777 Tage beim HSV: So hat sich Walter verändert – „Ich habe gelernt, …“
Erst eines, dann zwei und am Ende waren es 21 Fotos, die Tim Walter gestern nach dem Training mit Anhängern schoss, bevor er seine Stollenschuhe in Badelatschen eintauschte und im Teambus verschwand. Es ist diese Nähe zu den HSV-Fans, für die er geschätzt wird seit dem 25. Mai 2021 – dem Datum, an dem der Trainer beim HSV vorgestellt wurde. Und dem Datum, das am heutigen Dienstag exakt 777 Tage zurückliegt. 777 Tage, in denen Walter vieles bewirkt – sich aber auch verändert hat.
Erst eines, dann zwei und am Ende waren es 21 Fotos, die Tim Walter gestern nach dem Training mit Anhängern schoss, bevor er seine Stollenschuhe in Badelatschen eintauschte und im Teambus verschwand. Es ist diese Nähe zu den HSV-Fans, für die er geschätzt wird seit dem 25. Mai 2021 – dem Datum, an dem der Trainer beim HSV vorgestellt wurde. Und dem Datum, das am heutigen Dienstag exakt 777 Tage zurückliegt. 777 Tage, in denen Walter vieles bewirkt – sich aber auch verändert hat.
Er nimmt sich in der Öffentlichkeit zurzeit bewusst zurück. Nach dem emotionalen Saisonfinale genießt Walter die Ruhe von St. Johann – weil er weiß, dass er in zweieinhalb Wochen gegen Schalke 04 wieder im Rampenlicht sein wird. Es gilt als sicher, dass der 47-Jährige dann wieder wild gestikulierend an der Seitenlinie stehen wird. Denn er folgt einer klaren Linie, kippt nicht um und lässt sich – was übrigens auch seinen Profis gefällt – vom Typus her nicht umkrempeln.
Wandlung: HSV-Trainer Walter gibt mehr Verantwortung ab
Ein persönlicher Wandel hat in den vergangenen 777 Tagen dennoch stattgefunden. Das bestätigen sogar langjährige Wegbegleiter, die Walter schon aus Stuttgart oder Kiel kennen. Hat er zu Beginn seiner HSV-Zeit nach Kontrolle gestrebt und das meiste an sich gerissen, gibt Walter inzwischen in manchen Bereichen mehr Verantwortung ab: an seine Trainer-Kollegen und Spieler. „Ich habe gelernt, anderen mehr Raum zu geben“, sagt Walter gegenüber der MOPO.

Auf der Geschäftsstelle kennt der Trainer heute fast alle Mitarbeiter und ist bei Verabschiedungen einzelner oft persönlich zugegen. „Wir sind als Team zusammengewachsen – gemeinsam mit der Geschäftsstelle, mit den Fans“, erklärt Walter, der für seine Authentizität geschätzt wird – besonders von seinen Profis. Denn nach über zwei Jahren wissen sie, was sie von ihrem Chefcoach bekommen. Auch wenn es bei schlechteren Leistungen auch mal ein verbaler Einlauf sein kann.
Dass er nach außen polarisiert, ist Walter bewusst. Wenn er die Spielweise des Gegners beanstandet und seine eigene Philosophie bewusst oder unbewusst als die bessere darstellt, dann ist der Grat zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz ein schmaler – genauso wie jener zwischen Überzeugung und Sturheit bezüglich seiner Spielidee. Bis zu einem gewissen Maß ist ihm Kritik an seiner Person egal – mittlerweile aber soll sich Walter intern vermehrt Feedback für sein Auftreten einholen.
„Ein großer Faktor“: Heuer Fernandes schwärmt von Walter
Die Rückendeckung der Fans ist ihm trotz zweimaligen Nicht-Aufstiegs auch im Vorfeld seiner dritten Saison beim HSV – das schaffte vor ihm zuletzt Frank Pagelsdorf um die Jahrtausendwende – sicher. „Wenn man ehrlich ist, ist der Trainer hauptverantwortlich für die Stimmung, die im Verein und im Umfeld herrscht“, findet nicht nur Daniel Heuer Fernandes. Robert Glatzel benannte Walter zuletzt als zentralen Grund für seine Vertragsverlängerung – und auch HSV-Torwart Heuer Fernandes bestätigt der MOPO: „Der Trainer ist ein großer Faktor dafür, warum man sich für den HSV entscheidet.“
Walter hat sich nach 777 Tagen längst für den HSV entschieden – immerfort, wie seine Vereinsmitgliedschaft auf Lebenszeit beweist. Was er selbst als sein größtes Verdienst beim HSV ansieht, vermag er aber nicht zu beurteilen: „Am Ende geht es aber auch nicht um mich. Es geht um den Klub und dass wir alle gemeinsam anpacken.“
Für Walter ist der HSV „mittlerweile mehr als nur ein Job“
Dieses Credo gibt Walter auch in Kitzbühel vor. „Er wirkt sehr frisch und fokussiert“, hat Sportvorstand Jonas Boldt beobachtet. „Das ist auch gut so. Er liebt die Arbeit mit seiner Mannschaft und ich finde es gut, dass er seine Lockerheit nicht verloren hat – aber der Fokus nun wieder auf Fußball liegt.“
Das könnte Sie auch interessieren: Neue HSV-Trikots sorgen für Ärger – und für einen Verkaufs-Rekord
Für Walter ist die Arbeit beim HSV „mittlerweile weit mehr als nur ein Job“. Sondern eine Leidenschaft, und er sagt offen: „Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich damals bei meiner Vorstellung nicht darüber nachgedacht, was in 777 Tagen sein wird.“ In weiteren 313 Tagen, am 19. Mai 2024, kann er seine Ära krönen – es ist das Datum des letzten Zweitliga-Spieltags.