Ich sehe den HSV robuster, willensstärker, besser. Dieses Jahr ist die Chance glaube ich am höchsten, den HSV zurückzubringen in die Bundesliga. Dieses Jahr können sie aufsteigen – trotz Trainer (lacht). Nein, wenn es dieses Jahr besser läuft, dann hat er auch seinen Anteil daran.
Ansgar Brinkmann lobt St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler
St. Pauli wiederum hat mit Fabian Hürzeler einen Trainer, der erst 30 Jahre alt ist und als Taktik-Nerd gilt. Was halten Sie von diesem Weg?
Fabian Hürzeler ist noch sehr jung, aber die ganze Truppe steht hinter ihm. Man sieht das an der Körpersprache von St. Pauli, die glauben an sich. Das ist eine Mannschaft mit viel Qualität, St. Pauli macht Freude.
Hürzeler ist ein Trainer, der selbst keine Erfahrungen im Profi-Bereich gemacht hat.
Erfahrung schlägt oft Intelligenz. Gut ist, wenn man beides hat. Fabian Hürzeler fehlen noch viele Erfahrungswerte, er hat viele Situationen noch gar nicht erlebt. Aber wenn es funktioniert, dann freut es mich. Ich würde mich zwar eher für einen Trainer entscheiden, der viel durchlebt hat. Aber er beweist gerade, dass es auch so geht. Das ist schön zu sehen, macht den Fußball bunt. Man muss gönnen können und es freut mich, dass Hürzeler das gerade so hinbekommt. Das ist außergewöhnlich.
Ex-Profi Brinkmann würde heute „alles genauso machen“
Glauben Sie, dass Sie in der heutigen Zeit als Profi noch eine Chance hätten? Ernährung, Regeneration, Analyse – das ist ja alles eine ganz neue Welt im Vergleich zu früher.
Wenn ich in der heutigen Zeit unterwegs wäre, würde ich das ja auch alles durchlaufen. Jürgen Klopp hat zu mir mal gesagt: Ansgar, unter diesen Bedingungen hätten wir aus dir auch einen Profi gemacht. Die Bedingungen heute sind Wahnsinn. Natürlich war zu meiner Zeit vieles anders, ich war ein Freigeist. Was ich damals gemacht habe, ging schon zu meiner Zeit nicht (lacht). Aber es gab schon damals Regeln – und ich habe meinen Job gemacht, das ist das Wichtigste. Ich befürchte, ich würde heute alles genauso machen.
Dazu kommen heute Dinge wie Social Media, die Selbstdarstellung auf Instagram und Co. Wie stehen Sie dazu?
Jeder ist verantwortlich für seine Außendarstellung. Da sind Sachen dabei, die braucht kein Mensch. Das ist zu viel. Ich sage den jungen Spielern immer: Bleibt bei euch. Das Wichtigste ist, dass man euch wiedererkennt – und nicht irgendeinen Sponsor. Das ist nicht gesund.