Nuri Sahin guckt verzweifelt an der Seitenlinie

Zum Verzweifeln: Nuri Sahin und der BVB konnten sich in Frankfurt nicht aus der Krise befreien. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Michael Probst

War es das für Sahin? BVB verliert bei Marmoush-Abschied – Entscheidung gefallen

Die Krise wird größer, der Trainerstuhl von Nuri Sahin wackliger: Borussia Dortmund hat auch das dritte Spiel des Jahres verloren und rutscht nach dem 0:2 (0:1) bei Eintracht Frankfurt immer tiefer in den Schlamassel. Während die Hessen auch ohne den abwanderungswilligen Topstürmer Omar Marmoush überzeugten, leistet sich der BVB drei Tage nach dem peinlichen 2:4 in Kiel den nächsten Ausrutscher. War es das für Sahin? Die Entscheidung verkündete einer der Bosse nach Abpfiff – und nach einem emotionalen Marmoush-Abschied.

Marmoush fehlte wegen des bevorstehenden Transfers zu Manchester City im Kader der Frankfurter, die sich davon aber unbeeindruckt zeigten: Hugo Ekitiké (18.) und Oscar Höjlund (90.+2) sorgten für den dritten Sieg im dritten Spiel des Jahres. Während die Adlerträger Rang drei zementierten, muss Dortmund weiter mit dem tristen Tabellenmittelfeld vorliebnehmen.

Dortmund nach dem 0:2 in Frankfurt weiterhin in der Krise

Dortmund-Coach Nuri Sahin hatte sich vor Spielbeginn bei DAZN noch optimistisch gezeigt: „Mit jeder Stunde nach dem Kiel-Spiel war meine Stimmung deutlich besser, wir wollen nach vorne schauen.“ Im Vergleich zu der desolaten Vorstellung im hohen Norden am Dienstag nahm der 36-Jährige nur zwei Veränderungen in der Startelf vor, für Marcel Sabitzer und Julien Duranville rückten Pascal Groß (nach Rotsperre) und Waldemar Anton ins Team.



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Das Spiel begann mit Großchancen auf beiden Seiten: Nach rund einer Minute hatte Hugo Larsson nach einem Abspielfehler von Gregor Kobel die Führung für Frankfurt auf dem Fuß, doch der BVB-Schlussmann machte seinen Fauxpas per Fußabwehr wieder wett. Auf der Gegenseite scheiterte Serhou Guirassy mit einem Kopfball am Pfosten (9.).

Frankfurt im Elfmeter-Glück – dann trifft Höjlund zum 2:0

Der BVB war vor 58.000 Zuschauern auf Kontrolle bedacht, Frankfurt präsentierte sich aktiver – und startete in Person von Rasmus Kristensen nach gut einer Viertelstunde ein Überfallkommando, das Ekitiké aus kurzer Distanz zur Führung vollendete. Die Hausherren blieben mit ihren schnellen Gegenstößen auch danach brandgefährlich und erarbeiteten sich durch Ansgar Knauff (22.), Ekitiké (34.) und Nathaniel Brown (37.) weitere Einschussmöglichkeiten. Dortmund hingegen fand in der Offensive nur selten Zugriff. 

Zu Beginn der zweiten Halbzeit verbuchten die Westfalen dann deutlich mehr Spielanteile, wurden zunehmend drückender und näherten sich durch den eingewechselten Yan Couto (50.), Jamie Gittens (58.) und Guirassy (61.) dem SGE-Gehäuse an. Der BVB schien dem Ausgleich näher zu kommen, doch zwingende Chancen wusste die weitestgehend stabile Frankfurter Defensive weiterhin zu verhindern.

Ex-St. Pauli-Profi Marmoush sagt bei der Eintracht tschüs

Glück hatte die Eintracht allerdings, als Arthur Theate im Strafraum Guirassy aufhielt, ein Elfmeterpfiff aber ausblieb (85.). „Wenn es scheiße läuft, kriegst du auch solche Dinger nicht gepfiffen“, sagte BVB-Profi Groß nach der Partie bei DAZN. Höjlund machte dann mit seinem ersten Bundesligator in der Schlussphase alles klar.

Omar Marmoush war nicht mehr im SGE–Kader – ließ sich nach dem Sieg aber von den Fans noch einmal feiern. imago images/HMB-Media
Omar Marmoush legt seine Hand vor den Frankfurt-Fans auf sein Herz
Omar Marmoush war nicht mehr im SGE–Kader – ließ sich nach dem Sieg aber von den Fans noch einmal feiern.

In der Offensive verstand es das Team von Trainer Dino Toppmöller nach wie vor, durch schnelles Direktspiel in Tornähe zu gelangen – dort fehlte aber Marmoush. Der Ägypter wird aller Wahrscheinlichkeit nach in Richtung England wechseln. „Es ist City, mit denen wir seit ein, zwei Tagen im engeren Austausch sind“, bestätigte Sportvorstand Markus Krösche vor dem Spiel bei DAZN: „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr hoch, dass er uns verlässt.“

„Sahin raus“: Eintracht-Fans reagieren mit Häme nach Sieg

Nach dem Heimsieg kam Marmoush noch einmal auf den den Platz, nahm seine Teamkollegen und die Mitglieder des SGE-Staffs in den Arm. Schließlich ging es für den scheidenden Stürmer noch einmal vor die Frankfurter Kurve, die ihn frenetisch feierte. Für den Ex-St. Pauli-Profi wurde es ein emotionaler, aber gelungener Abschied. Bei Marmoush flossen am Ende sogar trennen. „Es ist immer schade, wenn ein Spieler geht“, sagte Frankfurts Spielmacher Mario Götze bei DAZN. „Aber wir freuen uns alle für Omar.“ Keeper Kevin Trapp ergänzte: „Omar hat sich das verdient. Das wird ihm keiner übelnehmen.“

Und die BVB-Profis? Nachdem sie sich schon unter der Woche in Kiel einiges von den Dortmunder Ultras hatten anhören lassen müssen, schlug ihnen beim Gang vor die Auswärtskurve am Freitagabend erneut viel Wut entgegen. Nach wenigen Momenten schickte Kapitän Emre Can seine Teams in die Katakomben. „Wir konnten wieder kein Ergebnis erzielen“, sagte Nationalspieler Groß wenig später bei DAZN. „Die Leistung war okay“, ergänzte er mit Blick auf die zweite Hälfte. „Aber das sollte Standard sein. Im Endeffekt können wir uns davon auch nichts kaufen.“ Dem Trainer, der nach der nächsten Pleite wortlos die Treppen in Richtung Kabine hinabstieg, geht es genauso. Die SGE-Fans ließen sich die hämischen „Sahin raus“-Sprechchöre nicht nehmen.

BVB-Boss Kehl spricht Nuri Sahin das Vertrauen weiter aus

Aber: Sahin wird trotz des neuerlichen Rückschlags BVB-Coach bleiben. „Wir haben uns vorgenommen, eine Reaktion zu zeigen und vor allem ein Ergebnis einzufahren. Das haben wir heute wieder nicht geschafft. Natürlich wirft das Fragen auf und die Kritik wird größer werden“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl eine halbe Stunde nach dem Spielende zunächst bei DAZN. „Am Ende stehen wir mit leeren Händen da. Das ist sehr enttäuschend.“

Deshalb habe man in Dortmund nun „Fragen zu beantworten“, so der 44-Jährige – dann aber ergänzte Kehl mit Blick auf die Trainerfrage: „Wir werden weitermachen in dieser Konstellation. Das Vertrauen hat Nuri. Wir werden trotzdem versuchen, jedes Spiel für sich zu sehen.“ Schon das nächste sollte sitzen. Das weiß Sahin.

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„Die Argumente sind Leistung und Ergebnisse“, sagte der Coach selbst, ohne Mitleid einzufordern. „Ich brauche nicht alle drei Tage eine Bestätigung, dass ich im Amt bleibe. Ich weiß, wie das Geschäft läuft.“ Und BVB-intern sei man ohnehin sehr kritisch. „Wir wissen um die Lage, wir wissen um die Situation“, so Sahin. „Aber dass ich eine Schulter brauche, um mich auszuheulen – um Gottes Willen. Ich weiß schon, was für einen Job ich mache.“ (sid/mp)

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