Bekenntnis mit Bedingungen: So geht es für HSV-Trainer Walter weiter
Der Wind bläst von vorn. Und zwar mitten ins Gesicht. Nach dem 1:2 gegen Paderborn ging auch den hartgesottensten Anhängern des HSV erst mal die Lust an dieser Saison flöten. Der ausgerufene Weg der Entwicklung dürfte zumindest in dieser Saison ein unvollendeter bleiben. In den kommenden Wochen wird sich nun herausstellen, was das für Tim Walters Zukunft beim HSV bedeutet.
Mit den Sprüchen musste er leben, das war ihm vorher klar. Als Walter am Sonntag im Volkspark Richtung Trainingsplatz marschierte, kassierte er die eine oder andere Ansage der anwesenden Zuschauer. „Die sind genau so schlecht gelaunt wie ich“, erklärte der 46-Jährige lapidar. Abhaken, weiter geht’s.

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Der Wind bläst von vorn. Und zwar mitten ins Gesicht. Nach dem 1:2 gegen Paderborn ging auch den hartgesottensten Anhängern des HSV erst mal die Lust an dieser Saison flöten. Der ausgerufene Weg der Entwicklung dürfte zumindest in dieser Saison ein unvollendeter bleiben. In den kommenden Wochen wird sich nun herausstellen, was das für Tim Walters Zukunft beim HSV bedeutet.
Mit den Sprüchen musste er leben, das war ihm vorher klar. Als Walter am Sonntag im Volkspark Richtung Trainingsplatz marschierte, kassierte er die eine oder andere Ansage der anwesenden Zuschauer. „Die sind genau so schlecht gelaunt wie ich“, erklärte der 46-Jährige lapidar. Abhaken, weiter geht’s.

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Aber: Wie geht es nach nun fünf sieglosen Spielen in Folge mit Walter weiter? Der Trainer weiß um das komplizierte Umfeld in Hamburg, um den Strudel, der bei Misserfolgen regelmäßig einen Trainer nach dem anderen von seinem Stuhl gerissen hat. Und er dürfte seine Worte nach der Paderborn-Pleite mit Bedacht gewählt haben, als er anmerkte: „Jetzt geht es für uns als Verein auch mal darum, Widerstände zu überwinden. Da sind wir dran.“
Nach jeder Zweitliga-Saison holte der HSV einen neuen Trainer
Walter, so der Eindruck, begann ungefragt damit, um seinen Job zu kämpfen. Weil er die Mechanismen kennt. Nach dem Scheitern des HSV in der ersten Zweitliga-Saison musste Hannes Wolf im Mai 2019 gehen. Ein Jahr später waren die Vereinsbosse ganz froh darüber, dass Dieter Hecking von sich aus nicht verlängern wollte und ihnen die Entscheidung der Trennung abnahm. Im Vorjahr beurlaubten sie dann Daniel Thioune, als eigentlich schon alles verspielt war. Und nun?
Bislang war es der Plan der Bosse, den Weg mit Walter auch in der nächsten Saison weiterzugehen. Auch in Liga zwei. Erstmals seit dem Abstieg will der Verein ohne größeren Umbruch auskommen, den Kader beisammen halten, verstärken und ergänzen. Die Wunschvorstellung: Der unter Walter eingespielte HSV soll nach Möglichkeit einen Weg gehen, wie es in den Vorjahren die Aufsteiger Bielefeld, Bochum oder Fürth vorlebten.
Walter hat einen bis 2023 laufenden HSV-Vertrag
Aber ist das noch möglich, sollte der Verein in den kommenden Wochen von Misserfolg zu Misserfolg marschieren? Oder wäre der Glaube daran, dass Walter (Vertrag bis 2023) den Kader entscheidend voranbringen kann, komplett erschüttert?
Genau das steht nun auf dem Prüfstand. Jonas Boldt stärkte seinem Trainer am Sonntag demonstrativ den Rücken. Es gebe keine Veranlassung, an etwas zu zweifeln, „so lange wir das Gefühl haben, dass die entscheidenden Personen die Energie und die Kraft haben, entgegenzuwirken“, erklärte der Sportvorstand. Der klare Zusatz: „Tim Walter hat sehr, sehr viel Energie und bringt sie jedes Mal mit ein. Leider kann er sich ja nicht selbst einwechseln.“
HSV knüpft sein Bekenntnis zu Walter an Bedingungen
Ein Bekenntnis zum Trainer, das allerdings an eine Bedingung geknüpft ist. Walter muss weiterhin überzeugend wirken und vorleben, dass er an sich und den Weg glaubt. Bislang, so ist zu vernehmen, bringt er diese Gier mit in die Kabine. Ohne Wenn und Aber.
Bleibt dies so (was im Ermessensbereich der Bosse liegt, wie bereits Thioune vor einem Jahr auf schmerzhafte Weise erfuhr), soll auch Walter bleiben. „Wir haben im Sommer ausgiebig zusammengesessen und den Weg der Entwicklung betont“, stellt Boldt klar. „Und wir haben uns dafür entschieden, diesen Weg kompromisslos weiterzugehen.“ Rückschläge seien einkalkuliert. Die Entwicklung wird aber künftig wieder deutlicher zu erkennen sein müssen. Das ist Walters Aufgabe.
HSV-Boss Boldt für Diskussion über Verkauf weiterer AG-Anteile
Grundsätzlich erhofft sich Boldt aber auch ein Reflektieren darüber, wie der HSV seine Zukunft gestalten möchte. Recht deutlich stößt der 40-Jährige die Diskussion an, ob es der HSV per Satzungsänderung ermöglichen sollte, mehr als die erlaubten (und verkauften) 24,9 Prozent seiner Anteile veräußern zu können. Bislang liegen 75 Prozent beim HSV e.V. „Man muss sich darüber Gedanken machen, ob das sinnvoll ist“, so Boldt, „oder ob so eine Situation noch mal eine Chance ist, wie andere Vereine das Thema anzuziehen.“ Die logische Gleichung: Mehr verkaufte Anteile gleich größere Einnahmen – und die Chance, die Mannschaft in größerem Stil verstärken zu können.
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Der Weg dahin ist weit, das Hier und Jetzt für den HSV schwierig genug. Mehr noch als die letzte Chance im Aufstiegskampf, die sich am Dienstagabend im Nachholspiel gegen Aue (18.30 Uhr) bietet, steht das große Ganze auf dem Prüfstand. Tim Walter inbegriffen. Der Trainer hat noch Kredit. Ein totales Abschmieren kann er sich aber nicht erlauben.