Teenager schießt Inter Mailand ab! Paris feiert Champions-League-Party in München
Paris ist die Stadt der Liebe, Paris St. Germain wird dagegen von vielen Fans nicht gerade geliebt. Aber dank PSG ist Paris jetzt auch die Stadt des Fußballs. Mit dem 5:0-Kantersieg gegen Inter Mailand sicherten sich die Franzosen in München auf souveräne Weise die lang ersehnte Champions-League-Trophäe.
Ohne Lionel Messi, ohne Neymar, ohne Kylian Mbappé – gemessen an den zügellosen milliardenschweren Investitionen der katarischen Besitzer ist PSG fast mit einer Mannschaft der Namenlosen ans Ziel gelangt. Befreit von der Bürde eines Weltstar-Ensembles spielte das Team von Trainer Luis Enrique in der bayerischen Hauptstadt von Anfang an forsch auf und belohnte sich früh.

Als Inter-Verteidiger Federico Dimarco am eigenen Torraum herumirrte und so das Abseits aufhob, spielte Vitinha auf Désiré Doué, der wiederum auf den nun völlig freien Achraf Hakimi querlegte. „Neymar hätte nicht abgegeben, sondern selbst geschossen“, mochte dem einen oder anderen PSG-Fan kurz durch den Kopf geschossen sein. Dann war aber schon Zeit zu jubeln. Der ehemalige Mailänder Hakimi hatte keine Probleme, den Ball nach zwölf Minuten im Tor unterzubringen. Hakimi hob nach seinem Tor entschuldigend die Hände, weil er gegen sein altes Team getroffen hatte. Es hätte aber auch eine beschwichtigende Geste sein können: Was jubelt ihr mir so sehr zu, wenn der Gegner es uns so leicht macht?
Dimarco verschuldet die beiden ersten Tore
Denn das tat Inter. Dimarco wurde endgültig zum Unglücksraben, als er sich den Ball abluchsen ließ, die Pariser damit zu einem schnellen Konter einlud und dann auch noch den Schuss von Doué unhaltbar für den einstigen Münchner Keeper Yann Sommer abfälschte – 2:0 für PSG nach gerade 20 Minuten. Es war die schnellste Zwei-Tore-Finalführung im Meisterpokal seit der allerersten Austragung. 1956 lag Stade de Reims schon nach zehn Minuten mit 2:0 gegen Real Madrid vorn, verlor dann aber doch noch 3:4 – in Paris übrigens.

Die Mailänder hatten aber keinen Alfredo Di Stéfano in ihren Reihen, der vor 69 Jahren das Ruder für Real herumriss. Von der Form aus den epischen Halbfinals gegen Barcelona (3:3, 4:3) war das Team um Mittelfeldspieler Hakan Calhanoglu weit entfernt. Auch der ehemalige HSVer konnte keine Akzente setzen, seine Mitspieler Francesco Acerbi (23.) und Marcus Thuram (37.) verpassten die einzigen Inter-Gelegenheiten vor der Pause. Ansonsten ließ die PSG-Defensive wenig zu, angeleitet von Kapitän Marquinhos, der bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres nicht übersehen werden sollte.
Doué macht seinen Doppelpack perfekt
Beinahe hätte Kvitcha Kvaratskhelia (45.+2) noch vor dem Seitenwechsel das 3:0 erzielt. In Neapel bastelten die Tifosi dem Georgier Szenenbilder, in denen Napolis verstorbene Ikone Diego Maradona ihm eine Krone überreicht, als die Kampanier 2023 endlich wieder italienischer Meister wurden. Die Pariser Fans hätten ihm vielleicht eine Statue in Versailles errichtet, wenn sein Kopfball ins Netz gegangen wäre.

Direkt nach der Pause ließ „Kvaradona“ zunächst zwei weitere Gelegenheiten liegen, in Marmor gegossen zu werden. Machte aber nichts, denn bei einem weiteren schnellen Konter bediente Vitinha den 19-jährigen Doué (63.), der den Ball an Sommer vorbei zum 3:0 einschoss und sich danach seines Trikots entledigte. Falls Skulpteure schon mal die Oberkörpermaße abschätzen wollten … Schiedsrichter Istvan Kovacs verabreichte dem Top-Teenager (zwei Tore, eine Vorlage) dafür ordnungsgemäß die Gelbe Karte.
PSG-Rekordsieg im Champions-League-Finale
Kurz darauf durfte Doué vom Feld. „Mein größter Traum ist in Erfüllung gegangen in meiner ersten Saison bei PSG“, sagte der Jungstar nach dem Abpfiff: „Wir haben Geschichte geschrieben.“ Das Spiel war längst entschieden, zumal Inter bis dahin nach wie vor keinen einzigen Ball auf das Gehäuse von PSG-Torwart Gianluigi Donnarumma befördert hatte. Der italienische Europameister-Keeper von 2021 war erst richtig gefordert, als er in der 73. Minute hundert Meter nach vorne rannte – um mit Kvaratskhelia zu jubeln, der dann doch noch getroffen hatte.

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Welch eine Machtdemonstration des französischen Dauermeisters – wobei Bayern Münchens Spieler wehmütig an ihr knappes Viertelfinal-Aus gegen Inter gedacht haben mochten. Besser als die fürs absolute Top-Niveau dann doch zu langsame und überalterte Mailänder Mannschaft hätte es das Team von Vincent Kompany in einem „Finale dahoam“ wohl schon hinbekommen. Doch ob irgendein Team am letzten Maiabend 2025 gegen PSG eine echte Chance besessen hätte, darf durchaus bezweifelt werden.
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Doch damit nicht genug: Weil Inters Abseitsfalle ungefähr so italienisch war wie Eisbein mit Sauerkraut, legte PSG noch einen fünften Treffer durch den eingewechselten Senny Mayulu (87.) drauf. Einen Fünf-Tore-Sieg hatte es in siebzig vorangegangenen Meisterpokal-Endspielen noch nicht gegeben. Ein Rekord, der lange Bestand haben dürfte. Vermutlich sogar länger als das lange Sehnen von Katar und Paris St. Germain nach der begehrtesten Trophäe im europäischen Vereinsfußball.
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