• Mit der Hand als Mundschutz: So feiert Pablo Gállego ein Tor für seinen Klub Managua FC
  • Foto: Instagram/pablogallego7

Trotz Corona: Spinnen die? In meiner Heimat wird noch Fußball gespielt

Trotz der Coronavirus-Pandemie rollt in Weißrussland der Fußball. Dafür hagelt es Kritik. Denn alle anderen europäischen Länder haben den Spielbetrieb ihrer Ligen eingestellt, um Profis und vor allem Zuschauer zu schützen. Auch in Nord-, Mittel- und Südamerika wird aktuell nicht gekickt. Mit einer Ausnahme: In Nicaragua, dem Mutterland von MOPO-Reporter Lars Albrecht, läuft die erste Liga fröhlich weiter. Spinnen die?

Bei Anbietern von Fußballwetten ist das kleine mittelamerikanische Land Nicaragua (6,2 Millionen Einwohner) plötzlich der Renner. Gerade hat Spitzenreiter Managua FC aus der Hauptstadt den Verfolger Diriangén FC mit 2:1 geschlagen. Immerhin, Fans waren nicht mehr dabei, die Spiele werden mittlerweile als Geisterspiele vor leeren Rängen ausgetragen.

Nicaragua: Erste Fußball-Liga läuft trotz Corona weiter

Die Spieler von Diriangén waren übrigens die einzigen von insgesamt zehn Erstliga-Teams, die öffentlich gegen die Fortsetzung des Spielbetriebes protestiert haben. Auf den Platz mussten sie trotzdem.

Managua FC

Die Mannschaft von Nicaraguas Spitzenreiter Managua FC vor leeren Rängen

Foto:

Twitter/Managua FC

„Es wird keiner gezwungen zu spielen“, behauptet Pablo Gállego vom Managua FC. Der 26-jährige Spanier ist einer der wenigen Ausländer in der Liga. Er fühle sich aktuell sicher in Nicaragua und mache sich mehr Sorgen über die Lage in seinem Heimatland. Gállego: „Warum sollten wir die Liga abbrechen, wenn keine Gefahr herrscht?“ Ein Tor feierte er übrigens mit einer Hand vor dem Mund, quasi als Mundschutz.

Managua-Profi Pablo Gállego feiert Tor mit Mundschutz-Geste

Woher kommt diese Ignoranz? Von ganz oben! Das autoritär regierende Regime von Daniel Ortega hat weder die Schulen geschlossen noch das Geschäftsleben eingeschränkt. Offiziell sind nur vier Infizierte und ein Todesfall in Zusammenhang mit dem Coronavirus bekannt. Dass die Dunkelziffer in dem armen Land, in dem es für die Bevölkerung kaum Zugang zu Ärzten gibt, deutlich höher ist, liegt auf der Hand.

Nicaraguas Gesundheitssystem ist für eine Ausbreitung der akuten Lungenkrankheit überhaupt nicht gerüstet. Die letzten deutschen Touristen sollen mit Hilfe der Bundesregierung Anfang April aus Nicaragua, einem beliebten Urlaubsziel, nach Hause geflogen werden.

In der ersten Fußball-Liga sind derweil für diesen Mittwoch die nächsten Spiele angesetzt. Ja, die spinnen!

 Lars Albrecht in Nicaragua

MOPO-Reporter Lars Albrecht bei einem Besuch 2005 in Nicaragua, der Heimat seiner Mutter

Foto:

Lars Albrecht

Zum Autor: Die Mutter von Lars Albrecht (39), dem stellvertretenden MOPO-Sportchef, kommt wie seine drei Geschwister gebürtig aus Nicaragua. Sie bleibt wegen der Corona-Krise natürlich aktuell zu Hause in Seevetal.

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