Wut-Rede von Reals Ancelotti vor Clásico: „Dann holt einen anderen Trainer!“
Der Clásico um den Pott: Am Samstag spielt Real Madrid gegen den FC Barcelona im Pokal-Finale von Sevilla (22 Uhr, Sportdigital live) – dabei steht Trainer Carlo Ancelotti massiv unter Druck. Die spanische Presse spekuliert seit Wochen über einen möglichen Rauswurf des 64-Jährigen – und das, obwohl Ancelotti in der Vorsaison mit Real das Double aus Meisterschaft und Champions League gewann.
Längst wird in Madrid heiß diskutiert, ob Ancelotti im Sommer gehen muss. Hauptvorwurf: Sein Führungsstil sei zu weich. In der Pressekonferenz vor dem Getafe-Spiel reagierte Ancelotti darauf. Er erklärte in deutlichen Worten: „Ich bin nicht in der Lage, die Peitsche zu benutzen. Dann holt einen anderen Trainer! Für mich ist das nicht der richtige Weg. Für mich geht es darum, mit Menschen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten und dafür muss man respektiert werden. Ein Fußballer ist nicht nur ein Fußballer, sondern auch ein Mensch.“
Der Italiener ergänzte: „Ich versuche, meine Beziehungen zu den Menschen so zu gestalten, wie ich bin. In einer Beziehung geht es darum, dass man zeigt, wie man wirklich ist. Glauben Sie, ich war in dieser Saison noch nie wütend? Ich war schon oft wütend.“
Güler und Courtois retten Real Madrid
Bei der Generalprobe gegen defensiv eingestellte Gastgeber vom FC Getafe reichte am Mittwochabend am Ende ein bisschen Glück und die Weltklasseleistung von Torhüter Thibaut Courtois zum 1:0-Auswärtssieg. Der Treffer fiel nach 21 Minuten durch den 20-jährigen Hoffnungsträger Arda Güler, dessen strammer Fernschuss von Getafe-Keeper David Soria nicht optimal abgewehrt wurde. Courtois verhinderte im weiteren Verlauf mehrfach den Ausgleich und sicherte so den knappen Vorsprung.

Ancelotti nutzte die Partie auch, um für das Pokalfinale zu schonen und durchzuwechseln: Nationalverteidiger Antonio Rüdiger saß die gesamten 90 Minuten auf der Bank, Jude Bellingham wurde nur eingewechselt, und auch andere Schlüsselspieler erhielten Pausen. Mit nun vier Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Barcelona bleibt Real aber in der Liga im Meisterrennen und hofft auf den direkten Clásico am 11. Mai, um den Druck auf die Katalanen noch einmal zu erhöhen.
Flicks Barcelona könnte den „Todesstoß“ versetzen
Ausgerechnet Barcelonas Trainer Hansi Flick, der in dieser Saison bereits zweimal überragende Siege gegen Ancelottis Mannschaft gefeiert hat (4:0 in der Liga, 5:2 im spanischen Supercup), nahm in Sevilla seinem Kollegen unter Schutz. „Carlo ist einer der besten Trainer der Welt, ein Gentleman. Ich finde es nicht schön, die Kritik an ihm zu sehen“, sagte Flick. Doch hinter den freundlichen Worten lauert die Tatsache, dass ein Sieg im Copa-Finale nicht nur Barças erster größerer Titel unter Flick wäre, sondern auch Ancelotti den „Todesstoß“ versetzen könnte so titelte es die Sportzeitung „El Mundo Deportivo“.

Flick selbst hat wenig zu verlieren: Mit Barcelona steht er dicht vor der Meisterschaft und kämpft noch um die Champions League. Ein Sextuple wie 2020 mit Bayern wird es zwar nicht, doch die Hoffnung auf mindestens zwei Titel ist groß. Für Ancelotti hingegen könnte das Endspiel in Sevilla eines der letzten Spiele als Real-Trainer sein: Sollte auch diese letzte realistische Titelchance platzen, wird in Madrid längst über eine Nachfolge diskutiert.
Ersetzt Xabi Alonso Carlo Ancelotti als Real-Trainer?
Xabi Alonso, derzeit Coach bei Bayer Leverkusen, gilt als Top-Kandidat. Leverkusen-Geschäftsführer Fernando Carro forderte „Es ist wichtig, in den nächsten Wochen schnell Klarheit zu haben. Das weiß Xabi.“
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Erst zum achten Mal in 123 Jahren gibt es einen Clásico im Pokalfinale, erstmals seit 2014. Die bisherige Bilanz spricht knapp für Real: vier Siege gegen drei Barcelona Siege. Für Ancelotti geht es um seinen 16. Titel mit Real Madrid, kein Coach hat für den Weltklub mehr Trophäen geholt. (dpa/sid/abl)
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