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  • Es hat wieder nicht gereicht. Direkt nach der Pleite gegen Hannover stiegen HSV-Sportdirektor Michael Mutzel, Trainer Daniel Thioune und sein Assistent Merlin Polzin (v.l.) in die Analyse ein.
  • Foto: WITTERS

„Nicht unser Anspruch“: HSV-Bosse reden Klartext und sprechen auch über Thioune

Wenn sie so weitermachen, stehen ihnen schaurige Weihnachten bevor. Der HSV findet die Bremse nicht und schlittert immer weiter in die Krise. Fünfmal in Folge haben sie nicht gewonnen, das 0:1 (0:1) gegen Hannover war zudem die dritte Pleite in Serie. Drei Partien bleiben bis zum Fest noch, um die Ambitionen des Aufstiegsfavoriten auch endlich wieder mit Ergebnissen zu untermauern. 

Und dann, mit einem Tag Verzögerung, flossen doch noch dicke Tränen im Volkspark. Sie kullerten nur so, untermalt von heftigem Schluchzen und Schreien. Nun war es allerdings nicht Sonny Kittel, der seinen Platzverweis betrauerte. Und auch nicht Simon Terodde, der über verpassten Tor-Chancen klagte. Ein kleines Kind war mit seinem Laufrad gegen die Absperrung zu den Trainingsplätzen gefahren, auch hier versagte die Bremse. Alles zum Glück nur halb so wild, keine Verletzten aber ein riesiges Geschrei.

Thioune, Boldt und Mutzel

Demonstrative Geschlossenheit: Sportdirektor Michael Mutzel (r.) und Sportvorstand Jonas Boldt stärkten Trainer Daniel Thioune (l.) den Rücken.

Foto:

Braasch

HSV-Bosse setzten am Sonntag beim Training ein Zeichen

Keine zehn Meter entfernt nahmen Jonas Boldt und Michael Mutzel von dem Malheur Notiz und setzten dann ihre Analyse des Zustandes fort, in dem sich der HSV gerade befindet – und der nicht wenigen Fans gerade Tränen der Wut in die Augen treibt. Allein schon die Tatsache, dass Sportvorstand und Sportdirektor gemeinsam zum Training erschienen, das sie dann ununterbrochen Seite an Seite verfolgten, diente als Zeichen. Und war sicherlich auch genau so gedacht. 

Der HSV hat die Krise. Kann passieren. Nur: Wie kommt er wieder raus? Auch gegen Hannover gelang das nicht, weil die Hamburger trotz drückender Überlegenheit in Hälfte zwei ihre Großchancen nicht verwerteten. Vieles ging da auf und sah gut aus. „Aber das Ergebnis war am Ende trotzdem scheiße“, erklärte Mutzel salopp. 

Der HSV muss aufpassen, in der Tabelle nicht durchgereicht zu werden

Das aber zählt. Und es wird kribbelig. Den HSV als Vierten trennen zwar weiterhin nur zwei Zähler von der Tabellenspitze. Aber auch nur drei Zähler von Rang elf. Schafft der Verein vor Weihnachten nicht die Wende, droht ihm der Totalabsturz.

Gedanken, die sie nicht zulassen wollen. „Wir sind sensibilisiert“, erklärte Mutzel und wirkte dabei dann aber doch deutlich ernster als nach den Misserfolgen zuvor. Geht es nach dem 41-Jährigen, hängt der Weg zurück in die Erfolgsspur an Kleinigkeiten: „Wir müssen unsere kleinen Fehler vermeiden und vorn wieder die Tore machen. Leider gibt es solche Phasen in einer Saison.“

HSV-Boss Boldt kritisiert die Leistung in zwei Partien

Allerdings: Der HSV baut nicht nur auf den Faktor Zeit, der die Dinge regeln wird. „Wir haben fünf Spiele in Folge nicht gewonnen. Das ist nicht unser Anspruch“, sagt Boldt, der ebenso wie Mutzel klar umreißt, was er nicht mehr sehen will: „Was nicht passieren darf, ist so eine negative Reaktion wie zuletzt in Heidenheim oder die Zweikampfführung gegen Bochum. Das ist das, was in diesen Wochen gestört hat.“

Sie sind um Sachlichkeit bemüht. Darum, der aufkommenden Hektik von außen mit Zusammenhalt zu begegnen. Auch deshalb gibt es aus Sicht der Verantwortlichen keinen Grund, intern eine Trainer-Diskussion anzuzetteln. Das ging in den Vorjahren im Volkspark recht schnell. Daniel Thioune aber darf sich des Vertrauens seiner Vorgesetzten weiterhin uneingeschränkt sicher sein. „Wir gehen ganz bewusst den Weg der Entwicklung“, sagt Mutzel und meint damit nicht nur die Mannschaft: „Das gilt für den Trainer genauso. Wir gehen diesen Weg weiter und lassen uns überhaupt nicht davon abbringen.“

Auch HSV-Trainer Thioune machte zuletzt Fehler

In der Tat zahlte auch Thioune zuletzt Lehrgeld. Gegen Bochum (1:3), als er seinem Team unmittelbar nach dem Anschlusstor mit einer Vierfach-Auswechslung den Rhythmus nahm. Gegen Hannover ging sein Schachzug, den zuletzt starken Manuel Wintzheimer überraschend draußen zu lassen, nicht auf. Der Junioren-Nationalspieler, so der Plan, sollte das schaffen, was zuletzt nur wenigen Jokern gelang und nach seiner Hereinnahme für frischen Wind sorgen. Den aber hätte es wohl eher von Beginn an gebraucht.

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Im Nachhinein sind natürlich alle schlauer. Auch Thioune. „Ich nehme mich immer in die Kritik mit ein“, ließ er wissen und gab zu: „Vielleicht ist der eine oder andere Aufstellungs-Schachzug nicht aufgegangen.“

HSV muss am Samstag nach Darmstadt

Thioune macht in seiner ersten HSV-Krise einen sehr selbstreflektierten Eindruck. Das nehmen sie um ihn herum wahr. „Zur Entwicklung gehört auch, jetzt mit dem Sturm klarzukommen“, sagte Boldt noch, ehe er sich umdrehte und dem Training der Profis widmete. Die Tränen des kleinen Laufrad-Bruchpiloten waren da längst wieder getrocknet. Ein Stimmungsumschwung, auf den der HSV zumindest bis Samstag warten muss. Dann steigt in Darmstadt der nächste Versuch, die Bremse zu finden, die den Absturz stoppt.

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