• Drei Wochen nach den rassistischen Beleidigungen gegen ihn sieht Jordan Torunarigha sich erneut mit dem Thema konfrontiert.
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Unfassbare Aussagen: Wissenschaftler schockiert mit Rassismus-Kommentar

Berlin –

Es war zuletzt das tonangebende Thema im deutschen Fußball: Nach rassistischen Beleidigungen im Pokalspiel zwischen Schalke 04 und Hertha BSC hatte Hertha-Verteidiger Jordan Torunarigha (22) mit Tränen in den Augen auf dem Platz gestanden (hier lesen Sie mehr).

Daraufhin war eine Rassismus-Debatte ausgebrochen. Zahlreiche Spieler hatten klar Stellung bezogen, nicht zuletzt ging es auch um die Frage, ob angefeindete Spieler den Platz verlassen, eventuell auch Begegnungen abgebrochen werden sollten. Drei Wochen nach dem Vorfall nimmt die Diskussion nun noch einmal Fahrt auf.

Stefan Chatrath: „Fußballer müssen Beleidigungen aushalten“

Grund dafür sind die unfassbaren Aussagen von Prof. D. Stefan Chatrath, seines Zeichens Studiengangsleiter für Sport und Event-Management an der University of Applied Sciences Europe in Berlin. Der Wissenschaftler, der selbst zuvor bei Hertha BSC und weiteren Berliner Spitzenmannschaften mitgewirkt hat, verharmloste den Rassismus-Fall der jüngsten Vergangenheit in einem Text auf der Website „novo-argumente.com“, der mittlerweile nicht mehr verfügbar ist, als alltäglich und Teil des Geschäfts.

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Als Zeichen gegen Rassismus spielten die Hertha-Profis im Spiel gegen den FSV Mainz 05 mit einem Strich auf der Wange.

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„Fußballer, die professionell spielen, müssen Beleidigungen aushalten, das gehört dazu“, so der Stellvertretender Vorsitzender der wissenschaftlichen Kommission des Landessportbundes Berlin in seinen fragwürdigen Ausführungen. „Ja, das mag wehtun“, gestand Chatrath dem Betroffenen zu, in einem Fußballstadion sei es aber ja an der Tagesordnung, „dass der Gegner mit Spott und Häme überzogen wird.“

Jordan Torunarigha: „Selten sowas Dummes gelesen!“

Schamlos – und noch nicht das Ende des unsäglichen Wissenschaftler-Kommentars, der auch Torunarighas Verhalten explizit kritisierte. Der Sportmarketing-Experte sprach von einer „emotionalen Überreaktion von Jordan Torunarigha“ und fragte im Folgenden zu allem Überfluss dreist: „Wäre es nicht möglich, dass Jordan Torunarigha sich verhört hat?“

Als Faustregel für den Sport hielt Chatrath zuletzt fest, für ihn sei „alles erlaubt, solange der gegnerische Spieler physisch nicht so stark geschädigt wird, dass er ausgewechselt werden muss“. Ein Schlag ins Gesicht aller Opfer von rassistischen Äußerungen in Fußballstadien – insbesondere des Hertha-Verteidigers selbst. Der deutsche U21-Nationalspieler teilte den Link zum Text auf Twitter und urteilte: „Selten sowas Dummes gelesen!“

Landessportbund Berlin schmeißt Konsequenzen Stefan Chatrath ruas

Eine Meinung, die Thomas Härtel, Vorsitzender des Berliner Landessportbundes, offenbar teilt. In einem offiziellen Statement schrieb er, die Äußerungen seien unvereinbar mit dem Leitbild des Landessportbunds Berlin und sprach sich „gegen jegliche Form von Diskriminierung, Extremismus, Gewalt und Missbrauch“ aus. Dafür sei in der Gesellschaft nirgendwo Platz, „auch auf keinem Fußballplatz“.

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Für Prof. Dr. Chatrath wurden die eigenen Aussagen auch darüber hinaus zum Verhängnis. „Wir haben Herrn Chatrath mit sofortiger Wirkung von allen Lehrtätigkeiten entbunden“, sagte Prof. Dr. Wolfgang Merkle von der University of Applied Sciences Europe. (dpa/bl)

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