Werder-Kapitän Friedl zählt Teamkollegen an: „Das stinkt mir“
Nach der vierten Niederlage nacheinander war Werder Bremens Kapitän Marco Friedl angefressen. Nicht allein das 0:2 gegen den VfL Wolfsburg hatte dem Österreicher am Samstag die vorösterliche Laune verdorben. Noch mehr regte ihn die Art und Weise auf, wie die Mannschaft seit einigen Wochen in der Fußball-Bundesliga agiert.
„Unterm Strich war es einfach viel zu wenig, um ein Bundesligaspiel gewinnen zu können“, sagte der 26-Jährige. „Wir schenken es die Wochen zu sehr her. Das stinkt mir schon generell.“ Er machte eine Ansage an seine Mitspieler: „Das nervt mich in der Mannschaft, dass sie das so locker hinnehmen und sagen, es geht ja nur darum, in der Liga zu bleiben.“ Und er machte deutlich: „Jedes Jahr um die goldene Ananas zu spielen, interessiert mich eigentlich auch nicht.“
Auch Trainer Werner schimpft über eigene Leistung
Ähnlich deutlich wurde auch Trainer Ole Werner. Er klagte über fehlende Konsequenz, mangelnde Aufmerksamkeit und Schlampigkeiten. „Das zeigt aktuell, wie wir in Spielen spielen. In vielen Sachen in den ersten 35 Minuten war das ordentlich. Aber ordentlich reicht nicht, um Punkte zu holen. Nicht für uns, nicht in dieser Liga“, sagte er.
Drei Torchancen hatten die Bremer ungenutzt gelassen. Die Rote Karte für Anthony Jung (43.) und der Rückstand durch Maxence Lacroix (45.+4) in der Schlussphase der ersten Halbzeit, brachten Werder komplett vom Kurs ab. Als Lacroix (76.) wie Jung Rot nach einer Notbremse sah, wuchs noch einmal die Hoffnung bei den Gastgebern. Doch Wolfsburgs Lovro Majer (84.) machte nach einem Fehler im Bremer Aufbauspiel alles klar für den VfL.
Noch nach dem 22. Spieltag Mitte Februar hatten die Bremer auf dem siebten Tabellenplatz gelegen und die Europapokal-Plätze ins Visier genommen. Nach fünf sieglosen Spielen sind sie von Europa weit weg. Immerhin sind die Hanseaten sieben Spieltage vor dem Saisonende mit 30 Punkten noch beruhigend entfernt von der Abstiegszone.
Doch sollte sich der Trend in den nächsten Partien bei Eintracht Frankfurt, beim Tabellenersten Bayer Leverkusen oder gegen den VfB Stuttgart fortsetzen, könnte es auch noch einmal eng werden.
Kommt es noch zu akuter Abstiegsangst in Bremen?
Erinnerungen an die Abstiegssaison 2020/21 drängen sich auf: Damals hatten die Bremer 30 Zähler nach 24 Spieltagen und waren elf Punkte vom Relegationsplatz entfernt. In den restlichen zehn Partien kam nur noch ein Punkt dazu. Die Folge: Platz 17 und der Abstieg. „Wir unterschätzen nichts“, sagte Clemens Fritz als Leiter Profifußball. „Wir können uns auch auf nichts ausruhen, und wir wissen, dass wir noch Punkte brauchen.“ Wichtig sei es, „dass wir als Gruppe zusammenbleiben“.
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Dass es so dramatisch wie vor drei Jahren noch einmal wird, denkt der zuletzt verletzte Abwehrchef Friedl nicht. „Ich glaube, dass nicht alle drei dahinten 30 Punkte holen“, sagte er. Es sei nicht zwar nicht der Anspruch gewesen, um die Europapokal-Plätze zu spielen. „Es geht aber darum, wenn du dich da oben festsetzen kannst, warum schenkst du das dann so schnell her.“ (dpa/lmm)