Aufstieg, Baumgart, Mentalität: Hier spricht Bénes Klartext über den HSV
Auf seine in dieser Saison außergewöhnliche Bilanz gibt er nicht viel. Und auch sonst ist László Bénes kein Freund der Vergangenheit – vor allem nicht der jüngsten, in der er aufgrund einer Rot-Sperre zum Zuschauen verdammt war. Seine Aussage, er „habe gelitten“, ließe sich allerdings auch auf ein anderes Erlebnis übertragen, dessen Wiederholung der Slowake unbedingt verhindern will. Darüber, über sinnlose Aufstiegshoffnungen und über den respekteinflößenden neuen Trainer spricht der 25-Jährige in der MOPO Klartext.
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Auf seine in dieser Saison außergewöhnliche Bilanz gibt er nicht viel. Und auch sonst ist László Bénes kein Freund der Vergangenheit – vor allem nicht der jüngsten, in der er aufgrund einer Rot-Sperre zum Zuschauen verdammt war. Seine Aussage, er „habe gelitten“, ließe sich allerdings auch auf ein anderes Erlebnis übertragen, dessen Wiederholung der Slowake unbedingt verhindern will. Darüber, über sinnlose Aufstiegshoffnungen und über den respekteinflößenden neuen Trainer spricht der 25-Jährige in der MOPO Klartext.
MOPO: Herr Bénes, sehen Sie sich als Mentalitätsspieler?
László Bénes (26): Ich versuche immer, viel Energie einzubringen – egal, ob im Spiel, außerhalb des Feldes oder im Training. Die richtige Mentalität ist wichtig. Und damit möchte ich der Mannschaft immer helfen.
Nach dem 1:2 gegen Osnabrück sagte Ihr Trainer Steffen Baumgart: „Wir müssen bei der Mentalität einen gewaltigen Schritt machen.“ Haben Sie als Beobachter des Spiels auch Herz und Leidenschaft bei Ihren Teamkollegen vermisst?
Gegen Elversberg hat es gepasst, da hatten wir das Spiel unter Kontrolle mit viel Energie und Mentalität. Gegen Osnabrück war das Gegenteil der Fall, in allen Bereichen war es deutlich weniger. Es ist nicht einfach, zu erklären, warum. Es ist sehr schade, dass wir die Punkte liegen lassen – weil wir letztes Jahr gesehen haben, dass genau diese Punkte fehlen. Trotzdem sind wir Dritter, unsere Konkurrenten haben auch Punkte liegen gelassen. Verloren ist noch gar nichts. Wir haben alles in der eigenen Hand. Die Mentalität muss einfach passen. Jeder muss einen Schritt mehr machen. Das muss uns allen bewusst sein.
HSV-Profi Bénes ärgert sich über seine Rote Karte
Die Beobachter-Rolle hatten Sie sich selbst eingebrockt mit der Roten Karte beim 3:4 gegen Hannover 96. Es war der erste Platzverweis in Ihrer Profi-Karriere. Wie hat es sich angefühlt?
Das war nicht schön und tat mir natürlich für die Mannschaft leid. In der Spielphase kurz vor Schluss und beim Stand von 3:3 Rot zu bekommen, war nicht gut. Das Foul wollte ich so natürlich nicht. Die Drei-Spiele-Sperre fand ich ein bisschen viel, aber das musste ich akzeptieren. Natürlich habe ich auf der Tribüne gelitten, aber ich habe in den drei Wochen hart trainiert, vielleicht sogar noch intensiver als sonst, um noch fitter zu werden. Ich freue mich sehr, dass ich endlich zurück bin.
Als Sie vor zwei Wochen nach zwei freien Tagen in der Heimat wieder zurück waren, war auch ein neuer Trainer da. Wie nehmen Sie Steffen Baumgart bisher wahr?
Er bringt sehr viel positive Energie rein und hat einen klaren Plan. Jeder Spieler hat großen Respekt vor ihm. Wir trainieren sehr intensiv mit veränderten Inhalten. Das ist normal, wenn ein neuer Trainer da ist, aber das wird unter Steffen bestimmt so bleiben. Und das finde ich richtig. Wir brauchen einfach die Intensität und die Laufbereitschaft in den Spielen. Da wollen wir jetzt weitere Schritte nach vorne machen. Dass wir Fußball spielen können, darüber muss man nicht reden.
Ihr rein sportlicher Wert für den HSV ist unverkennbar: elf Tore und acht Assists in 20 Liga-Spielen, die bisher beste Saison Ihrer Karriere. Haben Sie Steffen Baumgart von diesen Zahlen erzählt?
Ich gehe davon aus, dass er die Zahlen kennt. (lacht) Aber das ist Vergangenheit, ich habe drei Spiele nicht gespielt. Das Wichtigste ist das, was kommt. Ich freue mich nach den Spielen über die Tore und Assists, aber dann geht es um das nächste Spiel. Deshalb will ich nicht zurück in die Vergangenheit schauen – denn wir haben noch zehn Spiele vor uns.
HSV-Aufstieg ist aus Sicht von Bénes in Gefahr
Sie sind inzwischen ein Führungsspieler in der Mannschaft. Nach dem 3:4 gegen den KSC vor viereinhalb Wochen sagten Sie deutlich: „So ist der Aufstieg in Gefahr“. Sprechen Sie das auch in der Kabine so eindeutig an?
Ja – und ich mache es gerne. Es ist ganz klar: Wenn wir das große Ziel erreichen wollen, verkompliziert jede Niederlage, jeder verlorene Punkt die Lage. Das sieht jeder von uns. Es liegt an uns, die Probleme schnell abzustellen. Wir müssen aus dem letzten Spiel lernen, das darf nicht mehr passieren.
Sie haben letzte Saison schon einen Nicht-Aufstieg miterlebt. Kann Ihre Mentalität entscheidend sein, damit es sich nicht wiederholt?
Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Das will ich nicht noch mal erleben. Das ist einfach nicht schön. Wir spielen Fußball, um Erfolg und schöne Momente zu erleben. Ich bin sicher: Es lohnt sich, alles dafür zu geben, damit wir am Ende zusammen feiern können.
Was konkret macht Ihnen momentan Hoffnung?
Vieles, aber Hoffnung allein bringt nichts. Wir wollen und müssen hart arbeiten und unsere Qualität auf den Platz bringen. Wir sind so ein geiler, großer Verein. Jeder muss einen Schritt mehr machen und dann bin ich sicher, dass wir es gemeinsam schaffen können.
Und wird Ihre persönliche Leidenschaft, das Herz, das Sie für den HSV auf dem Platz lassen, schon Freitag in Düsseldorf helfen?
Ich habe richtig Bock, richtig Spaß und viel Energie. Freitagabend, Topspiel in Düsseldorf, volles Stadion: Es gibt nicht viel Schöneres. Unsere Fans sind heiß, unser Team ist heiß – und ich bin heiß.