Oliver Kahn vor Sky Sport Bannern.

Oliver Kahn betrachtet die Entwicklung der Bundesliga kritisch. Foto: imago/Sven Simon

Premier League mit Transfer-Rekord, Bundesliga abgeschlagen: Kahn poltert

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Die englische Premier League hat im Sommer mehr als 3,56 Milliarden Euro für Neuzugänge ausgegeben und damit den eigenen Rekord von bislang 2,94 Milliarden Euro deutlich gebrochen. Alleine der FC Liverpool investierte im nun geschlossenen Transferfenster 483 Millionen Euro für neue Spieler, zuletzt fast 150 Millionen für Alexander Isak von Newcastle United. Oliver Kahn sieht den deutschen Fußball nun im Zugzwang.

Weit hinter der Premier League liegen die italienische Serie A (1,19 Milliarden), die Bundesliga (856 Millionen), die spanische La Liga (682 Millionen) und die Ligue 1 aus Frankreich (636 Millionen). Diese vier Ligen erreichten selbst in Summe nicht die Ausgaben der Premier League. Bereits auf Rang neun folgt ebenfalls aus England die zweitklassige Championship (309 Millionen), deren Klubs mehr ausgaben als beispielsweise die Vereine der niederländischen Eredivisie.

Alexander Isak ist mit 150 Millionen Euro der neue Rekordtransfer der Premier League. IMAGO / TT
Alexander Isak im Schweden Trainingsdress mit Kaffeebecher in der Hand
Alexander Isak ist mit 150 Millionen Euro der neue Rekordtransfer der Premier League.

Bundesliga mit Transferplus – Kahn sieht Strukturproblem

Gleichzeitig machte die Premier League aber auch ein Rekord-Minus: Den Ausgaben stehen Einnahmen von „nur“ 2,04 Milliarden Euro gegenüber. Zum Vergleich: Die Bundesliga verbuchte Einnahmen von 1,03 Milliarden und somit sogar ein Plus – vor allem dank vieler Verkäufe nach England.

Der frühere Münchner Vorstandschef Oliver Kahn sieht in den Abgängen deutscher Topspieler wie Florian Wirtz oder Nick Woltemade Richtung England auch eine Warnung. „Für viele ist das inzwischen normal. Für mich ist es ein Signal: Die Liga spielt zu sehr auf Sicherheit und hat dabei verlernt, Risiken einzugehen“, kritisierte der Ex-Profi in einem Beitrag bei LinkedIn. Die Bundesliga verwalte lediglich „ihr Bestehendes und gibt sich mit der Rolle des Verfolgers zufrieden“. Die Premier League dagegen lebe ihren „Führungsanspruch“.

Kahn, der von 2020 bis 2023 im Vorstand des deutschen Rekordmeisters Bayern München saß, sieht ein Strukturproblem bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). „Wenn 36 Vereine eine Zweidrittelmehrheit brauchen, entstehen keine mutigen Entscheidungen, sondern Minimalkonsens“, schrieb der 56-Jährige: „In der Premier League reicht es, wenn 14 von 20 Klubs zustimmen – dort entstehen Lösungen, hier Kompromisse.“

Bayern „international ausgebremst“

Kahn sieht vor allem seinen Ex-Klub in der Pflicht. „Eigentlich müsste der FC Bayern am lautesten fordern, das System stärker an internationale Standards anzupassen: klarere Governance, mehr Kapital, eine bessere internationale Vermarktung“, schrieb der frühere Torhüter, der aber ein Dilemma für die Münchner ausgemacht hat: „National profitiert der Klub vom Status quo. International aber bremst er Bayern immer weiter aus.“

Aus Kahns Sicht ist die Frage, „ob wir weiter eine Liga bleiben wollen, die Talente entwickelt und dann verliert – oder Voraussetzungen schaffen wollen, dass sie hier bleiben können“. Sicherheit und Solidität seien „wertvoll“, schrieb er weiter, „aber sie gewinnen keine Titel.“

Wirtz war zuletzt für mindestens 125 Millionen Euro zum FC Liverpool gewechselt, Woltemade zog es für knapp 90 Millionen Euro zu Newcastle United. Auch die Bayern hatten sich um beide Spieler bemüht. (sid/sd)

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