x
x
x
  • Sind seit dem 18. Februar 1959 glücklich verheiratet: Ilka und Uwe Seeler
  • Foto: WITTERS

84. Geburtstag!: Uwe und Ilka Seeler über Corona, den HSV und Teroddes Rekordjagd

HSV-Idol „Uns Uwe“ Seeler wird am Donnerstag 84 Jahre alt. Die MOPO besuchte ihn und Gattin Ilka in ihrem Norderstedter Büro, bat beide zum Geburtstagsinterview – natürlich mit Maske und gebührendem Abstand. Es wurde ein launiges Gespräch mit dem Ehepaar, das seit 61 Jahren glücklich verheiratet ist. Beide nennen sich liebevoll „Mäuschen“.

MOPO: Ihre Gesundheit ist angeschlagen. Nach dem Autounfall 2010 ist Ihr rechtes Ohr taub, der Rücken verhindert längeres Gehen. Dazu haben Sie einen Herzschrittmacher und kürzlich wurde nach einem schweren Sturz das rechte Hüftgelenk erneuert. Wie geht es Ihnen aktuell?

Uwe: Ich bin auf einem aufsteigenden Ast. Ich kann schon ein paar Schritte ohne Krücken machen. Wie heißt es doch so schön: Schlechte Ware hält sich gut. In meinem Alter muss ich ja auch nicht mehr so viel machen.

Fahren Sie eigentlich noch Auto?

Uwe: Nein, ich habe den Führerschein vor einem Jahr abgegeben – auf Drängen meiner drei lieben Töchter und meiner Frau.
Ilka: Er hat sich anfangs noch gewehrt, es gab auch eine heftige Auseinandersetzung.
Uwe: Anfangs fiel mir der Gedanke, nicht mehr selbst zu fahren, schwer. Aber ich habe es eingesehen, durch meine Halswirbelsäule bin ich stark eingeschränkt. Ich kann meinen Kopf nicht mehr richtig drehen.

Wie wird der Geburtstag gefeiert?
Ilka: Corona-angepasst. Unsere älteste Tochter Kerstin kommt zum Frühstück. Alle anderen fahren bei uns vorbei und winken freundlich (lacht). Es ist nun einmal so, die haben ja auch alle Familie und wir wollen uns nicht anstecken.

Uwe und Ilka Seeler

Uwe und Ilka Seeler

Foto:

Rosenfeld

Uwe: Wir sind einfach vernünftig. Aber klar: Corona dauert schon viel zu lange. Wir fragen uns wie viele oft: Wann ist dieser Scheiß bloß vorbei? Die Maske nervt mich, ich kriege dadurch schlecht Luft. Aber natürlich halten wir uns an die Vorgaben. Man weiß ja nicht, wie sich eine Ansteckung in unserem Alter auswirkt.

Was macht Corona mit Ihnen, wie sehr bestimmt die Pandemie Ihr Leben?

Ilka: Es beeinträchtigt uns schon schwer. Die Unbeweglichkeit setzt uns zu. Ein Beispiel: Freunde oder Familie können nicht einfach so vorbeikommen. Entschuldigung, aber das ist zum Kotzen.
Uwe: Wir haben den kleinen Vorteil, dass wir im Garten oder auf der Terrasse ein paar Schritte gehen können. Man fühlt sich eingesperrt, aber muss zurückhaltend sein. Für Eltern mit drei Kindern in einer kleinen Wohnung muss das schrecklich sein.
Ilka: Wir gehen gern zum Essen, treffen uns mit alten Spielern, Freunden. Das ist alles unterbrochen. Das tut uns am meisten weh. Man kann telefonieren, aber das ist im Vergleich Gammel.
Uwe: Wir sind auch schon mal auf dem Trainingsgelände in Ochsenzoll spazieren gegangen. Das war schön.
Ilka: Ja, da haben wir unsere Träume aufleben lassen. Als wir uns kennenlernten, war die ganze Allee mit Pappeln gesäumt. Ich habe damals beim HSV Handball gespielt, wir haben zusammen mit den Jungs in den alten Umziehräumen gefeiert. Das war herrlich!

Was halten Sie von Fußball ohne Fans im Stadion?

Uwe: Für mich ist Fußball ohne Zuschauer eine Katastrophe – wie eine Suppe ohne Salz.
Ilka: Wenn es so weitergeht: Wie wird dann bloß die WM in Katar? Ehrlich: Ich möchte nicht da oben in der Regierung sitzen und Entscheidungen für alle treffen.

Reden Sie beide manchmal über den Tod?

Ilka: Ich nicht! Ich verdränge das Thema, würde sonst depressiv werden.
Uwe: Irgendwann ist Feierabend. Aber ich möchte es mir noch so viele Jahre möglich gemütlich und schön machen – mit meiner Frau.

Sie beide blicken vermutlich auf ein glückliches Leben zurück.

Ilka: Allein wenn ich mir die Bilder aus Uwes Karriere hier im Büro ansehe, dann wird mir bewusst, was ich für ein tolles Leben gehabt habe.
Uwe: Auch bei mir war alles wunderbar. Da gibt es nichts zu meckern.
Ilka: Aber du bist nie Weltmeister geworden! (Zum MOPO-Redakteur): Wir ärgern uns oft gegenseitig. Uwe redet dafür oft abfällig über meinen Handball.
Uwe: Ja Ilka, aber du weißt doch, dass ich dich unglaublich liebe.
Ilka: Das geht mir umgekehrt genauso. Genauso wie Uwe habe ich mir meinen Traummann vorgestellt. Allein schon, weil er nicht immer zu Hause war. Ich hätte nur einen Fußballer oder einen Seemann genommen. Einen, der am Nachmittag um 17 Uhr nach Hause kommt und nach dem Essen schreit, das wäre nichts für mich gewesen (lacht).

Nach all den Jahren noch so viel Harmonie!

Ilka: Ja, aber nur, weil Uwe mir meist das Reden überlässt.
Uwe: Ja, ich lasse dich machen. Aber ich passe auf. Das gibt dir doch Sicherheit.

Hätten Sie nicht gern heute in den tollen Fußball-Stadien gespielt und zig Millionen im Jahr verdient?

Uwe: Das Geld würden wir schon gern mitnehmen, nicht wahr, Ilka? Nein, im Ernst: Meine Zeit war die schönere, weil es mehr um das Sportliche ging. Damals wie heute konnte man nur ein Steak am Tag essen. Bei den heutigen Summen stimmt zu oft das Preis-Leistungsverhältnis nicht. Und so schlimm war es auch nicht, auf Schnee, Eis oder auf schlecht gemähten Plätzen zu spielen. Es war normal für uns. Zudem hatte ich tolle Erlebnisse, zum Beispiel in Wembley und im Aztekenstadion von Mexiko-City. Es war alles gut, so wie es war.

Der HSV spielt bereits im dritten Jahr in der 2. Liga.

Uwe: Das ist ein Zustand, an den ich mich nicht gewöhnen möchte. Der HSV muss unbedingt zurück in die Bundesliga. Im Moment sieht es ja ganz gut aus. Ich hoffe, die Entwicklung bleibt stabil. Wichtig ist, dass die Mannschaft realisiert: In dieser Situation sind alle Gegner scharf auf den HSV. Das kenne ich aus meiner Zeit. Die Jungs müssen sich auf Kampf einstellen, nichts geht von allein.

Das war offenbar das Problem in der vergangenen Saison.

Uwe: Ja, das hat mich geärgert. Eine Frechheit, wie der Aufstieg verspielt wurde – durch Schlafwagenfußball.

Das könnte Sie auch interessieren: So geht es beim HSV für Mutzel, Hrubesch und Costa weiter

Was halten Sie von Daniel Thioune?

Uwe: Ich kann ihn noch nicht beurteilen nach ein paar Monaten. Fakt ist: Bislang macht er das gut.

Stürmer Simon Terodde könnte, wenn auch eine Liga tiefer, Ihre Torrekorde knacken.

Uwe: Es freut mich, wenn er Tore für unseren HSV schießt. Er hat den Riecher, den andere nicht haben, ist da, wo er sein sollte, wenn andere nur gucken. Ich würde ihm neue Rekorde gönnen. Vielleicht führen die den HSV ja in die Bundesliga.
Ilka: So ist mein Mann, er hat sich selbst nie zu wichtig genommen. Er ist ein Mannschaftsspieler. Aber für mich ist klar: Es wird beim HSV nie wieder einen Spieler geben, wie mein Mäuschen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp