Bleibt er beim HSV? Heuer Fernandes spricht exklusiv über seine Zukunft
Als Daniel Heuer Fernandes vor fünf Wochen, im Moment der Trauer über den erneut verpassten Aufstieg, nach seiner Zukunft gefragt wurde, reagierte er emotional – und vermied ein Bekenntnis zum HSV. In der MOPO spricht der Keeper nun erstmals seit der Relegations-Pleite gegen den VfB Stuttgart Klartext: über defensive Anfälligkeiten, Abschiedsgedanken im Urlaubs, seinen Traum von der Bundesliga – und vor allem über seine Zukunft beim HSV.
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Als Daniel Heuer Fernandes vor fünf Wochen, im Moment der Trauer über den erneut verpassten Aufstieg, nach seiner Zukunft gefragt wurde, reagierte er emotional – und vermied ein Bekenntnis zum HSV. In der MOPO spricht der Keeper nun erstmals seit der Relegations-Pleite gegen den VfB Stuttgart Klartext: über defensive Anfälligkeiten, Abschiedsgedanken im Urlaub, seinen Traum von der Bundesliga – und vor allem über seine Zukunft beim HSV.
MOPO: Herr Heuer Fernandes, fühlen sich die Tage in Kitzbühel für Sie bisher an wie ein Déjà-vu? Im Sommer 2019 fand Ihr erstes HSV-Trainingslager auch hier statt.
Daniel Heuer Fernandes: Ein Déjà-vu nicht direkt, ich war schon sehr oft in Österreich. Aber die Bedingungen und das Hotel sind sehr gut. Es gibt schlechtere Locations für ein Interview (lacht). Es ist alles angerichtet, um uns gut vorzubereiten.
Sie sind nun vier Jahre hier und haben einiges erlebt. Was ist an dem HSV anders als damals?
Verglichen mit meiner Anfangszeit hat sich auf jeden Fall vieles positiv entwickelt – intern, aber auch, was die Bindung zwischen Mannschaft und Fans betrifft. Da ist schon etwas Großes entstanden. Es macht Spaß, das zu erleben.
HSV-Keeper Heuer Fernandes gehört zu den Dienstältesten
Es gibt nun nur noch drei dienstältere Profis im HSV-Kader als Sie: Tom Mickel, Bakery Jatta und Jonas David. Macht Sie das stolz?
Auf jeden Fall. So lange für den HSV spielen zu können, ist besonders – vor allem als Torwart. Im Fußball-Geschäft ist es nicht mehr normal, dass man vier Jahre bei einem Verein spielt. Ich habe viel durchlebt, auch persönlich, es gab Höhen und Tiefen und ich habe viele wichtige Erfahrungen gesammelt.
Hat der HSV einen besseren Daniel Heuer Fernandes als damals?
Ich glaube schon, dass hier ein anderer Torwart sitzt als 2019. Ich bin erfahrener geworden, auch durch die negativen Erlebnisse. Das Wichtigste ist, an den Erfahrungen zu wachsen. Aber auch inhaltlich bin ich weiter als damals, auch dank meiner Trainer. Sven Höh bringt uns alle im Torwartteam extrem weiter.
Ihr Torwart-Team wollte in der Vorsaison nicht mehr als 34 Gegentore kassieren. Am Ende haben Sie aber 45 und damit zehn Treffer mehr kassiert als im Jahr zuvor. Nervt Sie die defensive Anfälligkeit?
Auf jeden Fall. Natürlich geht es primär darum, Spiele zu gewinnen. Aber besonders für mich ist es wichtig, dass wir defensiv stabil stehen. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir nicht kompakt und sorgfältig genug agiert haben. Das müssen und wollen wir verbessern. Wir waren in letzter Zeit zu anfällig, deshalb werden wir das in der Vorbereitung gezielt trainieren.
HSV-Relegationspleite gegen Stuttgart „war schmerzhaft“
Nach dem Relegations-Rückspiel gegen Stuttgart hatten Sie im Stadion Tränen in Ihren Augen. Wie lange hat es gedauert, bis Sie Ihr Lachen wiedergefunden haben?
Die Niederlage war schmerzhaft. Ich war an dem Abend länger im Stadion als sonst, habe mit Mitspielern und dem Trainerteam gesprochen. Als ich nach Hause kam, saßen meine ganze Familie und meine Freunde am Esstisch. Das sind die Momente, in denen man weiß: Es geht weiter. Die folgenden Tage waren nicht einfach, aber das Verarbeiten ging recht schnell – weil zügig der Blick aufs große Ganze und darauf kam, was wir als Team und ich persönlich in der Saison geschafft haben. Das macht mich stolz und hat mir Kraft gegeben. Es war ein harter Schlag für uns, aber es muss abgehakt werden.
Haben Sie bewusst Abstand von dem Geschehenen genommen?
Ja, das ist wichtig für mich. Wenn man Urlaub hat, sollte man den auch genießen. Das habe ich gemacht und wollte runterkommen. So bin ich wieder zu Kräften gekommen und jetzt geht es hier wieder nur um Fußball – und da habe ich total Bock drauf.
Sind während des Urlaubs und nach Ihrem vierten Nicht-Aufstieg mit dem HSV auch Abschiedsgedanken in Ihnen aufgekommen?
Nein, es gab keine Abschiedsgedanken. Die Gedanken im Urlaub drehen sich darum, dass man wieder frisch sein muss. Mir ist wichtig, sagen zu können, dass ich alles für gute Leistungen tue. Alles andere kann ich nicht beeinflussen. Urlaub ist Urlaub, ich wollte mich von anderen Gedanken nicht leiten lassen. Natürlich führt man auch im Urlaub berufliche Gespräche. Aber ich wollte mir bewusst weniger darüber Gedanken machen.
Es gab Berichte über Interesse aus Portugal, dem Heimatland Ihres Vaters, unter anderem von Sporting Lissabon. Inwiefern hat Sie das beschäftigt?
Das hat mich nicht beschäftigt. Dafür habe ich einen Berater, der sich um solche Dinge kümmert. Natürlich gibt er mir Infos – aber für mich war wichtig, dass ich die Aufgabe, die ich mache, voll auslebe: Und das ist der HSV!
Heuer Fernandes beschäftigt sich nicht mit HSV-Abschied
Stellte ein Wechsel für Sie eine ernsthafte Option dar?
Natürlich beeinflusst mich das, wenn mein Berater mit mir spricht. Aber mein Gedanke war: Ich bin beim HSV und will hier meine Leistungen bringen.
Das heißt, in drei Wochen stehen Sie gegen Schalke definitiv im Tor?
Davon gehe ich aus, ja. Das ist ja nicht nur meine Entscheidung, sondern auch die des Trainers (lacht).
Welche Rolle spielt der Rückhalt der Fans bei Ihren Zukunftsgedanken? Sie wurden zum zweiten Mal in Folge zum Spieler der Saison gewählt.
Das macht mich stolz, weil es eine Bestätigung für die geleistete Arbeit ist. Die Fans sind ein Hauptgrund dafür, dass man beim HSV spielt. Der Verein ist ohnehin besonders – aber auch deshalb, weil es die Fans in unserem Rücken gibt. Die Unterstützung wird nie etwas Normales sein.
Ihr Vertrag beim HSV läuft noch ein Jahr. Möchten Sie in Ihrer Karriere definitiv noch mal in der Bundesliga spielen?
Klar. Es ist mein Anspruch, es noch mal in die Bundesliga zu schaffen. Ich habe es schon geschafft, aber natürlich ist es mein Wunsch, mich noch mal dort zu zeigen. Als Fußballer braucht man ambitionierte Ziele – und mein Ziel ist, mich mit den Besten zu messen. Da will ich noch mal hin.
Heuer Fernandes hat ein klares Ziel: den HSV-Aufstieg
Sie sind nun 30 Jahre alt. Was wird für Sie noch entscheidend sein bei Ihrem nächsten Vertrag?
Das Gesamtpaket und die Perspektive müssen passen. Es ist klar, dass ich auch langfristig denke. Ich bin jetzt im perfekten Torwart-Alter und habe noch ein paar Jahre vor mir. Es muss passen und ein Gefühl da sein, gewollt zu sein. Ich will spielen, solange es geht. Und natürlich ist es mein Anspruch, dass mein aktueller Arbeitgeber sich vorstellen kann, langfristig mit mir zu arbeiten. Die Leistung ist entscheidend und dafür bin nur ich verantwortlich.
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Zurück zum Déjà-vu. Warum schafft es der HSV in der neuen Saison, das Déjà-vu Nicht-Aufstieg im sechsten Anlauf hinter sich zu lassen?
Ich weiß, dass wir brutale Qualität haben. Wenn wir die auf den Platz kriegen, haben wir sehr gute Chancen, es diesmal zu schaffen. Der Glaube und die Bereitschaft müssen da sein. Das müssen wir ausleben – und nur dann funktioniert es. Bevor wir über den Aufstieg reden, müssen wir erst arbeiten.