„Seit zehn Wochen null Kontakt“: Zoff zwischen Rangnick und seinem Boss eskaliert
Ralf Rangnick redete sich in Rage. „Der Präsident und ich haben seit zehn Wochen null Kontakt. Gar keinen. Zero“, sagte Österreichs Nationaltrainer – und legte im Konflikt mit seinem Boss nach: „Deshalb wundert es mich, wenn er sagt, wir hätten ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis. Ich kann nur sagen, seit der Präsidiumssitzung, bei der ich vor zehn Wochen anwesend war, haben wir gar kein Verhältnis.“
Ralf Rangnick gegen Klaus Mitterdorfer – der Zoff zwischen Coach und Verbandschef hält Fußball-Österreich seit Wochen in Atem. Hintergrund ist ein Gerangel um eine neue Struktur und das Personal im ÖFB: Mitterdorfer will sich zum Jahresende unter anderem von Geschäftsführer Bernhard Neuhold trennen. Der Manager gilt als Vertrauter Rangnicks, der Deutsche will Neuhold unbedingt behalten. Doch auf einer außerordentlichen Präsidiumssitzung am Freitag soll das Aus beschlossen werden.
Ralf Rangnick auf Konfrontationskurs mit Mitterdorfer
Und so geht Rangnick nach dem 1:1 in der Nations League gegen Slowenien verbal maximal auf Konfrontationskurs. Es ist quasi so, als würde Julian Nagelsmann auf offener Bühne den Aufstand gegen Bernd Neuendorf proben. „Konflikt spitzt sich zu“, schrieb „Der Standard“. Und die „Krone“ meinte: „Krach geht weiter“.
Rangnick betonte, dass er bei der Präsidiumssitzung nicht anwesend sein werde. „Die eine, bei der ich war, die reicht mir für den Rest meines Lebens“, sagte der 66-Jährige. Und dennoch: Hinschmeißen ist für Rangnick trotz der Querelen kein Thema. „Sicher nicht“, sagte Rangnick: „Das heißt aber nicht, dass wir zu allem, was passiert, Ja und Amen sagen.“
Mitterdorfer macht Vorwurf der Vetternwirtschaft
Geärgert hat sich Rangnick offenbar auch darüber, dass Mitterdorfer den Vorwurf der Vetternwirtschaft in den Raum gestellt hat. Er verstehe die Unterstützung von Rangnick und den Nationalspielern für Neuhold, weil eine enge Freundschaft bestehe, sagte Mitterdorfer zuletzt in einem Interview. Rangnick konterte nun mit seinen Erfolgen der Vergangenheit.
„Der komplette Aufstieg mit Hoffenheim. Drei Aufstiege in vier Jahren mit Leipzig und die komplette Umwandlung von Salzburg, das vorher der Inbegriff einer Söldnertruppe war“, zählte Rangnick auf: „Glaubt irgendjemand ernsthaft hier im Raum, dass das gegangen wäre, wenn ich so etwas wie Freunderlwirtschaft betrieben hätte? Das wäre unmöglich gewesen.“
Rangnick lobt Arbeit von Geschäftsführer Neuhold
Neuhold mache „einen richtig guten Job. Und das ist der Grund, warum sich die Mannschaft und ich dafür ausgesprochen haben, dass er bleibt. Oder, wenn er nicht bleiben kann oder darf, dass es dann besseren Ersatz geben muss“, sagte Rangnick: „Und ich sehe nirgendwo besseren Ersatz und ich wüsste auch nicht, wer mit besserem Ersatz gesprochen haben soll. Ich weiß von nichts.“
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Sportlich spielt Österreich im nächsten Jahr in der Nations League in den Playoffs um den Aufstieg in die A-Staffel. „Ich war selten zufriedener, seit ich Teamchef bin“, sagte Rangnick. Nur der Zoff mit Mitterdorfer nervt. (aw/sid)