Giulia Gwinn schaut beim Laufen zum Boden

Das Team von DFB-Kapitänin Giulia Gwinn zeigte am Dienstag zwei Gesichter. Foto: IMAGO/DeFodi Images

„Zweimal sprachlos“: DFB-Frauen machen den Bundestrainer fertig

Diese Fußballerinnen machen Christian Wück fertig. Dass das Nationalteam auf dem Weg zur Europameisterschaft im Juli in der Schweiz nicht so weit ist, wie von ihm erhofft, hatte der Bundestrainer schon zuvor eingeräumt. Gegen Schottland aber eine so grottige erste Halbzeit hinzulegen, um danach einen 6:1-Kantersieg zu feiern: Das ließ den 51-Jährigen selbstkritisch und ratlos zurück.

„Das kreide ich mir an, dass wir es da nicht hinbekommen haben, diese Galligkeit zu 100 Prozent in die Spielerinnen reinzubekommen“, sagte Wück nach der Nations-League-Partie in Wolfsburg. Direkt nach dem Abpfiff stand er kopfschüttelnd vor der ARD-Kamera und meinte: „Die Mädels haben mich heute zweimal sprachlos gemacht, einmal in der ersten Halbzeit, einmal in der zweiten Halbzeit. Wie man so zwei Gesichter zeigen kann mit nahezu der gleichen Truppe, das ist schon außergewöhnlich.“

„Zwei Gesichter“: DFB-Team spielt wie eine Wundertüte

Beim 4:0 im Hinspiel vier Tage zuvor in Dundee war es schon in eine ähnliche Richtung gegangen – und das macht die DFB-Frauen mit Blick auf die EM zu einer Wundertüte. So nahm der turniererfahrene Wück – 2023 Europameister und Weltmeister mit der männlichen U17 – „einige Erkenntnisse“ mit in die beiden letzten Länderspiele vor dem Saisonhöhepunkt.

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Bei der „Leistungsexplosion“ nach der Pause drängten sich Selina Cerci von der TSG Hoffenheim mit ihrem Hattrick und Giovanna Hoffmann von RB Leipzig mit ihren beiden Toren als Alternativen in der Offensive auf – wenn es mit den etablierten Klara Bühl, Lea Schüller und Jule Brand mal nicht läuft.

Sonderlob von DFB-Coach Wück für Cerci und Hoffmann

Als „geborene Mittelstürmerin“ mit Fähigkeiten in der Box und im Bälle verteilen lobte Wück Hoffmann. Cerci durfte den Spielball mit nach Hause nehmen und meinte strahlend: „Ich hoffe, dass die eine oder andere Spielerin noch was draufschreibt, damit ich mir den zu Hause schön hinpacken kann als Motivation für die EM.“

Auch die 24-Jährige brauchte laut Bundestrainer unheimlich viel Zeit, um ins Spiel reinzukommen, aber: „Sie hat ein sehr gutes Kopfballspiel, sie ist schnell, sie geht gerne ins eins gegen eins und kann sich da durchsetzen. Und sie kann Tore machen.“ Laura Freigang glänzte noch mit einem kunstvollen Treffer per Hacke. Als Nummer 10 ging sie aber in der ersten Halbzeit ebenfalls unter.

Deutsche Spielmacherin Laura Freigang ist „sorgenfrei“

Auch die Frankfurterin sucht noch den „Schlüssel“, wie die DFB-Spielerinnen über 90 Minuten konstant auftreten können: „Das fängt bei den Zweikämpfen an.“ Am Ende aber jubelte Freigang ebenso wie ihre Mitspielerinnen und die 16.102 Zuschauer im Wolfsburger Stadion über den Torreigen.

DFB-Nationalspielerin Selina Cerci schoss gegen Schottland einen Hattrick in 25 Minuten. IMAGO/Gabor Baumgarten
Selina Cerci jubelt mit dem Ball in der Hand
DFB-Nationalspielerin Selina Cerci schoss gegen Schottland einen Hattrick in 25 Minuten.

„Ich glaube, unsere Decke ist sehr hoch. Wenn wir einen guten Fußball spielen, dann muss man wirklich mit uns rechnen – und zwar gegen jeden Gegner“, erklärte die 27-Jährige. „Wir sind schon öfter mal zu einem Turnier gefahren und man hat nicht mit uns gerechnet, und dann kam etwas Gutes dabei raus. Ob das die Europameisterschaft oder bei Olympia war. Ich bin da sorgenfrei.“

Bundestrainer Wück plagen große Probleme in der Abwehr

Ihr Chefcoach ist das nicht. Wück bleiben nur noch die beiden Nations-League-Partien am 30. Mai in Bremen gegen die Niederlande und am 3. Juni in Wien gegen Österreich, bevor es am 4. Juli bei der EM gegen Polen losgeht. Weitere anspruchsvolle Gruppengegner sind Schweden und Dänemark.

Wück will angesichts der schwierigen Suche nach Konstanz versuchen, sein Team ein paar Tage früher als geplant im Juni in Herzogenaurach zur Vorbereitung zusammenzuziehen. Wobei die Zeit aus seiner Sicht reiche. „Die richtigen Spielerinnen zu finden“, das sei das größte Problem, erklärte der frühere Bundesliga-Profi. Er verwies auf die stark dezimierte Abwehr mit Verletzten wie Kathrin Hendrich und Rebecca Knaak und wenig Alternativen.

Nur noch zwei Innenverteidigerinnen blieben übrig

Als Innenverteidigerinnen blieben in der Volkswagen Arena nur Janina Minge und Sophia Kleinherne – „mehr haben wir nicht. Wir haben nicht die Möglichkeit, uns in der Defensive einzuspielen.“

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Auch mit Blick auf Münchens Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf, die nach ihrem Kreuzbandriss noch auf eine EM-Teilnahme hofft, sagte Wück: „Wir werden auf Spielerinnen vertrauen müssen, die vielleicht maximal noch ein Spiel machen können. Wenn wir sie mitnehmen.“ (dpa/abl)

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