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Stefan Kuntz bei seiner ersten HSV-Pressekonferenz
  • Stefan Kuntz gab 39 Minuten lang eine engagierte und freundliche Vorstellungsrunde.
  • Foto: WITTERS

Aufstieg erst 2026 Pflicht: Kuntz bekommt Zeit und trifft erste Entscheidungen

Er hat den Wettlauf mit der Zeit sofort aufgenommen. Am Dienstag wurde Stefan Kuntz als neuer Sportvorstand des HSV vorgestellt und ging direkt in die Vollen. Auf den 61-Jährigen wartet der vielleicht heißeste Sommer seines Lebens, zumindest im übertragenen Sinne. Begleitet wird er dabei von hohen Zielen und einem pochenden Herzen, das ihm klare Signale sendete, als der HSV bei ihm anfragte.

Sabine Kuntz wusste sofort Bescheid. Es ist noch nicht lange her, da bemerkte die bessere Hälfte von Stefan Kuntz eine Veränderung bei ihrem Mann. Etwas Wohliges lag im Raum, nur wenige Sekunden, nachdem er sein Telefonat beendet und das Handy beiseitegelegt hatte. „Meine Frau hat mich angeguckt und gesagt: ,Och, wer war das denn?‘“, berichtet der auf frischer Tat ertappte Gatte nun wenige Tage später und kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Es ist etwas passiert nach dem Telefonat, das Herz hat etwas geblubbelt.“

Stefan Kuntz lächelte bei seiner ersten HSV-PK zufrieden

Der Mann, der Kuntz’ Herz höher schlagen ließ, sitzt am Donnerstag direkt neben dem neuen HSV-Sportvorstand auf dem Podium im Pressekonferenzraum, lächelt zufrieden und genießt ganz offensichtlich jedes der gesagten Worte. Aufsichtsratschef Michael Papenfuß war es, der Kuntz kontaktierte und ihm den HSV-Job schmackhaft machte. „Unsere Analyse hat ergeben, dass wir einen neuen Impuls brauchen“, ließ der Chef-Kontrolleur des HSV wissen. Nachdem Kuntz dem kompletten Rat von seinen Plänen überzeugt hatte, bekam er den Job.

Der Aufsichtsrats-Boss Michael Papenfuß hatte Stefan Kuntz vor einer Woche im Elysée-Hotel empfangen. WITTERS
Michael Papenfuß mit Stefan Kuntz
Der Aufsichtsrats-Boss Michael Papenfuß hatte Stefan Kuntz vor einer Woche im Elysée-Hotel empfangen.

Und da ist er nun. Frisch aus dem Mallorca-Urlaub und bestens gelaunt. So, wie ihn die breite Masse aus dem Fernsehen kennt. Und wie er es eben fast immer ist, das weiß jeder aus dem Geschäft, der schon mal ein paar Minuten mit Kuntz zu tun hatte.

Demut ist das Stichwort, das dem Ex-Profi, der Kaiserslautern Anfang der 1990er-Jahre als Kapitän zu Meisterschaft und Pokalsieg führte, schon von Vater Günter (Ex-Bundesliga-Spieler in Neunkirchen) gelehrt wurde und das er verinnerlicht hat. Und er kann plaudern. Beides zusammen führt dann zu einer schönen Mixtur, die es Kuntz beim HSV recht einfach machen wird, Menschen für sich zu gewinnen.


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Kuntz versicherte sich vorher bei Horst Hrubesch

Wie das funktioniert, ist sehr gut an Kuntz’ Erläuterungen in Bezug auf Horst Hrubesch festzumachen. Nachdem der HSV sich von Jonas Boldt trennte und Kuntz verpflichtete, galt die Zukunft von Nachwuchs-Boss Hrubesch – einem Boldt-Intimus – im Volkspark als offen. Ob er denn mit dem 73-Jährigen schon gesprochen habe, wurde Kuntz nun gefragt. Und legte los. „Jetzt mal ohne Quatsch“, setzte er an. „Horst war mein Sportdirektor beim DFB, der mir den Rücken freigehalten hat, bis zum geht nicht mehr. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich mich traue, mich hierher zu setzen, ohne mal kurz vorher mit Horst zu reden und ihm zu sagen: ,Ich brauche dich und deine Ratschläge.‘“ Hrubeschs Replik sei ebenso kurz wie augenzwinkernd ausgefallen: „Die wirst du auch brauchen können.“

So ist Kuntz. Auch in Bezug auf Sportdirektor Claus Costa, über dessen Zukunft ebenfalls spekuliert wurde. Wie bei Trainer Steffen Baumgart fackelte Kuntz nicht lange und sprach ihm das Vertrauen aus. Vollgas-Dialoge, im wahrsten Sinne des Wortes. Am Donnerstag düsten Kuntz und Costa gemeinsam im Auto zum Bundesliga-Relegationsspiel nach Bochum und zurück. „Da haben wir dann sechs, sieben Stunden im Auto, in denen wir alle Personalien durchgehen können“, so der Sportvorstand vor Fahrtantritt.

Stefan Kuntz will in zwei Jahren mit dem HSV aufsteigen

Beide zusammen wollen nun gemeinsam einen Kader auf die Beine stellen, der das Zeug zum Aufstieg hat. Doch in diesem Punkt geht der HSV neue Wege. Zwei Jahre läuft Kuntz’ Vertrag in Hamburg, so lange soll er auch Zeit bekommen, um sein Ziel zu erreichen. „Die Erwartung des Aufsichtsrates ist der mittelfristige Aufstieg“, erklärte Papenfuß und wurde dann konkret. Ob das in der Saison 2024/25 gelingen könne, wisse er nicht, „aber danach schon“. Kuntz’ Plan sieht erst mal vor, in der neuen Saison „am 30. Spieltag auf Platz eins, zwei oder drei zu stehen und dann zum Ende einen dieser Plätze erreichen zu können. Das wäre fantastisch“.

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39 Minuten dauerte der erste Auftritt des neuen Vorstandes vor der Hamburger Presse, dann marschierte er direkt wieder ans Werk. Es gibt viel zu tun. „Jetzt verstehen wir uns alle gut hier“, sagte Kuntz vielsagend und lächelte in die Runde. Wie lange diese entspannte Stimmung anhält, wird sich dann ab Anfang August zeigen. Dann beginnt für den HSV die neue Zweitligasaison. Dann muss geliefert werden.

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