• Enttäuscht: Werder-Verteidiger Milos Veljkovic, der nach einem Nasenbeinbruch mit einer Schutzmaske spielte.
  • Foto: WITTERS

Pokal-Drama: Später K.o. für Werder – Entscheidung über Kohfeldt-Zukunft gefallen

Es war das angekündigte Job-„Endspiel“ für Florian Kohfeldt. Und der Werder-Trainer hat es verloren. Auf dramatische Art und Weise. Nach einer großen Leistung seiner Mannschaft aber darf der Trainer dennoch bleiben, wie die Werder-Verantwortlichen kurz vor Mitternacht mitteilten.

Julian Nagelsmann kann derweil vor seinem Wechsel zum FC Bayern München weiter vom ersten Titel mit RB Leipzig träumen. Der Tabellenzweite der Bundesliga gewann das umkämpfte und packende Halbfinale im DFB-Pokal bei Werder Bremen mit 2:1 (0:0) nach Verlängerung.

Emil Forsberg und Ex-HSV-Profi Hee-Chan Hwang treffen für RB Leipzig

Dank zweier Joker-Tore von Ex-HSV-Profi Hee-Chan Hwang (93.) und Emil Forsberg (120.+1) stehen die Leipziger zum zweiten Mal nach 2019 im Pokalendspiel und treffen am 13. Mai im Berliner Olympiastadion auf den Gewinner des zweiten Halbfinals zwischen Borussia Dortmund und Holstein Kiel, das an diesem Samstag stattfindet. Leonardo Bittencourt (105.+1) hatten nach einem schweren Patzer des Leipziger Abwehrrecken Dayot Upamecano zwischenzeitlich für Werder ausgeglichen.

Werder Bremen kassierte zuvor sechs Niederlagen in der Liga

Die in der Liga stark vom Abstieg bedrohten Bremer kassierten dagegen trotz einer couragierten Leistung den nächsten Rückschlag. Die Bremer Verantwortlichen hatten Coach Kohfeldt nach der sportlichen Talfahrt nur eine Job-Garantie bis zum Pokalspiel gegeben. Der kämpferisch überzeugende Auftritt reichte, um Kohfeldt den Posten zu retten, wie schon eine Viertelstunde nach dem Schlusspfiff klar wurde.

Die Leipziger steckten den Wirbel um den Wechsel von Nagelsmann zu Bayern München im Sommer gut weg. Klub-Boss Oliver Mintzlaff hatte vom Coach nach Bekanntgabe der Personalie den Titel gefordert. Nun fehlt Nagelsmann dafür nur noch ein Sieg. „Das ist natürlich fantastisch. Ich hätte nicht gedacht, dass es so ein harter Abnutzungskampf wird“, sagte Mintzlaff nach dem Spiel in der ARD.

Florian Kohfeldt: „Es geht hier nicht um meine Person“

„Es geht hier nicht um meine Person. Das ist ein Pokal-Halbfinale. Die Spieler sollen für sich spielen und die Partie genießen“, hatte Kohfeldt vor der Partie gesagt. Doch seine Mannschaft stand gegen den Tabellenzweiten von Beginn an mächtig unter Druck. Bereits in der vierten Minute hatte Alexander Sörloth die große Chance zur Leipziger Führung, scheiterte mit einem Kopfball aber am stark reagierenden Jiri Pavlenka im Bremer Tor.

Werder Bremen zeigt ein großes Kämpferherz

Die spielerische Überlegenheit der Gäste war frappierend, doch die Bremer stemmten sich mit großer Kampfkraft dagegen. Damit erfüllten sie eine Forderung von Geschäftsführer Frank Baumann, der nach dem 1:3 beim 1. FC Union Berlin am Samstag die Mannschaft in die Pflicht genommen und eine Reaktion gefordert hatte.

Jean-Manuel Mbom und Davie Selke standen überraschend in der Startelf

Kohfeldt hatte sich für eine überraschende Aufstellung entschieden und Jean-Manuel Mbom und Davie Selke in die Anfangself berufen. „Leipzig hat eine sehr körperbetonte Mannschaft, da haben wir auch alle Körperlichkeit in unserem Kader zusammengekratzt“, begründete Kohfeldt seine Personalentscheidungen.

Josh Sargent vergibt die große Chance zur Werder-Führung

Und in der Tat hielten die Bremer dadurch voll dagegen und brachten die Leipziger so aus dem Konzept. Vor der Pause hatte Werder mit Ausnahme des Sörloth-Kopfballs sogar die besseren Szenen. Nach einer halben Stunde vergab Josh Sargent eine Riesenchance zur Führung, kurz vor der Pause entschied Schiedsrichter Manuel Gräfe nach einem Zweikampf zwischen Nordi Mukiele und Selke zunächst auf Strafstoß für die Gastgeber, nahm diese Entscheidung nach Intervention von Video-Assistentin Bibiana Steinhaus-Webb und eigener ausführlicher Videosichtung aber zurecht wieder zurück.

Sörloth und Nkunku treffen Latte und Pfosten

Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Leipziger den Druck und hatten Pech, dass Sörloth mit einem Kopfball nur die Latte (65.) und Christopher Nkunku nur den Pfosten trafen (78.). Doch Werder hielt weiter mit viel Leidenschaft dagegen und rettete sich in die Verlängerung dank Pavlenka, der kurz vor Abpfiff eine Riesenchance des eingewechselten Yussuf Poulsen entschärfte.

Leonardo Bittencourt: „Ein Zeichen, dass die Mannschaft lebt“

Dass es am Ende nicht reichte, schmerzte. „Aber dieses Spiel war ein Zeichen, dass die Mannschaft noch lebt“, wie Bittencourt bei Sky sagte. Die Frage, ob man sich auch für Kohfeldt so ins Zeug gelegt hätte, umschiffte der Werder-Torschütze. „Wir wollen jedes Spiel für uns und den Verein gewinnen“, sagte er und fügte hinzu: „Wenn wir so auftreten, ist das ein Zeichen, dass die Mannschaft lebt, aber ich entscheide hier gar nichts.“ Die Bosse nahmen ihm dies wenige Minuten später ab.

Frank Baumann stellt klar: „Flo wird Trainer bleiben“

„Uns war klar, dass wir einen Reiz setzen mussten. Diesen Reiz hat aber insbesondere auch Florian in der Trainingswoche gesetzt“, erklärte Geschäftsführer Frank Baumann bei Sky und stellte klar: „Flo wird Trainer bleiben. Wir haben ein ganz großes Ziel: den Klassenerhalt. Und wir sind überzeugt, dass wir dieses Ziel mit Florian Kohfeldt erreichen.“

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Darüber durfte sich trotz der Niederlage auch Stürmer Selke freuen: „Riesen Respekt an die Jungs. Wir wollten unbedingt was zeigen und wir waren ganz, ganz nah dran an etwas ganz Besonderem.“ Am Ende fehlten knapp zwei Minuten bis zum Elfmeterschießen.

Florian Kohfeldt zeigt sich traurig, aber kämpferisch

„Die Reaktion und die Leistung der Mannschaft war herausragend. Trotzdem sind wir natürlich bitter enttäuscht. Da ist sehr viel Traurigkeit“, sagte Kohfeldt selbst, gab sich aber zugleich sehr kämpferisch. „Ich bin Wettkämpfer und die Mannschaft hat gezeigt, dass sie Wettkämpfer sind. Ich kämpfe dafür, dass Werder Bremen in der Klasse bleibt.“ Über die Entscheidung für seine Zukunft sagte Kohfeldt: „Es freut mich, weil ich das Ding hier zu Ende bringen will – zusammen mit dieser Mannschaft, die Herz hat.“ Das hatten sie am Freitagabend bewiesen. (mp/dpa)

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