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  • Das Cover von Patrick Ittrichs Buch
  • Foto: hfr

Patrick Ittrich: Hamburgs Top-Mann kämpft gegen Image-Problem der Schiri-Zunft

Er ist aktuell Hamburgs Vorzeige-Schiedsrichter. Groß geworden beim Mümmelmannsberger SV, als aktiver Fußballer ausgebremst vom eigenen Körper, an der Pfeife hingegen in der deutschen Elite angekommen. Nun hat Patrick Ittrich mit Unterstützung von NDR-Journalist Mats Nickelsen ein Buch geschrieben.

„Die richtige Entscheidung – Warum ich es liebe, Schiedsrichter zu sein“ erscheint am Freitag (Edel Verlag, 18,95 Euro) und gibt auf 224 unterhaltsamen, lesenswerten Seiten Einblicke in Werdegang und Alltag eines Referees, der sich ob seines kommunikativen und respektvollen Auftretens einen festen Platz in der Bundesliga-Branche gesichert hat. Die MOPO sprach im Vorfeld mit dem 42-Jährigen über …

… seine Vorteile als ehemals aktiver Fußballer:

„Die meisten Schiedsrichter haben Fußball gespielt, und es sind welche dabei, die richtig gut kicken können. Nicht nur Daniel Siebert, auch ein Manuel Gräfe oder Daniel Schlager sind hervorragender Fußballer. Da gibt es einige. Das muss nicht zwingend die größte Voraussetzung sein, um ein guter Schiedsrichter zu werden, das glaub ich nicht. Aber es hilft natürlich, um gewisse Sachen besser einschätzen zu können. Du weißt, was kommen könnte. Die Antizipationsfähigkeit, zum Beispiel bei einem Foul oder dessen Folgen, ist gegeben. Aber das bringt auch alles nichts, wenn du das Foul nicht siehst.“

… gefühlt zunehmende Öffentlichkeitsarbeit der Schiris (z. B. die Doku über Deniz Aytekin):

„Es ist immer schon so gewesen, dass man die Schiedsrichter so ein bisschen differenziert wahrgenommen hat. Das Image des Schiedsrichters ist nach wie vor kein positives, und da glaube ich, dass man davon wegkommen muss. Man muss sich aber auch des Risikos bewusst sein, dass man, wenn man durch mehr an die Öffentlichkeit tritt als durch seine Spielleitung, mal einen Spruch mehr abbekommt. Aber das ist es mir wert, meinen Berufsstand in ein positives Licht zu rücken. Social Media ist da natürlich auch so ein Aspekt. Ich bediene nur Instagram und merke dabei, wie das angenommen wird. Viele Leute wollen wissen, wie ich trainiere, wie ich mich fit halte, und vor allem junge Schiedsrichter finden das total toll.“

… die Kluft zwischen Klubs und Aktiven hier, Schiedsrichtern dort:

„Ich denke, da sind wir von weg. Natürlich kommt man nicht in allen Punkten zusammen, das liegt in der Natur der Sache. Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber es gibt Situationen, die ein Schiedsrichter besser beurteilen kann als irgendjemand anders. Weil man genau dafür fachlich ausgebildet wurde. Es gibt gewisse Sachen, da haben wir einfach eine andere Draufsicht, eine andere Meinung. Aber definitiv rücken wir immer näher zusammen. Und die Summe der Sachen, die Probleme bereiten, wird immer kleiner. Wir sind echt auf einem guten Weg, uns mit allen Beteiligten zu unterhalten.“

… negative Reaktionen von Fans gegenüber seinen vier Töchtern:

„Das habe ich bislang noch nie erlebt. Meine Tätigkeit als Schiedsrichter wird positiv aufgenommen an der Schule meiner Kinder. Es ist noch nie vorgekommen, dass jemand zu einer meiner Töchter gekommen ist und gesagt hat: Was hat denn dein Papa da wieder für einen Mist gepfiffen am Wochenende? Ich frage sie ab und zu mal nach medienauffälligen Spielen, ob was gewesen ist. Aber sie haben bislang immer nö gesagt.“

… das bislang einzige und vermutlich für immer letzte Hamburger Derby, bei dem er im Einsatz war:

„Stimmt. Das muss 2004 gewesen sein. Norbert Grudzinski hat das gepfiffen, das war in der 3. Liga, HSV II gegen St. Pauli, da war ich Assistent. Aber du tust dir damit keinen Gefallen, die eine Hälfte der Stadt ist sauer auf dich. Das hat damals der Regionalobmann so angesetzt. Das war möglich, weil das Spiel nicht im Lizenzfußball stattfand.“

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