Amanda Ilestedt köpft das 1:0 für Frankfurt.

Amanda Ilestedt köpft das 1:0 für Frankfurt. Foto: IMAGO / Fotostand

Bittere Klatsche für die HSV-Frauen – spezieller Service für Fans im Volkspark

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Der HSV muss weiter auf den ersten Heimsieg in der Frauen-Bundesliga warten. Trotz eines engagierten Beginns verlor der Aufsteiger gegen Europapokal-Teilnehmer Eintracht Frankfurt deutlich mit 0:4 (0:1).

„Wie ein 0:4 hat es sich auf dem Feld nicht angefühlt“, sagte Victoria Schulz, die aus dem Mittelfeld ins Abwehrzentrum gerückt war: „Wir haben uns teuer verkauft, vier Tore müssen wir nicht kassieren.“ Taten sie aber, in einer Zusammenkunft von eigenen Unzulänglichkeiten und Frankfurter Cleverness.

Zwei Wochen hatten die Hamburgerinnen dank der Länderspielpause Zeit, das unbefriedigende Heim-1:1 gegen Jena zu verarbeiten. Die produktivste Nebentätigkeit übten dabei die HSV-Offensivspielerinnen Sophie Hillebrand und Melanie Brunnthaler aus, die mit Österreich gegen Tschechien (0:1/2:0) den Klassenerhalt in der höchsten Nations-League-Gruppe realisierten.

Lotta Wrede lässt sich von der Frankfurterin Nadine Riesen nicht stoppen. WITTERS
Lotta Wrede lässt sich von der Frankfurterin Nadine Riesen nicht stoppen.
Lotta Wrede lässt sich von der Frankfurterin Nadine Riesen nicht stoppen.

Der Klassenerhalt ist auch das vordringliche Ziel des HSV – und der ging die Begegnung mit den Hessinnen durchaus forsch an. Leni Eggert und Lotta Wrede dribbelten sich schon in der ersten Minute durch den Frankfurter Strafraum, der Ball gelangte in den Rückraum zu Annalena Wucher, deren Schuss aber geblockt wurde. Der HSV suchte Ballbesitz und Spielkontrolle, geriet dann aber durch den ersten ernsthaften Eintracht-Angriff in Rückstand.

Ilestedt köpft zur Eintracht-Führung ein

Den Schuss von Rebecka Blomqvist (20.) konnte Keeperin Larissa Haidner mit einer starken Parade noch zur Ecke abwehren, doch beim von Nina Lührßen getretenen Standard stieg Amanda Ilestedt (21.) hoch und köpfte unbedrängt zum 0:1 ein – ein unnötiges Gegentor, das sich alles andere als abgezeichnet hatte.

Nach einer halben Stunde kam es zu einer kurzen Hamburger Drangphase in der sonst eher chancenarmen ersten Hälfte. Hillebrand (32.) bekam ihre Fußspitze im Torraum nicht mehr an den Ball, den Versuch von Wrede (36.) wehrte Eintracht-Torhüterin Lina Altenburg zur Ecke ab. Brunnthalers Schuss (37.) wenig später stellte sie nur vor geringe Probleme. „Wir haben in der ersten Hälfte sechs Abschlüsse, da muss dann irgendwann auch mal das Ding drin sein“, sagte Brunnthaler durchaus selbstkritisch.

6000 Fans im Volksparkstadion

0:1 zur Pause vor 6010 Zuschauer:innen – eine Kulisse, die ohne das fast zeitgleich stattfindende Spiel der HSV-Männer in Köln wohl größer gewesen wäre. Schulz nannte die nicht zum ersten Mal quasi parallel erfolgte Ansetzung „super unglücklich“, freute sich aber auch: „Es ist überragend, dass wir bei den Zuschauern trotzdem weit über dem Liga-Schnitt liegen.“ In der Halbzeitpause lief für rund zwei Minuten das HSV-Internetradio aus Köln, um die Fans im Volkspark auf Stand (dort hieß es aus HSV-Sicht ebenfalls 0:1) zu bringen.

„Der HSV hat mit viel Energie gespielt“, zollte Frankfurts Trainer Niko Arnautis den Gegnerinnen zu den ersten 45 Minuten Respekt. „Wir haben gespürt, dass wir was machen können und in der Halbzeit auch gesagt, dass wir draufbleiben wollen“, verriet Brunnthaler. Minuten nach Wiederanpfiff zahlten die Hamburgerinnen dann aber Lehrgeld. Waren sie gegen Jena nicht clever genug, eine späte 1:0-Führung über die Zeit zu bringen, ließ sich diesmal Wucher gegen Nicole Anyomi zu einem Foul an der Torauslinie hinreißen – Strafstoß für Frankfurt, den Elisa Senß (55.) souverän zum 0:2 verwandelte.

Auch ein Doppelwechsel fruchtet nicht

HSV-Trainerin Liése Brancao versuchte, mit einem Wechsel des Sturmduos – Christin Meyer und Viktoria Schwalm kamen für Brunnthaler und Hillebrand – neue Impulse zu setzen. Doch noch ehe dies Wirkung erzielen konnte, hatte Frankfurts Top-Spielerin Laura Freigang (69.) nach einem Konter zum 0:3 getroffen. Für die 43-malige Nationalspielerin war es nach ernüchternden Anfangswochen der erste Saisontreffer.

Die Gäste nutzten konsequent die Möglichkeiten, die der HSV ihnen bot – und kamen so zu einem deutlichen Auswärtssieg, ohne ein spielerisches Feuerwerk abzubrennen. Ein Schuss von Lisanne Gräwe (83.) führte zum 0:4-Endstand, weil HSV-Torhüterin Haidner sich den Aufsetzer ins eigene Netz bugsierte.

Joker Schwalm muss wieder vom Platz

Ein individueller Fehler, der am Sonntagnachmittag dennoch sinnbildlich für das ganze Team stand: Der HSV zahlte Lehrgeld und bekam dafür von der Eintracht in den entscheidenden Momenten die feinen Unterschiede zu einem etablierten Bundesligisten aufgezeigt. „In der ersten Halbzeit waren wir griffig, wir waren einfach da“, analysierte Schulz: „In der zweiten Hälfte sind die individuellen Fehler auf unserer Seite gestiegen. Es ist klar, dass Frankfurt die Klasse hat, sie eiskalt auszunutzen. Das sind Dinge, die wir abschalten müssen.“

Victoria Schulz im Zweikampf mit der Frankfurterin Nicole Anyomi IMAGO / Fotostand
Victoria Schulz im Zweikampf mit der Frankfurterin Nicole Anyomi
Victoria Schulz im Zweikampf mit der Frankfurterin Nicole Anyomi

Ihre eingewechselte Mitspielerin Schwalm musste kurz vor Schluss angeschlagen wieder vom Platz. Da das Wechselkontingent ausgeschöpft war, brachte der HSV das Spiel zu zehnt zu Ende.


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„In der ersten Hälfte haben wir sehr gut gespielt, aber wir müssen dieses Niveau länger auf den Platz bringen“, resümierte Trainerin Brancao in einer „Mischung aus Frust und Stolz“, befand aber auch: „Wir sind weit weg davon, effizient zu sein.“ Ein schwacher Trost: Der HSV verlor durch die Heimpleite keinen Boden auf Jena (2:4 gegen Leverkusen) und Essen (1:4 in München), der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt nach wie vor vier Punkte.

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Nach der Länderspielpause drückt die Bundesliga mit einer Englischen Woche aufs Tempo: Bereits am Mittwochabend tritt der HSV bei Bayer Leverkusen an, am Sonntag (14 Uhr) soll dann im Volksparkstadion gegen Mitaufsteiger 1. FC Nürnberg der erste Heimsieg gelingen. „Nürnberg zählt zu den Spielen, in denen wir Punkte sammeln müssen“, blickte Schulz voraus: „Aber Punkte sammeln macht überall Spaß. In Leverkusen wollen wir genauso nerven, wie wir es gegen Frankfurt getan haben.“ Dabei helfen soll der Vorsatz, „Beine und Kopf 90 Minuten so ready zu haben wie jetzt in der ersten Hälfte“.

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