Ein „tragischer Fall“: Kahns Saudi-Trip sorgt für Wirbel in der Heimat
Oliver Kahn hält einen goldenen Kelch, Oliver Kahn lässt sich aus einer goldenen Kanne Tee servieren, Oliver Kahn überreicht einen goldenen Handschuh. Kurz: Es glitzert und funkelt auf den Bildern, die den früheren Bayern-Boss damals und heute in Saudi-Arabien zeigen. Bei so viel Willkommenskultur lässt sich Kahn natürlich nicht lumpen – und schwärmt von seinen politisch höchst umstrittenen Gastgebern.
„In den Fußball zu investieren, kann nie eine schlechte Sache sein“, sagte der 54-Jährige in der saudischen TV-Sendung Kora Rotana über die milliardenschwere Transferoffensive der dortigen Liga. Sein zwölfjähriger Sohn wolle zu hause im TV die Spiele mit Cristiano Ronaldo oder Karim Benzema sehen, erzählte er, „das ist wunderbar. Fußball bringt die Welt zusammen, das haben wir alle bei der WM 2022 in Katar gesehen.“
Kahn erntet Spott aus der Heimat
Kahn besuchte in Saudi-Arabien mehrere Klubs und knüpfte dort an seine bereits 2017 aufgenommenen geschäftlichen Kontakte an. In der TV-Show wurde er als „Ikone“ präsentiert, immer wieder wurden Highlights aus seiner Profikarriere eingespielt. Er revanchierte sich mit seinen Schwärmereien – und erntete dafür Spott aus der Heimat.
Bayern-Mitglied Michael Ott, in der Frage des Katar-Sponsorings Chefkritiker „seines“ Klubs, schrieb bei X (ehemals Twitter) vom „tragischen Fall eines ehemaligen Welttorhüters, der sich jetzt auch persönlich für saudi-arabische Propaganda hergibt. Einfach nur enttäuschend.“
Wie das Aus von Kahn beim FC Bayern im Mai. Sein Abschied, berichtete Kahn mit einigem Abstand am Persischen Golf, sei wegen „unterschiedlicher Denkweisen“ allerdings „für beide Seiten besser“ gewesen. Einfach waren seine beiden Jahre an der Spitze eines Weltklubs nicht, ergänzte Kahn. Er habe in dieser „herausfordernden, großartigen“ Zeit aber „viel gelernt“.
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Jetzt scheint er bereit für Neues. Einen Job bei der FIFA zum Beispiel? „Jemand hat mal gesagt“, meinte Kahn schmunzelnd: „Im Leben ist alles möglich.“ Beim Weltverband würde sich sicher auch jemand finden, der ihm einen goldenen Löffel reicht. (sid/lsc)