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Leif Tissier vom HSV Hamburg wird von zwei Gegenspielern in die Zange genommen
  • Zähes Ringen: Leif Tissier vom HSV Hamburg wird von zwei Balingern in die Mangel genommen.
  • Foto: WITTERS

Psycho-Drama! Hamburgs Handballer nur remis gegen Schlusslicht Balingen

Weggeworfen! Verballert! Verschenkt! Hamburgs Handballer haben sich den verpassten Sieg gegen den Tabellenletzten Balingen allein selbst zuzuschreiben. Aufgrund einer desaströsen Trefferquote kam der HSVH in eigener Halle nicht über ein 28:28 (14:12) hinaus. Der so dringend benötigte Befreiungsschlag blieb aus. Die irre Schlussphase, eine Achterbahnfahrt der Gefühle, passte zur Situation. Von einer sicheren Niederlage zu einem möglichen Sieg zu einem Unentschieden. Der dringend benötigte Befreiungsschlag – er blieb aus.

Der Schlussakt dieser Nervenschlacht war brutal. Nach Ablauf der Uhr und Ertönen der Schlusssirene hatten die Gäste noch einmal Siebenmeter. Elf Sekunden zuvor hatte Jacob Lassen den HSVH unter dem tosenden Jubel der 3150 Zuschauenden in der Sporthalle mit 28:27 in Führung geworfen. Doch Oddur Gretarsson behielt vom Punkt die Nerven und besiegelte das Remis. Die Balinger tanzten, die Hamburger und ihre Fans waren wie vor den Kopf gestoßen.

HSV Hamburg nur unentschieden gegen Balingen

„Natürlich sind wir enttäuscht“, sagte Rückraumspieler Leif Tissier und sprach von einem „beschissenen Spielverlauf“. Am Ende könne man aber sogar „froh sein, dass wir noch einen Punkt geholt haben“. Dieser Meinung war auch Trainer Torsten Jansen.

Der HSVH hatte schon wie der sichere Verlierer ausgesehen, sechs Minuten vor Schluss mit vier Toren zurückgelegen, sich dann aber im Angesicht der Niederlage aufgebäumt, das Spiel gedreht – sich aber nicht ganz belohnen können. Das lag an der schlechten Chancenverwertung über 60 Minuten.

Torsten Jansen: Chancenverwertung „unterirdisch“

„Unterirdisch“ nannte Jansen die Wurfquote (58 Prozent) seiner Mannschaft. „Damit kann man normalerweise in der Bundesliga kein Spiel gewinnen.“ Auch Kreisläufer und Kapitän Niklas Weller wusste: „Wir hatten viel zu viele Fehlwürfe. Deren Torwart hält fast nur freie Würfe von uns.“ Am Ende hatte Mohamed El-Tayar 16 Paraden auf dem Konto (37,2 Prozent).

Kopfsache. Nervenflattern. Blockade. Das war deutlich. Jansen sprach von einer Art „Psycho-Spiel“, in dem der Druck und die Erwartungshaltung eine große Rolle spielten.

Casper Mortensen nach Trickwurf-Panne ausgewechselt

Die Gastgeber hatten eigentlich einen guten Start erwischt, schnell 3:1 (5.) in Front gelegen, hätten jedoch viel höher führen müssen. Linksaußen Casper Mortensen verwarf einen Siebenmeter und zwei Tempogegenstöße in den ersten sechs Minuten. Eine davon war ein in dieser Phase – und auch brenzligen Tabellensituation des Vereins – völlig deplatzierte Trickwurf.

Harte Konsequenz: Trainer Torsten Jansen nahm den Dänen schon nach sieben Minuten für eine Denkpause aus dem Spiel, brachte Youngster Alexander Hartwig. Kurz darauf durfte Mortensen für einen weiteren Siebenmeter auf die Platte, den er versenkte. Wenig später scheiterte Hartwig mit seinem ersten Wurf aus dem Spiel heraus. Es war wie verhext.

Hamburger werfen Balingen-Keeper zum Helden

Katastrophal war die Chancenverwertung in den ersten 15 Minuten. Jämmerliche vier von 14 Würfen fanden den Weg ins Tor (28 Prozent). Die Bälle landeten am Pfosten, an der Latte – vor allem aber an den Körperteilen von Balingens Keeper Mohamed El-Tayar, der zu diesem Zeitpunkt schon acht Paraden auf dem Konto hatte. In erster Linie scheiterten die Hamburger aber an ihren Nerven.

Der HSVH wirkte gehemmt, ängstlich. Aus einer 4:1-Führung (10.) wurde ein 4:6-Rückstand (17.). Nach 20 Minuten stand es 5:8. Die Zuschauenden in der Sporthalle waren fassungslos, entsetzt. Zum Glück fing sich ihre Mannschaft, konnte ausgleichen und kurz vor der Halbzeit eine Drei-Tore-Führung herauswerfen 14:11 (29.).

HSVH sieht schon wie der sichere Verlierer aus

Sicherheit und Selbstvertrauen gab das nicht. Auch nach dem Wechsel blieb es ein zähes und enges Spiel, auf beiden Seiten fehlerbehaftet. Das Jansen-Team lag zwar zumeist mit ein, zwei Toren in Führung, konnte sich aber nicht absetzen und geriet sogar wieder in Rückstand (20:21/48.). Sechs Minuten später stand es 23:27. Nichts ging mehr, die Niederlage schien besiegelt.

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„Dann ging der Kopf aus – die Jungs hatten nichts mehr zu verlieren – und auf einmal läuft es wieder“, so Jansen. Seine Mannschaft holte Tor um Tor auf und hatte am Ende sogar noch den nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg vor Augen, der sehr glücklich und auch nicht verdient gewesen wäre.

„Angst und bange“: HSV Hamburg jetzt gegen Magdeburg

Eine schwache Figur, das darf nicht unerwähnt bleiben, gab das Schiedsrichtergespann Martin Thöne/ Marijo Zupanovic ab, das mit gellenden Pfiffen verabschiedet wurde. Viele fragwürdige Entscheidungen, viele davon gegen den HSVH, keine erkennbare Linie. Der Ärger über die Referees war den Hamburgern anzumerken, aber sie hielten sich mit Kritik zurück. In ihnen brodelte es. Das war spürbar. Unter dem Strich bleibt aber festzuhalten: Mit einer halbwegs normalen Chancenverwertung hätten sie das Spiel gewonnen.

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Viel Zeit, die Partie zu verdauen, aufzuarbeiten und die Akkus aufzuladen, bleibt nicht. Am Dienstagabend kommt Champions-League-Sieger SC Magdeburg in Barclays Arena (20.30 Uhr). Alles andere als ein Duell, das Aussicht auf Erfolg bietet. „Da wird mir schon ein bisschen angst und bange“, so Jansen. „Aber vielleicht ist das ja auch ganz gut. Da haben wir nicht nur nichts zu verlieren, sondern gar nichts.“

Bestätigt: Andreas Magaard fällt bis Saisonende aus

Unterdessen hat sich bestätigt, dass Kreisläufer Andreas Magaard wie befürchtet bis Saisonende ausfallen wird. Der Däne hat sich im Auswärtsspiel in Gummersbach einen Kreuzband- und Meniskusriss zugezogen und ist bereits operiert worden. Das teilte der Verein jetzt offiziell mit. Auch Nachwuchsspieler Max Niemann wird in den kommenden Wochen aufgrund einer Innenbandverletzung fehlen.

Tore HSVH: Mortensen (7/3), Weller (5), Baijens (4), Andersen (3), Tissier (3), Lassen (3), Valiullin (2), Ilic (1)

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