Genervte Führungsspieler: Bei St. Pauli steht die Harmonie auf dem Prüfstand
Für ein paar Wochen hatte man den Eindruck, beim FC St. Pauli wachse nach anfänglichen Problemen etwas zusammen. Zwei Siege vor Weihnachten, eine gelungene Vorbereitung und eine gefühlt gute Atmosphäre sorgten für ein positives Bild nach außen. Doch das bröckelt inzwischen bereits wieder, es gibt erste Härtefälle, Unzufriedenheit und Diskussionen.
Harmonie hieß das Zauberwort. Harmonie hatte man ausgemacht im Trainingslager in Spanien, als vieles darauf hindeutete, dass aus einer einst viel zu großen Ansammlung an Profis eine Einheit werden könnte. Jos Luhukay aber hatte schon unter der Sonne Valencias auf die Euphoriebremse getreten: Erst zu Hause, wenn Startelf und Kader bekannt gegeben würden, stelle sich heraus, wie weit es mit der Harmonie her sei. Im Zweifelsfall müssten die Routiniers dafür sorgen, dass es ruhig bleibt, Störungen im Keim ersticken.
Philipp Ziereis auch im Falle der Personalnot ohne Einsatz
Bei Routinier Philipp Ziereis keimte zuletzt die Erkenntnis, dass es schwer wird, in die Startelf zu kommen. Der 26-Jährige, in seinem siebten Jahr auf dem Kiez, ist im Ranking der Innenverteidiger auf Position drei zurückgefallen, weil Luhukay Daniel Buballa zum zentralen Abwehrspieler umgeschult hat. So weit noch nachvollziehbar, seit dem Stuttgart-Spiel aber brisant: Durch Luca Zanders Ausfall und den Wechsel von Sebastian Ohlsson auf die rechte Seite wurde die Position des Linksverteidigers vakant.
Matt Penney enttäuscht erneut in der St. Pauli-Startelf
Luhukay ließ Matt Penney dort spielen und beließ Buballa, den einstigen Stamm-Linksverteidiger, im Zentrum. Penney spielte nicht zum ersten Mal schwach (MOPO-Note 5,5), hätte spätestens zur Pause rausgemusst, leitete so aber spät mit einem dummen Ballverlust den Stuttgarter Ausgleich ein. Eine logische Alternative für die Startelf wäre gewesen: Buballa auf links, Ziereis ins Zentrum. Doch der schmorte bis in die Nachspielzeit hinein auf der Bank, kam erst Sekunden vor Schluss zur Absicherung des Remis.
Philipp Ziereis war sich mit Bochum über einen Wechsel einig
Frustrierend für Ziereis, der beim Jahresauftakt in Fürth noch nicht einmal im Kader gestanden hatte – und im Winter angesichts seiner Reservistenrolle wegwollte. Ziereis, in Hamburg zu einem Mann mit klarer Kante gereift, hatte um Freigabe gebeten, die ihm aber nicht erteilt wurde. Dabei war er sich laut „Kicker“ schon mit Liga-Rivale Bochum über einen Wechsel einig. Nach MOPO-Informationen gab es auch Interessenten aus dem Ausland.
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Darum stoppte Andreas Bornemann den Ziereis-Transfer
„Philipp ist beim Trainer und mir vorstellig geworden und hat uns geschildert, dass er mit seiner Situation nicht zufrieden ist, sich mehr Einsatzzeiten wünscht“, bestätigt Bornemann der MOPO. Man habe „grundsätzliches Verständnis“, aber nach Mats Möller Daehli keinen weiteren „potenziellen Kandidaten für die erste Elf“ abgeben wollen, schon gar nicht an einen Keller-Konkurrenten.
Bevorzugung von Penney gegenüber Kalla sorgt für Unverständnis
Die Personalie Penney ist weiterhin Thema. Nicht nur in Fan-Kreisen, auch im Verein wächst das Unverständnis darüber, dass Luhukay trotz wiederholt schwacher Auftritte auf seinen Wunschspieler (kennen sich aus Sheffield) setzt, der den sportlichen Aufgaben zu selten gewachsen ist. Heikel ist zudem das Signal, das an einen gestandenen Spieler wie Jan-Philipp Kalla ausgesendet wird, der eine Alternative für links hinten ist – und anders als Penney nicht ausgeliehen, sondern ein St. Pauli-Urgestein.
Marvin Knoll spielt zurzeit überhaupt keine Rolle
Auch ein anderer erfahrener Spieler hat derzeit einen schweren Stand: Marvin Knoll. Der einstige Stammspieler und Leistungsträger ist bei Luhukay derzeit maximal zweite Wahl – und das bekam am Sonnabend jeder zu sehen: Während sich alle übrigen Ersatzspieler früh in der zweiten Hälfte zum Warmmachen begaben, blieb Knoll als einziger auf der Bank, stieß erst später dazu. Im neuen Jahr hat er keine Minute gespielt.
Dimitrios Diamantakos ist nur noch Stürmer Nummer vier
Das gilt auch für Dimitrios Diamantakos, zu Saisonbeginn Stürmer Nummer eins und mit sechs Treffern bester Torschütze. Derzeit ist der Grieche, der sich in der Winterpause offen für einen vorzeitigen Wechsel gezeigt hatte (MOPO berichtete), hinter Henk Veerman, Viktor Gyökeres und dem zuletzt zweimal eingewechselten Borys Tashchy nur Stürmer Nummer vier.
Klare Ansage von Sportchef Andreas Bornemann
Bornemann fordert in der MOPO: „Jeder Spieler muss sich bei uns der Konkurrenzsituation stellen.“