• Der neue Mann auf der Kommandobrücke: Daniel Thioune ist neuer Trainer des HSV.
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Arbeit statt Aufstiegs-Gerede!: So will Daniel Thioune den HSV wieder strahlen lassen

So wenig Zeit ließ der HSV schon lange nicht mehr verstreichen, wenn er sich auf Trainersuche begab. Am Sonnabend verkündete der Verein, dass die Zusammenarbeit mit Dieter Hecking definitiv beendet wird, zwei Tage später präsentierte er schon den Nachfolger: Daniel Thioune ist der Mann, der den HSV auf seinem neuen Weg begleiten soll. Weniger Protz, mehr Entwicklung. Genau deshalb war der Trainer des VfL Osnabrück schnell die erklärte Wunschlösung der HSV-Bosse.  

Als Thioune am Montagmorgen in Hamburg einfuhr, erinnerte er sich wieder daran, wie es beim letzten Mal war. Gerade mal 20 Tage vorher hatte er den Volkspark mit einem 1:1 im Gepäck verlassen, ein Resultat, das ihn entzückte und den HSV brutal schmerzte.

Daniel Thioune

Der neue Mann auf der Kommandobrücke: Daniel Thioune ist neuer Trainer des HSV.

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„Ich bin vor ein paar Wochen mit einem richtig guten Gefühl hier weggefahren“, sagte der 45-Jährige bei seiner Präsentation. „Nun geht es darum, mit einem noch besseren Gefühl hier zu sitzen. Das ist ein großer Tag.“

HSV-Trainer Thioune will arbeiten – nicht reden

Und da saß er nun. Dort, wo in den vergangenen Jahren so viele HSV-Trainer saßen, allein 15 in den vergangenen zehn Jahren. Sie sprachen über Europa oder zumindest die Bundesliga. Bei Thiounes Antritt erinnerte allein die Uhrzeit seiner Präsentation an größere Ziele. 15.30 Uhr, beste Bundesliga-Zeit.

Ob das ein Omen war, wird man in etwa zehn Monaten wissen. Thioune aber machte schnell klar, worauf es ihm ankommt. „Ein gewisses Maß an Demut ist angebracht“, ließ er wissen, als er nach seinen Zielen gefragt wurde. „Man erreicht Ziele nicht nur über das Reden.“ Und weiter: „Wir müssen keine Plätze oder Ziele definieren. Ich will nicht grundsätzlich sagen, dass wir um den Aufstieg spielen. Ich weiß, dass jeder hier Wünsche und Träume hat. Aber wir müssen tun – und nicht nur wollen.“

Thioune gilt als Menschenfänger, der seine Profis begeistern kann

Einen Willen, den er vorlebt und seiner Mannschaft vermitteln will. Deshalb ist er jetzt da, der Trainer, der etwas schneller wuchs, als es die Osnabrücker taten, und der nun den Schritt nach Hamburg wagte. Dort erwartet die Profis ein Coach, der von Weggefährten als Menschenfänger bezeichnet wird. Und der vor allem totales Engagement einfordert. Fast schon mantraartig betonte Thioune, wie wichtig ihm auch beim HSV die Arbeit gegen den Ball sei. „Das kann jeder Spieler, unabhängig von seiner Qualität. Darauf wird es ankommen, dann ist alles möglich.“

Hecking im MOPO-Interview: „Ich sehe mich als Erstliga-Trainer“

Die Ärmel sind bei Thioune also schon mal oben. Gefühlt, seit die Gespräche mit dem HSV am Wochenende in die Vollen gingen. Der Trainer, der den HSV eine Ablöse von 300.000 Euro kostet,  war sofort Feuer und Flamme. „Er hat mich davon überzeugt, dass er der Richtige für uns ist“, lobt HSV-Sportvorstand Jonas Boldt. „Wir müssen und wollen unseren Kurs anpassen und mehr Wert auf das Wort Entwicklung legen. In Daniel sehen wir da den passenden Kandidaten.“

Thioune folgt beim HSV auf Dieter Hecking

Hecking und Thioune

Von 2002 bis 2004 spielte Daniel Thioune unter Dieter Hecking beim VfB Lübeck.

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Der Neue soll das vorhandene Personal besser machen und Potenziale aus ihnen herauskitzeln, die unter seinem Vorgänger Hecking vielleicht noch im Verborgenen schlummerten. Sehr gut denkbar, dass Thioune Hecking auch kontaktieren wird, denn beide kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Lübeck (2002 bis 2004), als Thioune noch Stürmer war. „Er war der Trainer, der es am längsten mit mir ausgehalten sagt“, erzählte der Mann, der Hecking nun als HSV-Trainer nachfolgt, und musste grinsen.

Im Volkspark soll Thioune nun gewissermaßen zum Anti-Hecking werden. Zu einem Mann, der die kleineren Brötchen akzeptiert und als Chance begreift. Einige Tage lang wird er gemeinsam mit Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel noch die Kaderplanung und Saison-Vorbereitung durchsprechen. „Dann werde auch ich ein paar Tage durchpusten“, sagt Thioune. „Ich habe 13 intensive Monate hinter mir und mir steht eine intensive Zeit bevor.“

Thioune vermeidet es, das Ziel Aufstieg auszugeben

Davon kann er ausgehen. Denn so ist er, der HSV, wo sie natürlich weiterhin in Richtung Bundesliga streben, das aber nur nicht mehr so laut sagen werden. Thioune gefällt das. „Durch dieses große Ziel, aufsteigen zu wollen und zu müssen, ist vielleicht auch etwas Angst entstanden“, weiß er. Das hat er ja selbst erlebt, an diesem Abend vor drei Wochen, als die Luft für den HSV so dünn wurde, das gar nichts mehr ging.

Nun also die kleineren Brötchen. Thioune hat diesbezüglich seine eigene Sicht der Dinge: „Vielleicht sieht es im Moment so aus, als würden wir einen Schritt zurück gehen. Aber es kann auch ein Schritt sein, um Anlauf zu nehmen.“ Seit Montag dürfte jedem klar sein: Thioune brennt dafür. Nun dann: neuer Trainer, neues Glück!

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