Liése Brancao im Gespräch mit Co-Trainer Gerhard Waldhart

Liése Brancao (l.) und Co-Trainer Gerhard Waldhart wollen die Frauen des HSV in der Bundesliga etablieren. Foto: WITTERS

„Boah, wie geht das?“ Die rührende Hamburg-Geschichte der HSV-Trainerin

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Es wird ein Moment von großer Bedeutung werden, wenn der Ball am Sonntag um 16 Uhr im Volksparkstadion zu rollen beginnt. Dann feiern die Frauen des HSV nicht nur ihr Bundesliga-Comeback nach 14 Jahren Abstinenz, sondern auch ihr Liga-Debüt in der Arena, die jahrzehntelang den Männern vorbehalten war. Dass es am 1. Spieltag direkt zum Duell mit den Favoritinnen vom VfL Wolfsburg kommt, ist für Trainerin Liése Brancao ein echtes Highlight.

„Das ist super für die Fans und wir können gleich zeigen, wo wir stehen. Besser geht es nicht“, schwärmt sie im Vorfeld des sehnlich erwarteten Nord-Duells. Die Ansetzung ist aus ihrer Sicht „optimal“. Dass ihre Mannschaft gegen den siebenmaligen Deutschen Meister nur Außenseiterchancen haben wird, ist der stets höflichen Brasilianerin bewusst. „Wir wissen genau, dass wir am Sonntag der klare Underdog sind. Das ist kein Problem, denn wir wissen auch, dass wir Stärke haben.“

10.000 Fans unterstützen HSV-Frauen gegen Wolfsburg

Der größte Trumpf dürften wohl die rund 10.000 Fans werden, die im Stadion live mit dabei sind. Die Energie von den Rängen möchte Brancao auch „auf den Platz bringen“, sagt sie. Anders als Trainerkollege Merlin Polzin von den Bundesliga-Männern, der sich vor Spielen ungern in die Karten schauen lässt und alle Optionen bis zuletzt offenhält, hat sich die 43-Jährige bereits auf ihre Startelf festgelegt. „Die steht schon, ja. Wir haben die Woche klar kommuniziert: Laura Sieger ist unsere Nummer eins“, bestätigte sie am Freitag mit Blick auf den Platz im HSV-Tor.


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Einen wichtigen Beitrag werden bereits in diesem Spiel, und für das große Ziel Klassenerhalt, die Neuzugänge leisten. Gleich neun neue Gesichter von extern gibt es im Vergleich zum Vorjahr bei den Rautenkickerinnen. Eine Menge Erstliga- und internationale Erfahrung inklusive. Ihr Auftrag wird es sein, im jungen Team voranzugehen. „Deswegen sind sie auch da, damit sie die jungen Spielerinnen führen können, aber sie müssen auch erst einmal ankommen“, erklärt Brancao. „Sie werden ein bisschen Zeit brauchen, und ich finde, dass wir als Team gemeinsam die Sachen erledigen sollten.“

Brancao ernannte Machtens zur neuen HSV-Kapitänin

Hilfe bekommen die Neuen von Kapitänin Pauline Machtens. Die 23-Jährige wurde während des Sommers zur neuen Spielführerin bestimmt. Ihre Trainerin gerät bereits ins Schwärmen: „Pauline hat eine mega Persönlichkeit, sie kann die jungen Spielerinnen motivieren, nicht künstlich, sondern mit ihrer Persönlichkeit. Wie sie diese Mannschaft führt, das finde ich schon sensationell.“

Bei allem Fokus auf den Liga-Auftakt schwingt für Brancao aber auch eine persönliche Note mit. Die in der brasilianischen Stadt Novo Hamburgo geborene Trainerin verbindet mit ihrer neuen Heimat nämlich mehr als nur den Arbeitgeber. „Ich erinnere mich daran, was mein Vater über Deutschland gesagt hat, als ich klein war“, erzählt sie. „Das Land war für uns komplett unbekannt.“ Und dass es auch in Europa ein Hamburg gibt, auf der Nordhalbkugel, habe sie damals sehr fasziniert.

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„Boah, wie geht das?“, habe sie gedacht, als sie als Kind erstmals vom deutschen Hamburg hörte. Heute arbeitet sie in der norddeutschen Hansestadt – und findet das „ziemlich emotional“, weil ihr Vater, der ihr einst von Deutschland erzählte, nicht mehr lebt. Umso mehr dürfte es Brancao genießen, wenn sie am Sonntag im Volksparkstadion an der Seitenlinie steht. Ein rührender Moment.

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