Erste Vereine fordern: Schaltet die Rasenheizung ab! Das sagen der HSV und St. Pauli
Kälter duschen, weniger heizen, Lichter ausschalten – Privathaushalte sind von der Politik dazu aufgerufen, reichlich Energie zu sparen. Auch im Profifußball werden nun immer mehr Forderungen laut, den Verbrauch einzuschränken. Ein Regionalligist fordert nun, dass Rasenheizungen künftig ausgeschaltet bleiben sollen. Und was halten Hamburger Vereine wie der HSV oder der FC St. Pauli davon?
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Kälter duschen, weniger heizen, Lichter ausschalten – Privathaushalte sind von der Politik dazu aufgerufen, reichlich Energie zu sparen. Auch im Profifußball werden nun immer mehr Forderungen laut, den Verbrauch einzuschränken. Ein Regionalligist fordert nun, dass Rasenheizungen künftig ausgeschaltet bleiben sollen. Und was halten Hamburger Vereine wie der HSV oder der FC St. Pauli davon?
Der SV Babelsberg rechnet in einem offenen Brief an DFL und DFB vor, dass die Heizungen aus seiner Sicht zu viel verbrauchen. „Bei laufendem Betrieb einer Rasenheizung geht man von einem durchschnittlichen Stromverbrauch von etwa 4000 kWh pro Tag aus. Bei großen Stadien sind das bei 120 bis 140 Nutzungstagen pro Jahr (eine Rasenheizung muss mit etwas Vorlauf vor einem Spiel anlaufen, weshalb es auch Fälle gibt, wo die Heizung in kälteren Monaten durchläuft) um die 500.000 kWh im Jahr. Zum Vergleich: Ein Zwei-Personen-Haushalt verbraucht durchschnittlich zwischen 2500 und 3200 kWh im ganzen Jahr“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: „Wir fordern daher, dass der Betrieb von Rasenheizungen ausgesetzt wird und vor allem auch die Auflage der Installation von Rasenheizungen für Vereine, die in die dritte Liga aufsteigen, gestrichen wird.“
Ex-St.Pauli-Boss Rettig kann laufende Rasenheizungen nicht verstehen
Neu ist die Forderung der Babelsberger – die selbst als Viertligist keine Rasenheizung betreiben – nicht. Ex-St. Pauli-Boss Andreas Rettig äußerte bereits im Juli Unverständnis für laufende Rasenheizungen im Winter und Flutlichter, „die volle Pulle laufen“. Seinen Angaben zufolge verbrauche eine Rasenheizung ölbetrieben rund 2000 Liter Heizöl am Tag – „das ist ungefähr so viel wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr“.
Das sagen Hamburger SV und der FC St. Pauli
Bei den großen Hamburger Vereinen Hamburger SV und FC St. Pauli reagiert man verhalten auf die Forderung – und hält sich selbst zum eigenen Verbrauch bedeckt. „Wir setzen uns intern bereits intensiv mit dem Thema auseinander und diskutieren Ideen und Pläne, um im Allgemeinen konkrete Energiesparmaßnahmen zu ergreifen. Diese beinhalten auch die Nutzung unserer durch Fernwärme betriebenen Rasenheizung“, heißt es vonseiten des HSV. Man wolle zeitnah Näheres bekannt geben.
Ähnlich sieht es bei St. Pauli aus. So stehe man im engen Austausch mit der DFL zum Thema Rasenheizung und begrüße Energiesparmaßnahmen. Der Kiezklub verweist darauf, dass man bis zu 20 Prozent weniger Energie verbrauchen wolle, wobei der Stadionbetrieb eine „relevante Rolle“ spiele. „Unser Greenkeeper-Team hat daher ein Konzept erstellt, um die gesamte Rasenpflege in der Winterpause über mehrere Wochen komplett herunterzufahren“, hieß es auf MOPO-Anfrage. Richtig warm werden will man mit den Mahnungen aus Babelsberg aber nicht: „So eine Forderung nach einer Abschaltung der Rasenheizung lässt sich natürlich einfacher aufstellen, wenn man selbst gar keine Rasenheizung für den Erhalt des Ligabetriebs benötigt.“
Das zahlt der VfB Lübeck für seine Rasenheizung
Der VfB Lübeck wiederum verfügt seit Sommer 2021 über eine gasbetriebene Rasenheizung, muss diese aber als Viertligist nicht verpflichtend nutzen und hatte sie seitdem insgesamt an drei Tagen an. Pro Tag wurden dafür bislang circa 1200 Euro fällig – das dürfte sich nun künftig aber deutlich steigern. „Wir befürworten seit jeher eine kritische Prüfung der Notwendigkeit der Einschaltung von Rasenheizung. In unserem Fall können wir sagen, dass wir in diesem Winter die Rasenheizung im Ligabetrieb gar nicht bzw. nur in absoluten Ausnahmefällen nach sorgfältiger Abwägung aller Aspekte nutzen werden“, so der Sprecher des Vereins.
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Er gibt jedoch zu bedenken, dass der Verzicht auf Rasenheizungen „insbesondere in den Bundesligen immer auch energie- und kostenintensive und gegebenenfalls klimaschädliche Folgewirkungen haben“. Beispielhaft nannte er die unnötige Anreise von Fans/Mannschaften, unnötige Vorbereitungen von Spieltagsinfrastruktur oder auch Nachholtermine an Abenden statt Nachmittagen.